Ähnlichkeit zu realen Personen ist (nicht) zufällig...

Mein aktueller Roman spielt in der sehr nahen Zukunft in einer der unseren sehr ähnlichen Welt (außer Corona). Protagonisten und Randfiguren sind im Großen und Ganzen komplett fiktiv. Dazu gehören z.B. auch ausgedachte Prominente und Politiker.

Trotzdem habe ich im aktuellen Manuskript ein paar Verweise zu realen Personen (Markus Lanz, Miley Cyrus oder vergleichbar).

Ich gehe davon aus, dass das sowohl rechtlich als auch stilistisch nicht bedenklich ist (habe es in der Form zumindest auch schon in anderen Romanen so gesehen). Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob es vielleicht doch einen Grund gebe, komplett auf die Verweise zur Realität zu verzichten. Aber immer wenn ich darüber nachdenke, fühlt es sich nicht passend an, den Protagonisten bei “Marco Ranz” auftreten zu lassen (nach dem Motto: wenn man Markus Lanz bei Wish bestellt).

Hattet ihr dieses Dilemma schon mal? Was waren eure Pro- und Contra-Argumente?

Vielen Dank und viele Grüße,
Gregor.

Ranz klingt jetzt nicht so toll, ich würde einen Südtiroler Moderatoren nehmen, der ähnlich klingt aber nicht nur einen Buchstaben vertauschen, sondern etwas krativer werden. In jedem Fall würde ich den Satz:

Alle Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden beziehungsweise verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind keinesfalls beabsichtigt.

… einfließen lassen. Ob dich das schützt? Jedenfalls kann es nicht schaden. Nur eins musst du wissen, die Leute werden immer empfindlicher. Was vor Jahren keinen aufgeregt hätte, weil man damals noch Fiktion und Realität auseinanderhalten konnte, treibt heute die Leute scharenweise auf die Barrikaden. Lies mal über Robert Menasse und »Die Hauptstdt« nach, was da passiert ist. Ein veritabler Scheißesturm und warum? Weil er einem Politiker was in den Mund gelegt hat, was er nie gesagt hat. Und die Kritiker werfen ihm das vor! In einem Roman! Das ist todesdämlich, aber so ist die Zeit, unsere Zeit. Ein Romanautor denkt sich was aus und wird gekreuzigt, weil er sich was ausgedacht hat? Die Welt wird immer bescheuerter.

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In den ersten Entwürfen und Entwicklungen kann die Interaktion zwischen fiktiver Figur und realen Charakteren durchaus hilfreich sein.

In den weiteren Arbeitsschritten kann man ganz nah an der Realität bleiben, wenn man das Format der Sendung versteht, die Zielgruppe, die Auflagen des Senders, die redaktionell erarbeiteten Themen, die Persönlichkeit und Professionalität des Moderators. Egal ob Marco Ranz oder Egon Schlunz, jede dieser Persönlichkeiten hat einen Lebenslauf, eine persönliche Entwicklung und ein Motiv.

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Kommt schon ein bisschen darauf an, wie die realen Figuren dargestellt werden. Grundsätzlich müssen sich Personen der Zeitgeschichte oder sonstwie in der Öffentlichkeit Stehende in dieser Hinsicht mehr gefallen lassen als Frau Kunze aus der Nachbarschaft (und außerdem werden die meisten einen Teufel tun und einem Autor auch noch zu mehr Publicity verhelfen, indem sie ihn verklagen), aber wenn man einfach schreibt „Am Tag darauf wurde Haupt Person in die Talkshow von Markus Lanz eingeladen, wo er mit einem anderen Gast in ein wildes Handgemenge geriet“, dann ist das sicher weniger bedenklich, als wenn man besagten Moderator so in die Handlung verwickelt, dass er in einem schlechten Licht dasteht. Wenn man vorhat, einer realen Person am Zeug zu flicken, ist es sicher besser, ihr einen anderen Namen zu geben, um nachher mit unschuldigem Augenaufschlag sagen zu können, „was, der Herr Lanz glaubt sich in dem zu erkennen? Na, das überrascht mich jetzt aber!!eins!elf!!!“
:kissing:

Als Verlagsautor bespricht man das übrigens einfach und komfortabel mit dem Rechtsanwalt des Verlags …

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