Dunkles Land

Ihr Lieben,

auch von mir nun eine Leseprobe. Ich gebe bewusst keinen Kontext, da es sich hierbei um die ersten Seiten der Geschichte handelt (den Prolog) und sie beim Leser auch ohne Erklärungen funktionieren sollten.

Ich freue mich darauf, von eurer Kritik zu lernen.

Entscheidungen

379 a.C. (anno Caliginis)

152. Nacht;

Zeitrechnung der Wanderer

Zeit der mittleren Nachtwache

Irgendwo in der Stadt der Toten

*Wenn Licht einst ist vergangen, oh, fürchtet die Schatten in der Dunkelheit! *

-Unbekannt

Er hatte keine Angst, dass sie ihn sahen.

Die Schatten der Stadt waren tief und dienten ihm als Versteck. Stets in Bewegung leckten sie am Gemäuer und verwirrten den Blick. Es war leicht, hier den Verstand zu verlieren, nicht umsonst machten die Wanderer einen großen Bogen um die Ruinen. Er aber hatte wie so oft nicht zu Ende gedacht, war getrieben gewesen von Wut und Hass und Enttäuschung.

Die Gefahr lag im ausgeprägten Geruchssinn der Stadtbewohner. Sie witterten Beute aus hunderten Metern Entfernung und diskriminierten bei der Jagd nicht zwischen schlagenden Herzen. War das Blut noch warm, landete man auf ihrer Speisekarte. Alles andere interessierte sie nicht, getreu dem Motto: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Er war am Arsch und er war selbst schuld. Sorge verdunkelte seine noch kindlichen Augen, doch er verwarf den Gedanken an Flucht genauso schnell, wie er ihm kam. Man konnte vieles über ihn sagen; er mochte ein Taugenichts sein, ein Tunichtgut, ein Träumer, aber ein Feigling war er nicht. Und selbst wenn, er würde gar nicht aus der Stadt herausfinden, denn schon auf dem Weg hinein, hatte er in kürzester Zeit die Orientierung verloren. Deshalb war er jetzt ja in dieser verzwickten Situation.

Vor ihm spaltete ein Durchbruch die Mauer. Das Fundament lag hier höher als die Straße auf der anderen Seite. Von dort könnte er sich auf einen der patrouillierenden Dämonen stürzen, noch bevor dieser ihn überhaupt bemerkte. Er schluckte hart, denn dass er kein Feigling war, bedeutete nicht, dass er nicht gewaltiges Muffensausen hatte. Doch das war es, was ihn von den anderen Mitgliedern des Trupps unterschied: Seine Angst lähmte ihn nicht.

Vorsichtig schob er sich näher an den Durchbruch. Es dauerte nicht lange, bis ein Gurgeln an seine Ohren drang und jedes seiner Haare zu Berge stehen ließ. Einmal mehr kämpfte er den Drang nieder, die Beine in die Hand zu nehmen.

Genauso hatte es geklungen, als seine Mutter mit aufgeschlitzter Kehle zu sprechen versucht hatte. Und genauso klangen die* Ash’Khanarr*, die Kreaturen, die nun schon so lange das Land heimsuchten. Es gab kein Zurück mehr, jetzt oder nie. Er sprang.

Der Dolch, mit dem er sonst Hasen das Fell über die Ohren zog, fraß sich tief in das Gehirn seines Opfers. Hinter ihm erklang ein durchdringendes Kreischen. Ein weiterer *Ash’Khanarr *hatte alles beobachtet und schlug Alarm. So viel zu seinem Plan, die Dämonen einzeln zu erledigen.

Die Kreatur war groß. Ihr Maul war so weit, dass sie Opfern mit einem einzigen, gewaltigen Bissen, den Kopf abreißen konnte. Enge Reihen spitzer Zähne setzten sich darin bis tief in den Rachen fort. Die Lippen, wenn man sie denn so nennen konnte, ähnelten ausgetrockneten Würmern und erlaubten einen direkten Blick auf fauliges Zahnfleisch.

Oberhalb des ewigen Grinsens fraß sich ein fleischig-rotes Loch in die Fratze. Die Haut darum herum war von Pusteln und Abszessen übersäht und hatte die Farbe von Leinen, die zu lange nicht gewaschen worden waren. Der haarlose Kopf wirkte zu groß und schwer für den ausgemergelten Körper. Eindeutig, er hatte es mit einem Greckal zu tun.

Der Schrei der Kreatur lähmte ihn. Erst als sie ihr Maul schloss, fand der Junge wieder zu sich. Umso hastiger zog er einen Langdolch aus seinem Waffengurt und zielte damit auf den Hals des Greckals. Wie Butter fuhr die Schneide durch Haut und Knochen. Der Kopf landete mit einem Schmatzen im Morast, der Körper kippte hinterher. Es war in diesem Moment, dass weitere *Ash’Khanarr *eintrafen.

Unter die Greckals mischten sich nun auch Krabbler. Ihre ledrige Haut, aus deren Poren bei Bedarf kleine Widerhaken schnellten, hatte die gleiche Farbe wie die Schatten um ihn herum. Spätestens jetzt war klar: Hätte er versucht, aus der Stadt zu fliehen, wäre er blind in ihre Kieferzangen gelaufen.

Zeit, sich zu fürchten, war keine. Schon hackten klauenbewehrte Vorderläufe auf ihn ein, Kieferzangen klapperten, Augen leuchteten gierig. Er wich aus, sprang nach hinten, duckte sich, stieß mit seinem Dolch blind in die Masse. Es war ein einziges Gewusel.

Er hatte sich gewaltig verschätzt, gewaltig überschätzt. Ein Held hatte er sein wollen und war doch nichts als ein Aufschneider. Seinen Bewegungen mangelte es an Präzision und Kraft, seine Angriffe waren unplatziert und hektisch. Einzig seiner Schnelligkeit verdankte er es, dass er noch stand. Davon, den Kampf für sich zu entscheiden, konnte er nur träumen.

Und doch, das Adrenalin, das durch seine Adern pumpte, trieb ihn zu ungeahnten Höchstleistungen an. So schnell wie heute, hatte er sich noch nie bewegt. Auch jetzt duckte er sich wieder unter einem Hieb hinweg, rollte außer Reichweite und sprang auf einen Mauerrest in der Nähe.

Kurz verschaffte er sich einen Überblick und stürzte sich dann wieder in die wogende Masse seiner Gegner. Es hatte nichts mit Können und noch weniger mit Intelligenz zu tun, dass er bei dem Sprung nicht den Tod fand. Wie durch ein Wunder verfehlte er die ausgestreckten Klauen und nagelte beim Landen zufällig einen Krabbler unter sich fest.

Der Moment des Triumphes hielt jedoch nicht lange an. Sobald ihm bewusst wurde, dass er sich nun im Zentrum des geifernden Pulks befand, verlor sich sein Grinsen wieder. Wäre Zeit dafür gewesen, hätte er sich an die Stirn gefasst und ungläubig den Kopf geschüttelt. Was für ein riesen Trottel er doch war.

Schon flog die nächste Klaue heran. Er warf sich nach hinten, stützte sich ab und trat dem Greckal über sich mit aller Kraft in die Fratze. Der verlor vollends das Gleichgewicht und stolperte einige Schritte rückwärts. Bevor er jedoch außer Reichweite war, griff der Junge beherzt zu und zog sich am nächstmöglichen Körperteil nach oben, Aus der Bewegung heraus versenkte er seinen Dolch im Bauch des Unglücksraben.

Wie sich herausstellte, wäre das allerdings gar nicht nötig gewesen. Bereits vorher quietschte der Greckal vor Schmerz laut auf, verdrehte die Augen und verlor das Bewusstsein. Erst da wurde dem Jungen bewusst, woran er sich hochgezogen hatte. Glück hatte das niemand gesehen.

Immer mehr Ash’Khanarr warfen sich ins Getümmel. Einige von ihnen mussten noch Frischlinge sein, denn sie reichten ihm gerade Mal bis zu den Knien. Dicht an dicht drängten sie sich, schlugen und bissen umso wilder. Dass sie dabei auch ihre eigenen Brüder und Schwestern verletzten, kümmerte sie nicht. Einige ließen sogar ganz von dem Jungen ab und stürzten sich stattdessen hungrig auf ihre gefallenen Geschwister.

Wieder sauste eine Klaue auf in herab und dieses Mal entkam er ihr nur knapp. Seine Bewegungen wurden langsamer, ungeschickter. Die Zahl seiner Gegner hingegen stieg trotz allem weiter an. Das Bild eines jungen Mädchens blitzte vor seinem inneren Auge auf. So hatte er sich das Ganze hier nicht vorgestellt. Und dann erwischte es ihn.

Plötzlicher Schmerz nahm ihm den Atem. Er fühlte sich, als hätte er jeglichen Halt verloren. Seine Knie wurden weich, die Welt verschwand in Finsternis. Erst jetzt, der Sicht beraubt, bemerkte er das ungewohnte Pulsieren. Blut sprudelte aus einer tiefen Wunde, die sich von Achsel bis zum Becken zog. Er fiel auf die Knie, spürte nur noch das Brennen und Reißen an seiner Seite.

So war das alles *echt *nicht geplant gewesen.

Er hatte gedacht, er würde im Angesicht des Todes in Panik verfallen. Doch entgegen seiner Erwartung war er völlig ruhig. Mit der Erkenntnis, dass nichts seinen Tod abwenden würde, fiel alle Angst von ihm ab. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er frei atmen.

Was sie wohl gerade tat? Es hieß, im Augenblick des Todes, sähe man das Paradies. Er aber, sah nur sie, dachte nur an sie und bereute, dass sie so wenig Zeit gehabt hatten. War es ein Fehler gewesen sich in die Stadt zu begeben? Er wusste es nicht.

Bereits jetzt vermisste er den Wind in seinen Haaren. Den Duft von klebrigem Harz in der Nase. Das Gefühl von Rinde unter den Fingerspitzen. Er würde seine Heimat nie wieder sehen, sich nie wieder unter tief-hängenden Ästen hinweg ducken, nie wieder über knorrige Wurzeln springen oder mächtigen Bäume erklimmen und nie wieder würde er ihre weichen Lippen auf seiner Wange spüren.

Unaufhörlich sprudelte das Blut. Der Schmerz war verebbt, und der Junge auf einmal so unendlich müde. Die Welt um ihn herum, verlor seine Gestalt, verschmolz zu einer einzigen schwarzen Masse. Das Letzte was er sah, war ein sonderbar heller Fleck, den rot glimmende Linien durchzogen. Schließlich, ohne seinen Blick noch einmal abzuwenden, kippte er in den Morast.

Verzeih mir.

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ich schau morgen rein, jetzt ist es selbst mir zu spät.

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Hallo @Lisella
Mir gefällt es. Ich mag deinen Schreibstil.
Hängengeblieben bin ich hier:

Das liest sich seltsam. Über Fremdwörter in Romanen kann man sicher streiten, ich würde darauf verzichten.
Du verwendest einige - verzeih mir den Ausdruck - ausgelutschte Begriffe, die m.M.n auch nicht so recht zu Fantasy passen.
Zum Beispiel: Muffensausen, das Fell über die Ohren ziehen, Haare zu Berge stehen, Beine in die Hand nehmen, Alarm schlagen.
Dann hast Du Sätze drin, die das Tempo aus dem Kampf nehmen:

Das war’s jetzt erstmal. Ich hoffe, es hilft dir ein wenig.
Liebe Grüße
Sabine

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Hallo Lisella,

hier einige Punkte, die mir bei der Lektüre ins Auge gefallen sind:

  • die diversen Zeitrechnungen zu Beginn sind etwas zu viel
  • Der Hinterhalt im Durchbruch, damit ihn die Dämonen nicht bemerken: Ist das nicht reichlich sinnlos, wenn die Wesen einen ausgeprägten Geruchssinn haben und ihn schon aus hundert Metern Entfernung wittern können?
  • Im gleichen Absatz erwähnst du seinen Trupp. Wer ist das und wo sind die? Schon tot? Irgendwo sonst in der Stadt?
  • Verstehe ich es richtig, das Ash’Khanarr ein Gattungsbegriff ist wie Dämonen und Greckals und Krabbler konkrete Spezies?
  • Passt die Bezeichnung “Dämonen”? So wie du schreibst, sind deine Ash’Khanarr einfach instinktgetriebene Kreaturen, keine Wesen mit Bewusstsein, die absichtlich Böses tun.
  • Ein Langdolch, der zum Köpfen verwendet wird und bei dem die Schneide wie Butter durch Fleisch und Knochen schneidet? Wenn das Vieh nicht gerade ein zartes Schwanenhälschen hat, wird das nicht funktionieren, das müsste eine schwerere Waffe sein, die mehr Wucht entwickelt wie ein Schwert oder eine Axt.
  • Er zielt mit dem Langdolch auf den Hals - zielen passt eher zu Fernwaffen.
  • “verfehlte er die ausgestreckten Klauen” - entweder “entging er den ausgestreckten Klauen” oder “verfehlten ihn die ausgestreckten Klauen”
  • Der EKG bei dem Greckal als humoristische Einlage ist ja ganz witzig, aber nimmt Dramatik und Action aus dem Kampf mMn.
  • Wie sieht diese Stadt der Toten eigentlich aus? Ist es eine menschliche Stadt, die von den Ash’Khanarr übernommen wurde oder ist es mehr wie ein Insektenbau? Die Beschreibung der Ash’Khanarr würde dazu passen.
  • Warum ist er überhaupt dorthin gegangen? Du deutest verschiedenes an, in verschiedenen Richtungen, aber vielleicht ein kleiner, etwas deutlicherer Hinweis wäre hilfreich. Will er seine Liebe befreien, die dort gefangen gehalten wird? Ist dort irgendwo ein unglaublich wichtiges Artefakt versteckt? War er besoffen und wollte vor seinen Kumpels den dicken Maxe spielen?

Klingt jetzt alles etwas viel, aber um die (unausgesprochene) Frage aller Fragen zu beantworten: Ich würde weiterlesen wollen. :slight_smile:

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Das liest sich sehr flüssig und ist spannend geschrieben.
Ein paar winzige Stolpersteine sind ja schon erwähnt.

Einziger Wermutstropfen für mich, der Haken am Schluss: *Verzeih mir. *Die Frage nach der Schuld empfinde ich generell als überstrapaziert. Und ich brauche diesen Haken bei Deinem Text nicht, für mich ist es Rätsel genug, warum er sich überhaupt in diese ausweglose Situation gebracht hat.

Ich hoffe, Fortsetzung folgt. :footprints:

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ich wusste gar nicht, dass Butter auch schneiden kann ;-). Es sollte wohl eher “Wie durch Butter …” heißen.

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Hier noch ein paar Vorschläge. Ganz unverbindlich natürlich …

Diesen Satz könnte man komplett rausnehmen. Dass er in Schwierigkeiten ist, weiß man ja. Das muss nicht noch extra erklärt werden.
Außerdem nimmt der Satz Tempo raus.

dass er kein Feigling war, bedeutete nicht, dass er sich nicht fürchtete.

Wieder so ein Satz, der das Tempo rausnimmt.

Hier könnte man einen Punkt machen.

Wie groß? Da würde ein Vergleich passen.

Hier schließe ich mich @anon37238882 an:

:slight_smile:

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Ich kann mich den anderen eigentlich nur anschließen, sie haben bereits alles erwähnt, worüber ich auch gestolpert bin. Und auch ich würde weiterlesen wollen, auch wenns noch einiges an Feintuning braucht, liest es sich spannend und lebendig, du bist da auf einem richtigen - und vielversprechenden - Weg.

Hier noch eine Kleinigkeit:
So schnell wie heute, hatte er sich noch nie bewegt.
In diesen Satz kommt kein Komma!

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Tausend Dank für das ganze Feedback - das wird ganz bestimmt bei der nächsten Überarbeitungsrunde von großem Wert sein.

Es fällt mir sehr schwer, mit meinem eigenen Geschreibsel “zufrieden” zu sein. Oft weiß ich nicht zu unterscheiden, wann ich zu sehr ins Schwafeln gerate und welche Paragraphen dann doch wichtig sind. So kommt es wohl auch, dass ich bei meiner letzten Kürzungs-Aktion offenkundig zu viel gekürzt habe. Ich hoffe, mit euren Hinweisen und Anregungen fällt es mir beim nächsten mal leichter, das Richtige auszuwählen.

Nach der Überarbeitung stellt sich die Frage, was im nächsten Kapitel Thema sein soll. Der kurze Exkurs in die weiße Zitadelle, dem Nest der Ash’Khanarr? Auf dem Weg schauen wir Frick über die Schulter, einem Greckal der kaum Geduld und sehr viel Hunger hat und mit Autorität irgendwie so gar nichts anfangen kann.

Eine weitere “Heldin” wartet ebenfalls noch auf ihren Auftritt: Kineah, das Mädchen aus den Bergen, das einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besitzt, immer etwas verpeilt ist und andere ein bisschen zu gerne ärgert. Könnte das Höhlenschwein Gevin reden, dessen Name überhaupt nicht von dem meines Ex-Freundes Kevin abgeleitet ist, hätte es sicher schon längst bei der Höhlenleitung über Kineah beschwert, denn Kevin, hoppla autocorrect, Gevin findet die ewigen Witze über Schweinebraten so gar nicht lustig.

Zwischen Prolog und ausgewachsener Kineah wird es einen Zeitsprung geben, denn das Mädchen ist zum Zeitpunkt des Prologs noch gar nicht geboren. Würde ich die Geschichte nicht schreiben, wüsste ich sofort, ob ein solcher Aufbau mich als Leser stört. Als Autor jedoch schlage ich meine Hände überm Kopf zusammen und denke, “aber wenn es doch so ist?” und weiß dennoch nicht mehr zwischen nervig und gut zu unterscheiden. Herrje, was eine fremde Welt doch für ein Kuddelmuddel ist.

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Oh ja! Und manche Leute meinen, Fantasy wäre von allen Genres am einfachsten zu schreiben. Ich denke dabei dann immer, sie haben es selber noch nie versucht.

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Ich kann nur den Tipp von @Maxe weitergeben: Das Seminar von Brandon Sanderson auf YouTube vom letzten Jahr. Leider auf Englisch, aber, he, es gibt keine Hindernisse, nur Herausforderungen. Und eine Pausetaste. :rofl:.
Sehr grob gesagt, kommt es ganz darauf an, ob Du ein schreibender Entdecker, äh entdeckender Schreiber, oder ob Du ein planender Schreiber bist. Wenn Deine Geschichte erst beim Schreiben entsteht, würde ich einfach loslegen, alles rauslassen, was kommt und hinterher sortieren, ob Deine Szenen in der Reihenfolge Sinn ergeben, wie Du sie geschrieben hast.
Planst Du lieber vorher, dann wirst Du die wunderbaren Tools von Papyrus lieben. Ich entdecke grade Charakterkarten, Zeitstrang und Denkbrett für mich und muss aufpassen, vor lauter Planen nicht das Schreiben zu vergessen. :laughing:
Egal wie, Hauptsache loslegen und sich nicht selbst aufhalten.
Siehe oben Yoros Motto.

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Bitte hier entlang: https://www.youtube.com/playlist?list=PLSH_xM-KC3Zv-79sVZTTj-YA6IAqh8qeQ :slight_smile:

Ich habe bisher noch nicht die Leseprobe gelesen, aber was ich der Diskussion entnehmen kann, ist, dass man schlichtweg nicht zu viel nachdenken sollte, @Lisella. Man kann sich sein eigenes Zeug nämlich auch kaputt denken. :smiley:

Wie @Sumsa bereits schrieb, gibt es unterschiedliche Schreibtypen. Du solltest zuerst rausfinden, was dir am ehesten taugt: Alles aufs Papier bringen und danach sortieren, oder wie ein Architekt das Grundgerüst bauen und dann erst schreiben. In der Hinsicht helfen dir die lectures von Brandon Sanderson sicherlich auch. Man muss einfach ein Gefühl dafür bekommen, was richtig ist, was nicht richtig ist und wie Szenen, Kapitel, Charaktere, Handlungsstränge und Welt zueinander stehen. Ich arbeite selbst an den letzten Zügen meines Manuskripts (ebenfalls Fantasy, wenngleich nicht im klassischen Sinne, also keine High Fantasy) und gerade wenn man seine eigene Welt entworfen hat, muss man viel beachten. Allerdings hast du auch wesentlich mehr Freiheiten und solange die Dinge in deiner Welt und Geschichte in sich logisch sind, passt’s. Ich wollte mich nämlich gerade deswegen nicht der Realität unterwerfen, dass dann irgendwelche Party Pooper kommen und sagen “aber das geht nicht und so ist das falsch und das ist vollkommen unlogisch”. Lass dich nicht entmutigen und habe einfach mehr Mut zur Lücke, der Rest ergibt sich (vor allem das Kürzen und Füllen, denn da kriegst du wirklich erst ein Gefühl für, wenn erst mal alles steht).

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Okay, ich habe den Prolog jetzt gelesen. Schade, dass du es nicht als .pap-Datei angehängt hast, dann hätte man Notizen reinhauen können, das käme mir jetzt entgegen. :smiley:

Folgende Anmerkungen (Tipp- und Schreibfehler ignoriere ich):

  • Werden die ganzen Zeitrechnungen und Details noch erklärt?

  • „War das Blut noch warm, landete man auf ihrer Speisekarte. Alles andere interessierte sie nicht, getreu dem Motto: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ → Das ist für meinen Geschmack ein wenig zu Phrasendrescherei. Ich würde das mit anderen Wort einfach noch ein wenig ins Makaberere abdriften lassen, um dem Leser gleich die Gefahr des Ortes zu vermitteln: „War das Blut noch warm, war man bereits ein Opfer, ehe man es wusste. Wer man war, woher man kam oder wie man schmeckte, interessierte sie nicht. Sie wollte nur eins: fressen.“

  • Ich würde die Absätze umstellen und zwar mit dem Angriff auf den Dämon als erstes. Ein valides Mittel, den Prolog zu starten, ist mit Action. Damit kriegst du die Leser. Alles weitere, die Info Bits über die Stadt usw. kannst du nachschieben oder, noch besser, mit den Gedanken der Figur verweben.

  • „Doch das war es, was ihn von den anderen Mitgliedern des Trupps unterschied: Seine Angst lähmte ihn nicht.“, also sind alle anderen in der Truppe Angstschisser, die kneifen, sobald sie einen Dämon sehen? :smiley:

  • "Genauso hatte es geklungen, als seine Mutter mit aufgeschlitzter Kehle zu sprechen versucht hatte. Und genauso klangen die* Ash’Khanarr*
    " Diesen Vergleich finde ich bombig! - Du sprichst von einer Truppe, der MC nutzt dann aber ein Messer, das bisher nur Hasen gehäutet hat, das empfinde ich als widersprüchlich. Entweder ist das eine Truppe von besonderen Leuten, dann hat er sein Messer sicherlich schon anders benutzt, oder es ist eine zusammengewürfelte Truppe (oder eine Art Himmelfahrtskommando), dann müsstest du vorher aber klar machen, dass der MC der einzige ist, der Eier aus der Truppe hat (am besten da, wo du das mit Angst, die ihn nicht lähmt, geschrieben hast)

  • Müssten die Dämonen den MC nicht riechen? Am Anfang sagst du, dass bereits am Arsch ist, wenn man lebt, und dann schafft es der MC, einem Dämon eine Klinge in den Schädel zu treiben.

  • „Die Lippen, wenn man sie denn so nennen konnte, ähnelten ausgetrockneten Würmern und erlaubten einen direkten Blick auf fauliges Zahnfleisch.“ → Sind die Lippen durchsichtig?

  • Die Beschreibung des Dämons müsste früher kommen, denn ich habe mir vorgestellt, dass der MC am Griff seines Messers hängt, welches wiederum im Kopf seines Opfers steckt, und sich den Dämon genau anschaut und das haut vermutlich nicht hin. :wink:

  • Die Schneide, die wie Butter schneidet, haben sicher schon andere angemerkt. Außerdem sagst du im selben Satz, dass der Junge zu sich kommt und dann den Dämonen köpft. Ich habe noch niemanden geköpft, aber ich behaupte, dass das mit einem Messer oder Dolch verdammt viel Muskelschmalz braucht und nicht mit einem Hieb geht. Da hast du eine Diskrepanz von den körperlichen Eigenschaften des Jungen (ist das die Hauptfigur? Und wenn ja: Welche Erzählersicht verwendest du? Auktorial oder personell?) und des Dämons.

  • Was mir fehlt, sind die Gefühle des MC. Er kämpft um sein Leben, aber das einzige, was du uns über sein Innenleben verrätsts, ist, dass er keine Zeit hatte, um Angst zu haben. Das macht die gesamte Szene sehr steril (auch wenn mir deine Beschreibungen gut gefallen) und distanziert uns als Leser sehr vom Geschehen. Auch durch die Aktion, dass er wieder auf die Monster zuspringt und auf wundersameweise nicht verletzt wird. Das liest sich mehr wie eine Szene, die du in einem Blockbuster gesehen hast und nicht, als würdest du (und damit der Leser) in den Schuhen deines Charakters stecken (was auch am fehlenden Namen und fehlender Beschreibung liegt). :wink:

Du hast mit dem Prolog durchaus mein Interesse als Leser geweckt. Ich habe eine Schwäche für Okkultes und Sinistres, die Stadt der Toten und die wenigen Eigenschaft, die du ihr gibst, interessiert mich. Auch dass es Dämonen und verschiedene Rassen (?) gibt, gefällt mir. Jedoch liest sich die Szene nicht sehr persönlich, sie nimmt mich nicht mit. Die Figur, selbst wenn sie stirbt, braucht Innenleben und ein Mindestmaß an Vorgeschichte, wenn sie im Moment ihres vermeintlichen Todes an jemanden denkt. Sonst entpuppen sich die Absätze nur als leere Worthülsen. Selbst wenn du offenbaren willst, dass die Figur am Ende vielleicht jemand Wichtiges war, musst du die Verbindungen bereits im Prolog herstellen.

Das ist definitiv kein schlechter Versuch, weit entfernt, aber wenn du sprachlich hier und noch an den Stellschrauben drehst, um ein wenig mehr Worldbuilding zu betreiben (denn das ist, womit du deinen Leser ja locken willst im Prolog), dann könnte das richtig gut werden. :slight_smile:

Ich war mal so frei, meinen Prolog als PDF anzuhängen. Der ist vom Setting her relativ ähnlich zu deinem (jemand befindet sich an einem Ort, wo er nicht sein sollte und tut etwas, was er nicht tun sollte), vielleicht kannst du da ja was mitnehmen. :slight_smile:

Prolog Gelbauge.pdf (48.5 KB)

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Wir hatten eine Userin hier, die sich länger nicht hat blicken lassen, die war der Meinung, dass wenn etwas geil geschrieben ist, dann ist auf Story, Charaktere, Worldbuilding und alles andere geschissen. :smiley:

Das Geile ist: Du bist der Autor und du kannst sagen, dass es so ist wie es ist. Du musst es dem Leser nur entsprechend verkaufen. Zeitsprung? Kein Problem, du musst nur was daraus machen. Worldbuilding-Szene? Dann mach’s spannend und erkläre spielerisch die Regeln. Du kannst machen, was du willst, solange du dir gewahr bist, was du tust. Das ist im Übrigen auch die Philosophie von Brandon Sanderson. Er sagt nicht „du darfst xyz nicht machen“, sondern dass du alles machen darfst, so lange es gut ist und zusammenpassen. :slight_smile:

Nach dem Triple-Post habe ich auch erst mal fertig. :rofl:

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Liebe Lisa,

ich möchte vorweg schicken, dass ich mir immer schwer tue das, was, ich fühle auch tatsächlich zu schreiben, also sehe es mir nach, wenn das jetzt nicht so auf den Punkt ist, wie all die anderen Postings…

sehr geil, ich liebe es, wenn eine Welt eine Geschichte hat, wenn ich als Leser weiß, da war was und da kommt noch was. Dein erster Absatz holt mich ab, der zweite auch, bis dann …

das reißt mich raus, ist mir zu sehr “Diesseits”, dabei wünsche ich mir mehr “Jenseits” unserer Welt. Es ist die Wortwahl, die meine Stimmung killt.

ich finde es durchaus logisch, dass dieses Gefühl aufkommt, aber eben nicht bestehen bleibt, wie es bei den anderen aus dem Trupp der Fall sein würde, aber manch einem könnte es aufstoßen.

I love it! Davon will ich mehr, ich will was spüren, fühlen, riechen… Bislang hat mich das alles gar nicht getouched, was mit ihm passiert ist, weil er mir irgendwie nicht nah war, aber das gefällt mir, ich wünsche mir mehr davon, damit ich ihn besser sehen kann, fühlen kann.

Alles in allem ist das sicherlich gut geschrieben, wie die anderen schon sagten, aber mich berührt es nicht wirklich, du schreibst z.B.

Dann will ich so gerne wissen, wie es da riecht, wie diese Ash’Khanarr riechen, wonach der Junge riecht…

Was ich mag sind die vielen Begriffe aus deiner Welt, die Kreaturen. Ich liebe das, wenn ich einen Anfang lese und immer wieder auf Worte stoße, die mich erinnern, dass das eine neue, unbekannte Welt ist, die ich in den folgenden (wünschenswerterweise 500+;)) Seiten entdecken kann. Ich werde super gerne in Geschichten reingeworfen. Am Anfang brauche ich auch keine großen Erklärungen, aber ich möchte gerne die Stimmung dieser Welt spüren können, das ist die Stadt der Toten… da will ich schaudern.

Aber wie bei so vielen Dingen ist das Geschmackssache und ich stehe auf große Emotionen und viel Gefühl, weshalb ich auch auf manche Bücher abfahre, die jetzt nicht unbedingt als “gute Bücher” bezeichnet werden könnten, aber die mich voll kriegen, weil ich sie fühle.

Ich hoffe das war jetzt okay so, habe mich bislang noch nie getraut, sowas zu droppen. Aber ich habe mich tatsächlich über jede Kritik von meinem Prolog gefreut, weil ich aus allem was rausziehen konnte, auch, wenn ich nicht alles umsetzen werde, dass ich mir dachte, es geht dir bestimmt genauso :):wink:

Ich wünsche dir viel Freude dabei, deine Geschichte weiter zu erzählen :slight_smile:

Liebe Grüße,

Vanessa

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@Maxe: Super, dass ich mal was von Dir zu lesen kriege. Darauf war ich nach Deinen Postings gespannt. War Dein Prolog nur als Beispiel gedacht oder möchtest Du Feedback bekommen?

War als Beispiel gedacht, du kannst mir aber gerne Feedback geben, das würde mich sehr freuen. :slight_smile:
Entweder privat per Nachricht oder aber hier rein: Klick. (Da gibts Leseproben, die kannst du aber in den Wind schießen, da hab ich stilistisch längst drüber geputzt. Ich schicke dir aber gerne eine Leseprobe, wenn du was lesen möchtest. :slight_smile: )

Ihr Lieben,

ich habe eure Antworten für mich jetzt einmal zusammengefasst und geordnet und möchte noch einmal ein ganz großes Dankeschön für euer Feedback aussprechen. Mir scheint, ich habe ein kleines Problem in den richtigen Momenten/auf die richtige Art und Weise Hintergrundinfos und Atmosphäre einzubauen und nicht inmitten einer Kampfszene Tempo herauszunehmen.

Ich merke, ich habe bei meiner letzten Überarbeitung wichtige Paragraphen rausgeworfen, die ich definitiv wieder mit einbringen muss: Natürlich ergibt es keinen Sinn, dass die netten Kreaturen mit den fantastischen Näschen den Jungen nicht erschnüffeln, wenn ich nicht erkläre, dass der er sich zuvor mit einem nach Verwesung stinkendem Öl eingerieben hat. Die Ash’Khanarr finden Lebensmittelvergiftungen nämlich auch ziemlich ungemütlich.

Mache ich gerne beim nächsten Mal :slight_smile:

Ja im Laufe der Geschichte sollte das klarer werden. Ansonsten gibt es ja noch die Option eines Glossars am Anfang / Ende des Buches (sollte es jemals dazu kommen haha).

Hier bin ich ein wenig unsicher, wie ich das machen sollte. Beginne ich gleich mit dem Angriff, würde ich doch wieder Tempo raus nehmen, wenn ich dann zwischendurch Gedanken und Ortsbeschreibungen einschiebe. Ich persönlich kann mir auch nicht vorstellen, dass Zeit bleibt sich die Stadt anzugucken oder über den Tod der Mama nachzudenken, wenn mir Monster den Bauch aufreissen und sich an meinen Gedärmen gütlich tun möchten. Oder wie hattest du dir das vorgestellt @Maxe?

Klares ja, zumindest laut dem Jungen. Er gehört zu den Wanderern. Die Wanderer ziehen in kleineren Truppen (ich glaube, hier muss ich ein passenderes Wort finden) durch ein ausgedehntes Waldgebiet und verstecken sich dort so gut es geht vor den Ash’Khanarr.

Ganz allgemein finden wir uns in einem Teil der Welt, wo verstecken und wegrennen eine anerkannte Problem-Lösungs-Strategie ist. Das ist auch gar nicht so verwunderlich, denn die Ash’Khanarr haben vor 379 Jahren mal ebenso den Großteil der Bevölkerung ausgelöscht und die Überlebenden haben ihre Überzeugung, dass Flucht ihre einzige Rettung war, von Generation zu Generation weitergegeben.

Bei den Wanderern gibt es zwar auch Kämpfer, deren einzige Aufgabe ist es jedoch, die Jäger der Ash’Khanarr lange genug aufzuhalten, wenn diese den „Trupp“ aufspüren, damit der Rest der Bande abhauen kann. Wenn das geschafft ist, machen die Kämpfer sich ebenfalls aus dem Staub. Und wer zu langsam ist, verletzt, krank oder aus irgendeinem anderen Grund nicht schnell genug weg kommt, der hat eben Pech gehabt und wird gefressen.

Also ja, der Junge, dem wir über die Schulter schauen, hält seinen gesamten Trupp für ziemlich große Angstschisser und hat ganz schön die Schnauze voll von der „Ich renn weg, mir egal wo du bleibst“-Taktik der Wanderer.

Unser MC hier ist gerade erst 12 Jahre und das Einzige, wogegen er bisher gekämpft hat, sind andere Kinder und Gebüsch in selbstauferlegtem „Training“.

Das habe ich wohl schlecht beschrieben. Gemeint war, dass die Lippen so dünn sind und sich so weit vom Maul / Mund zurückgezogen haben, dass sie nicht nur Zähne, sondern auch Zahnfleisch nicht bedecken. In etwa so: :rage:

Die Vorstellung ist sehr lustig, aber du hast recht, das sollte ich ändern.

Personell :slight_smile:

Da muss ich definitiv ran. Danke :slight_smile:

Danke auch für den Blick in deinen Prolog. Ist ganz anders geschrieben, aber wirklich interessant zu sehen, wie die Herangehensweisen sind.

So und jetzt werde ich mich mal ans Überarbeiten machen. Ist ja doch ganz schön was zusammengekommen :roll_eyes:

Tausend Dank noch einmal für all eure Mühe. Ich genieße den Austausch mit euch sehr! :smiling_face:

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Aha! Die gute, alte Schlamm-Einreibe-Technik von Arnie aus Predator! So macht das Sinn, denn das muss der Leser wissen. Das Gute: Du kannst es den MC gleich tun oder schon in Tunke getränkt sein lassen, womit du gar nicht erklären musst, dass die Ash’Khanarr verdammt gut riechen, denn das erschließt sich von selbst. Mehr noch, wenn der MC sich selbst fürchterlich stinkend findet. :wink:

Ja bitte! Liest sich besser und man kann direkt die Gedanken reinballern, ohne den Tab wechseln zu müssen, um was zu schreiben. Und du weißt genau, wo du Hand anlegen musst. Everybody wins! :smiley:

Eigene Zeitrechnungen sind cool, keine Frage (mache ich in meinem Manuskript auch), aber du stellst dir damit im Laufe der Geschichte möglicherweise selbst ein Bein. Wenn du die Infos nur in einem Glossar unterbringst, dann ist eigentlich nicht wichtig genug für den Leser, als dass er sich das merken müsste → Die Zeitrechnung könnte verwirrend sein. Wenn du allerdings eine Infodump-Passage einbaust, in der du vielleicht die Historie deiner Welt erzählst, dann könnte und wird das vermutlich die meisten Leser langweilen. Meine Lösung dafür wäre, es drin zu lassen, und Charaktere immer mal wieder in Dialogen in Nebensätzen fallen lassen, was denn so passiert ist, wahlweise auch gepaart mit Gedanken der jeweils handelnden Figur. Somit vermittelst du spielend ein paar Infos, dropst sie hier und da und baust gleichzeitig deine Welt aus, was gerade in Fantasy unfassbar wichtig ist.

Was ich meine, ist, dass du mit der Attacke auf den Ash’Khanarr anfängst oder aber kurz davor. Die Gedanken hinsichtlich der Stadt oder den Tod der eigenen Mutter kannst du immer in kleinen Sätzen einschieben, denn selbst wenn wir etwas tun, denken wir dabei ggf. ja auch. Kämpfe profitieren von stakkatoartigen, kurzen Sätzen, das heißt aber nicht, dass jeder Satz eine Kampfhandlung sein muss. Du hast noch einen weiteren Vorteil, wenn du mit deinen Infos im Prolog noch spärlicher umgehst: Du heizt den Leser noch mehr ein. Beschreib die Stadt der Toten weniger, lass den MC sowas denken wie „Wieso ausgerechnet die Stadt der Toten?“ oder umschreibe den Moment vor dem Angriff mit „Nachdem ihn die diffusen Schatten der Häuserruinen etliche Male verwirrt hatten, war er nun endlich hier“.

Da musst du einfach deinen Takt finden, wie du Handlungen und Gedanken gut zusammenbringst. Während der MC kämpft hat er freilich keine ausschweifenden Gedanken, aber gerade Gedankenfetzen sind dann das, was es interessant macht. Die können auch mal zusammenhanglos sein, denn wir Menschen denken ja nicht immer stringent. :wink:

Bring genau das in drei bis vier Sätzen unter, das ist Bombe! Damit machst du nämlich Zweierlei: Du gibst gleich ein wenig Background zur Welt (du musst gar nicht Jahreszahlen um dich werfen oder alles ausschmücken) und dein Charakter, selbst wenn er den Prolog nicht überlebt, bekommt ein wenig Tiefe. Er hat es satt immer wegzulaufen, sich vor den Dämonen verkriechen, wie es die „Alten“ tun. Er will kein Leben mehr auf der Flucht. Am Ende wird ihm das zum Verhängnis und du hast für deinen Prolog einen Mini-Character-Arc. :slight_smile:
Und, obacht: Du hast deine Dämonen-Rasse gegebenenfalls gleich mal als gefährlich eingeführt! Im Moment sind sie das noch nicht, weil sich der 12-Jährige erstaunlich gut gegen die Killermaschinen wehren kann. Wenn du es aber so schreibst, dass der Junge evtl. sein ganzes Leben trainiert hat, um endlich gegen die Biester anzutreten und nicht mehr wegrennen zu müssen, sie ihn dann aber kurzerhand in der Luft zerreißen, dann weiß der Leser „Oh weh, die sind gefährlich“. Wenn die Ash’Khanarr/Dämonen-Rasse elementarer Bestandteil deiner Welt sind, dann lass uns jedes Mal schwitzen, wenn sie auftauchen. Mach sie so gefährlich, dass die Menschen einen Grund zum Abhauen haben! Um auch hier nochmal einen Vergleich aus der Schwarzenegger-Filmwelt zu bemühen: Der T-1000 aus Terminator 2. Der ist im Vergleich zu den restlichen Charakteren so dermaßen übermächtig, dass du als Zuschauer sofort die Arschbacken zusammenkneifst, wenn er auftaucht. Wenn die Ash’Khanarr wirklich eine so prominente Antagonistenrolle einnehmen, dass sie schon zum Worldbuilding gehören (sie haben deine Welt ja nachhaltig verändert), dann mach die ruhig richtig fies und nicht so, dass ein 12-Jähriger auch nur irgendeine Chance hätte. :smiley:

Dann musst du dir einen anderen Finishing Move ausdenken, denn ein 12-Jähriger wird keinen ausgewachsenen Dämonen köpfen. :wink:

Hehe, dachte ich mir. :stuck_out_tongue:
Ich wollte an der Stelle nur drauf hinweisen, dass sich das so liest, als hätte der Ash’Khanarr durchsichtige Lippen.

Da musst du fei aufpassen! Der Junge denkt nämlich nicht von sich selbst als „Junge“ (ich musste das auch auf die schmerzhafte Weise lernen und alle Instanzen solcher Beschreibungen aus meinem Manuskript löschen, Grüße gehen raus an die gute @SchereSteinPapier). Du willst dem Jungen keinen Namen geben, dann kannst du aber eigentlich fast nur auf „er“ zurückgreifen, denn der MC denkt von sich ja auch nicht beschreibend wie „der Blonde“, „der Bewaffnette“ oder „der Dämonenjäger“.

Ich hoffe, ich konnte meine Punkte irgendwie klar machen. Das ist nicht ganz so einfach zu vermitteln, da Schreiben was sehr Abstraktes sein kann, finde ich. :smiley:
Nichtsdestotrotz hast du mich mit deinen Aspekten des bisherigen Worldbuilding gepackt. Man merkt, dass du dir da was Feines zusammengebraut hast und deine Welt in deinem Kopf bereits lebt. Wie viel Vorarbeit hast du denn schon geleistet? Hast du schon einen Plot? Wie viel von der Welt steht schon?

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Definitiv. Vielen Dank :slight_smile:

Angefangen hat alles mit der Idee zu einem Charakter, der ähnlich wie Riddick sehr lichtempfindliche Äuglein hat (dabei handelt es sich nicht um unseren Jungen aus dem Prolog).

Ich wollte für die Augen eine einigermaßen „logische“ Erklärung haben und daraus hat sich meine Welt entwickelt. Viel geplottet habe ich nicht, die Charaktere, die Welt und seine Bewohner sind aber recht ausgeformt in meinem Kopf und ich weiß, was ihre Motivation ist und wie sich die Geschichte wahrscheinlich entwickeln wird. Geschrieben sind mittlerweile 23.211 Worte, davon ist aber längst nicht alles brauchbar und wird es wahrscheinlich nie auf Papier schaffen.

Ich habe jetzt aber mal ein paar Auszüge von meinem bisherigen Lieblings-Charakter zusammengefügt und hier angefügt. Wer neugierig auf mehr ist, kann das also schon einmal lesen.

Kontext: Im Kapitel vorher ist er Kineah (unserer Protagonistin mit den lichtempfindlichen Augen) zum ersten Mal begegnet also nicht wundern wovon er da am Anfang „spricht“.

Auszüge Arteris.pap (35 KB)

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