Ein gesprochener Satz als Substantiv - machbar?

Hallihallo, ich melde mich aus der Versenkung. :slight_smile:

Durch den neuen Job bin ich wirklich ziemlich eingespannt und habe schon gefühlt eine Ewigkeit nichts mehr geschrieben (sowohl am Roman als auch hier…)
Seit Samstag habe ich wieder Feuer gefangen und bislang tatsächlich wieder mal ca. 3000 Wörter geschrieben. Und gleich ein Problem. Was haltet ihr von folgendem Satz:

Vorgeschichte: Er bekommt von seinem Vater eine Standpauke wegen vernachlässigter schulischer Leistungen. Und der Vater will davon ausgehen, dass Sohnemann jetzt fleißiger ist. Söhnchen denkt über seine Alternativen nach und kommt zu dem oben genannten Schluss.
Ich gebrauche hier also einen gesprochenen Satz als Substantiv. Natürlich meckert Papyrus da wegen der Schreibweise.

Noch ne Stelle - selber Junge, diesmal mit seinem Kumpel. Hier gibt es ein bisschen mehr “außenrum”, aber auch mit dem gleiche Satzkonstrukt:

Ist das machbar/lesbar? Wie würdet ihr das schreiben?

Liebe Grüße,
Vroni

PS: Ich merke gerade: Mein Protagonist ist tief in der Pubertät und steckt bis zum Hals in der Sch… Aber da muss er durch.

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Ich würde das genauso schreiben, nur – und das: entschieden! – jeweils ohne den Punkt vor dem schließenden Anführungszeichen.

(Ein Frage- oder Ausrufezeichen anstelle des Punkts sähe ich allerdings als durchaus angebracht an.)

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Hallo Vroni,

für mich hört sich »Du kannst davon ausgehen.« fast schon zu eloquent für einen Jugendlichen an. Auch etwas harmlos, dafür das er in den Schal gemurmelt werden muss. Ich würde ein »Darauf kannst wetten« oder »Darauf kannst dich verlassen« wählen (auch ohne den Kontext zu kennen). Wenn es mehr oder weniger so stehen bleiben soll, finde ich »Davon kannst du ausgehen« flüssiger.

Der zweite Satz ist gut. Ich holpere eher bei dem Satz davor: “Von der ersten Frucht riss er ein Stück mit den Zähnen ab, während er aus den Augenwinkeln genüsslich beobachtete, wie Jato die Lippen aufeinanderpresste.” **
Zwar kann ich mir den Moment sehr gut vorstellen, aber bei “reissen und Zähne” muss ich an die Steinzeit denken oder an Wölfe, die ein Schaf erlegen. Da wird zu viel Kraft in ein zartes Pfläumchen investiert. Meinem Empfinden nach würde ein Zupfen besser passen:
“Von der ersten Frucht zupfte er sich ein Stück mit den Zähnen ab, während …”** oder ich würde der Szenen mehr Tiefe geben, indem er an der Frucht saugt, statt sie abzubeißen. **“Während er aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Jato die Lippen aufeinanderpresste, saugte er genüsslich das Fruchtfleisch aus der Pflaume.” **

Meine zwei Eurocents

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@Renator : Danke für deine zwei Eurocents. :thumbsup:

Ja, du hast recht. Ohne Hintergrundwissen sind deine Anmerkungen durchaus gerechtfertigt. Aaaaber…

Der Vater, der die Standpauke hält, ist von Beruf König (in meiner Welt gibt es keinen König, dort heißt der Landeschef „Goldfürst“) und Söhnchen ist ein nichtstandesgemäßer Sprössling (Mutter ist von niederem Stand), der aber vom König sehr geliebt wird (was wiederum einigen anderen Hochwohlgeborenen ein Dorn im Auge ist). Ghis wird also mit Sicherheit seinem Vater gegenüber nicht flapsig werden (er sieht ihn auch nur selten, weil er bei einer Ziehfamilie aufwachsen muss). Ich werde also über deinen Rat nachdenken, ob ich „Davon kannst du ausgehen“ schreibe. Obwohl mir „Du kannst davon ausgehen“ etwas devoter vorkommt, was Ghis in diesem Moment tatsächlich mal ist.

Zur Pflaumenszene:
Jato ist von hohem Adel, der Sprössling von Ghis’ Ziehvater (also quasi der „Pflegebruder“ von Ghis). Und die beiden haben sich am Vortag wegen ihrer Standesunterschiede richtig gefetzt (eigentlich mögen sie sich). Morgens gab es eine Standpauke vom Boss (Ziehvater), aber einzeln, und Ghis weiß nicht, dass Jato es genauso mit dem Rohrstock bekommen hat wie er. Auf jeden Fall sitzen beide jetzt beim Frühstück in der Küche. Wegen der Prügelstrafe kam Ghis erst später dazu. Ihm tut alles weh. Und Jato hat sich schon die meiste Gerstengrütze unter den Nagel gerissen. Es ist das Ende des Winters und die Nahrung ist knapp. Deshalb ist Ghis auch recht sauer. Sie sitzen schweigend am Tisch. Dann will Jato ein Friedensangebot machen und verrät Ghis, wo noch Trockenobst zu finden ist. Er bittet ihn, den Steintopf mit dem Obst zum Tisch zu bringen. Das tut Ghis aber nicht, nimmt sich nur zwei steinharte Pflaumen aus dem Topf und setzt sich wieder an den Tisch, um Jato eins auszuwischen. :smiley:

Ich denke, ich werde meinen Text an dieser Stelle doch so lassen. :kissing:

Aber lieben Dank für deine Vorschläge!

Viele Grüße,
Vroni

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Ich bin da eigentlich auch nur über den Punkt gestolpert, finde es ansonsten klasse.

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@ Zauberfrau

Ich war in einer komplett anderen Welt. Hatte die Gegenwart mit aufmüpfingen und konkurrierenden Teenagern vor Augen. Vermutlich haben die schulischen Probleme mich zu dem Glauben geführt … auch das Satz „tief in der Pubertät steckt und bis zum Hals in der Sch…“ haben mich dahin geleitet.

Man kann jeden Text ändern und umformulieren, aber deswegen werden ihn nicht weniger oder mehr mögen. Ist wie die „Die Geschichte des grünen Fahrrads“. Das mit den steinharten Pflaumen konnte ich nicht wissen, da ist ein reissen der Frucht realer … aber das war ja auch nicht Dein Anliegen.

Hoffe Du kommst öfters zum Schreiben. Wenn man erstmal wieder drin ist, merkt man eigentlich, wie gut es einem tut … ich fühle mich dabei immer wie ein Fisch im Wasser.

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Ja, Schule… Schwertkampftraining, Lagerhaltung, Wappenkunde, Redegewandheit… So Krams halt. Und im Gegensatz zu Jato ist Ghis im Schwertkampf die absolute Niete, sehr zum Ärger vom Goldfürsten-Papa. Mein Held ist halt mehr ein Kämpfer mit Worten…

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So würde ich das auch machen. Selbst ein Fragezeichen oder Ausrufezeichen würde ich nicht benutzen (das würde ähnlich fehl am Platz wirken), sondern man kann in der Beschreibung der Art und Weise wie er es ausspricht darauf kommen, ob es als Frage, Ausruf oder dahingemurmelter Satz ausgesprochen wurde.

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Hallo Zauberfrau,
Deinen Satz hätte ich ohne Anführungszeichen, tatsächlich als Substantiv, also: “Deshalb brummte der Junge ein halbherziges Du-kannst-davon-ausgehen in seinen Schal.” geschrieben. (Natürlich nicht fett. Das mache ich nur hier zur Verdeutlichung.) Das Satzende-Zeichen im Original gehört da meines Erachtens auch nicht hin. Ich nehme aber an, dass es da verschiedene Auffassungen gibt.

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Yup Berti, das wäre meine zweite Variante gewesen. Im Deutschen kann man solche zusammenhängenden Phrasen immer gut mit Bindestrichen verbinden und somit „Versubstantivieren“. :rofl:

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Okay, das ist auch eine Möglichkeit. Danke dir!

Hm, beide Versionen finde ich gut. Diese hier oder alternativ mit Anführungszeichen (jeweils immer ohne Punkt).
Das ist jetzt die Qual der Wahl… Ich glaube, ich werde eine Version übernehmen und die andere in einem Kommentar daneben führen. Was auch immer am Ende ins Werk fließt.

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