Das Lied des Flusses

Hoch

oben

beginnt

meine Reise

sprudelnd

fröhlich

plätschernd

fließe ich

talwärts.

Jetzt vorbei

an Wiesen

und Feldern

auch hier nur:

entdecken

zum Erforschen

keine Zeit.

Algen wachsen

in meinem Bett

Weiden säumen

die Ufer

Fische schwimmen

in klarem Wasser.

Durch Dörfer

und Städte

Mittel zum Leben

für Pflanzen

Tiere und Menschen.

Immer breiter geworden

langsamer, ruhiger, träger

Brücken verbinden meine Ufer

das gewaltige, unendliche Meer

schimmert in der Ferne

das Ende der Reise erreicht

endlich ausruhen und verbinden

meine endgültige Bestimmung finden.

Aw: Das Lied des Flusses

Hallo,

habe gerade gesehen, dass sich hier noch niemand zu einer Kritik erbarmt hat. Könnte daran liegen, dass es Lyrik ist. Mein Fall sind Gedichte eigentlich auch nicht, aber dieses hier ist durch seine Form und den verständlichen Stil sehr angenehm zu lesen.

Gleich beim ersten Lesen sehe ich das Wasser, wie es sich in den Bergen sammelt, und erst flink und steil, dann immer breiter und langsamer durch die Landschaft schlängelt. Da ich oft in Schottland wandere, habe ich auch gleich bestimmte Bilder vor Augen.

Für mich als Lyrik-Laien ist es ein schönes Gedicht (nachdem ich mich daran gewöhnt habe, dass sich Gedichte nicht mehr reimen müssen)

LG

Dunni

Aw: Das Lied des Flusses

Ich find’s gut. Wenn ich etwas ändern müsste, würde ich …

  • in der ersten Strophe versuchen, durch kurze Worte das Springen des kleinen Rinnsals über Steine noch zu betonen

  • in der zweiten Strophe versuchen, die Windungen des Baches noch etwas mehr herauszustellen (kleine Bäche schlängeln sich durch die Landschaft), vielleicht irgendwie die Worte “hin” / “her” benutzen? Auch würde ich “vorbei” ersetzen mit “(mitten)durch”, denn der Leser schaut ja aus der Wasserperspektive und da ist es schöner, wenn man mittendrin statt nur dabei ist :slight_smile:

Gruß

Mario

Aw: Das Lied des Flusses

In der Hauptsache sehr treffend!

Die ersten Worte holpern so vor sich hin, was zunächst befremdlich wirkte, aber bei ‘sprudelnd’ absolut Sinn ergab. Ich hatte sofort eine Quelle vor Augen und Kieselsteine, über die das Wasser seinen Weg antrat.

Was icetear zu Strophe zwei meinte, sehe ich als wertvollen Vorschlag an. ‘vorbei’ brachte mich tatsächlich ein wenig raus. Heir fehlt mir die besondere Perspektive, als Bach die Wiesen gar nicht richtig sehen zu können, da ich mich ja in meinem Bett befinde. Entdecken statt erforschen rettet die Strophe allerdings mit Bravour.

Beim Ende der Reise/ der endgültigen Bestimmung schrie der Physiker in mir ‘Und wo bleibt der Rest vom Wasserkreislauf?’ Das gefiel mir immer an Flüssen, sie beginnen miniklein, wachsen zu kaum vorstellbarer Größe, wo es nicht auffällt, wie sie sich verwandeln, unternehmen eine völlig entgegengesetzte Reise und irgendwann sind sie wieder miniklein.

Insgesamt empfinde ich es als sehr angenehm zu lesen. Es hat bei mir einen Hauch Glücksgefühl hinterlassen.