Euer Anspruch an euch selbst

Ihr Lieben,

angeregt durch eine Diskussion hier im Forum, und weil es mich von Anfang an interessiert hat, würde ich gerne wissen welchen Anspruch habt ihr schreibtechnisch an euch selbst?

Schon als ich die erste Geschichte hier im Forum kritisiert habe, tauchte in meinem Kopf die Frage auf, welchen Anspruch denn XXX an ihre/seine Geschichten hat. Schließlich macht das auch beim Kritisieren einen großen Unterschied. Gerade bei denen, die schon Romane veröffentlicht haben. Es gibt gute und es gibt gute Geschichten. Und beide haben ihre Berechtigung. Außerdem ist es auch beim diskutieren manchmal hilfreich, zu wissen wonach richtet sich den der eine oder andere. Was ist das Ziel.

Ich finde es z.B. völlig legitim zu sagen, mir ist wichtig, dass ich einen Roman pro Jahr raushaue. Hauptsache Grammatik und Zeichensetzung ist richtig. Oder man möchte das Schreibhandwerk beherrschen. Oder man möchte sich nicht unter Druck setzen und guckt einfach was passiert, oder man möchte nur einen Roman im Leben schreiben, bei dem aber auch alle Karten, Cover, sonstiges perfekt sein müssen. Wo also das äußere und das innere gleichberechtigt sind.

Ich glaube, es gibt noch tausend Möglichkeiten. Vielleicht will auch jemand besser schreiben, als Andreas Eschenbach, oder mehr Exemplare verkaufen.

Mir geht es bei diesem Thread nicht um besser oder schlechter, sondern nur um besser verstehen.

Okay, ich habe auf dem Nachhauseweg noch mal überlegt, wie denn mein Anspruch an mich selber ist. Mir geht es **nicht **darum, einen Roman zu schreiben. Ich muss auch nicht reich und berühmt werden. Selbst das veröffentlichen ist mir zweitrangig. Vielleicht ändert sich das irgendwann, aber alles ändert sich irgendwann. :wink:

Ich möchte, dass sich meine Geschichten in z.B. 10 - 15 Jahren, nicht hinter denen von Stephen King und Siegfried Lenz verstecken müssen. Ich weiß, dass ist noch ein weiter Weg, aber ich habe ja Zeit, aber dass ist mein Anspruch an mich selbst. Und der sagt halt auch, was mir wichtiger und was mir unwichtiger ist.

So, ich bin mal gespannt, ob ich der einzige mit eigenen Ansprüchen bin. Würde mich aber auf jeden Fall freuen, wenn sich auch andere äußern. Um euch Mut zu machen. Es fühlt sich gut an, dass mal raus zu hauen. :slight_smile:

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Hi,

bei mir ist das vollkommen unterschiedlich.

Den ersten Roman habe ich meinem Mann zum Geburtstag geschrieben, weil er sich ein Buch gewünscht hatte. Nicht eins von mir sondern irgendeins, weil ihm nichts Besseres einfiel. Dass er dann ein von mir geschriebenes Buch bekommt, sollte eine Überraschung werden, was natürlich nicht geklappt hat.

Das zweite habe ich geschrieben, weil mein Mann gesagt, ich soll unsere Dekoschweine zum Leben erwecken. Also: eine Schnapsidee, wenn man so will.

Durch die beiden Bücher habe ich Gefallen an der Schreiberei gefunden und jedes Mal, wenn ich irgendwo was hingeschrieben habe, mehr Spaß daran bekommen.

Daraufhin habe ich Bücher zu 60. Geburtstagen geschrieben (3 Stück), eins über unsere Australienreise (zum 80. Geburtstag).

Irgendwann hatte ich etwas mitzuteilen, wollte zum Nachdenken anregen, ein Schicksal der Öffentlichkeit präsentieren, um unsere Gesellschaft im privaten Umfeld ein wenig zu hinterfragen. Dabei bin ich weitestgehend hängengeblieben. Mit “Er war kein Bergsteiger” wollte ich zum einen meinem Vater eine Freude machen, weil es ein Buch über sein Leben als Bergmann ist. Zum anderen wollte ich damit dazu beitragen, ein Stück Kultur zu bewahren.

Aufgrund von Literaturausschreibungen habe ich an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen, jeweils mit Kurzgeschichten, und bin fast immer gescheitert. Heute weiß ich warum, damals nicht. Das Scheitern war für mich sehr lehrreich, nachzuvollziehen, warum die Geschichten der anderen gewonnen haben und meine eben nicht. Also hier der nächste Anspruch: Learning by doing.

Heute schreibe ich Geschichten, weil ich a) etwas zu sagen habe und b) anderen eine Freude machen oder sie zum Nachdenken animieren möchte. Wenn ich nebenher damit Geld verdienen kann, freue ich mich, wenn nicht, dann eben nicht. Ich werde niemals irgendwelchen Trends hinterherlaufen, nur, um monetär erfolgreich zu sein oder berühmt zu werden.

Bei allem hier aufgeführten habe ich von der ersten Sekunde an, meine Werke so gut wie möglich zu realisieren, heißt: null Fehler, 100% Unterhaltung, eine Aussage treffen, Stellung beziehen.
Bisher ist mir das noch nicht gelungen, aber ich arbeite weiter daran. Wenn ich 50% von meinen Zielen erreiche, freue ich mich und versuche auf 80-90% zu kommen. 100% geht nicht. Daran glaube ich nicht. Ein Ziel, zu werden wie Herr oder Frau x oder y habe ich nicht, weder stilistisch noch finanziell oder vom Bekanntheitsgrad her.

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Ich will in aller erster Linie Spaß haben, – wie hedonistisch – der Weg ist das Ziel.
Und natürlich innerhalb und außerhalb des Prozesses dazulernen!
Das Schreiben fühlt sich für mich so ähnlich an wie das Malen: Da ist eine Vision und jedes Wort / jeder Pinselstrich bringt mich näher heran an eine Version dieser Vision, die greifbar außerhalb meiner grauen Substanz existiert und die ich potenziell mit jemand anderem teilen könnte.
Noch im Prozess kann sich die Vision selbst wandeln, lebt und entwickelt sich organisch. Wie cool ist das denn…
Das „Teilbarmachen“ und das Verbessern der Qualität der eigenen Arbeit – alles reizvoll. :heart_eyes:

Was hier einige an Fantasy nicht mögen, das liebe ich: Abgedrehte Welten mit anderen, eigenen Regeln schaffen! Und in diesen Settings finden sich dann doch wieder bekannte Emotionen vor einem fremdartigen Hintergrund,…

Ich werde unheimlich gerne inspiriert und berührt - ob jetzt von einer guten Schreibe, Musik oder filmischen Arbeit - und es wäre schön, wenn was immer ich da im Kämmerlein zusammentippe das auch bei anderen schafft.

Ich merke schon, dass mich auch das Endprodukt und das Teilen des Endproduktes motiviert.
Es wäre schon fetzig mal die Erfahrung zu machen das eigene Werk einem Verlag anzubieten. Das wäre spannend.
Bei früheren Projekten hat mich das Self-Publishing auch angespornt – das Gefühl, ein Buch in den Händen zu halten, in das so viel Herzblut fließen konnte; in Schrift, Satz und Illustration.
Es hat schon auch einen Grund, dass es mich auch zum Broterwerb in diese Ecke gezogen hat.
riecht an neuen Belegexemplaren

:bowing_man:

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ist toll.

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der absolute Oberhammer! :heart_eyes:

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Ich habe drei große Ansprüche an mich:

  1. überhaupt erstmal ein Buch fertig schreiben. (Da hat es die ganzen letzten Jahre dran gehapert :unamused:)
  2. ein spannendes, unterhaltsames Buch schreiben, wo man beim Lesen mitfiebert und am Ende traurig ist, dass es nicht weitergeht. Mit Figuren, denen man sich verbunden fühlt und einem soliden Plot, der die eine oder andere Überraschung bereithält. :heart_eyes:
  3. sofern 1 & 2 in meinen Augen erfüllt sind, auch etwas veröffentlichen und vielleicht ein paar Lorbeeren für die viele Arbeit ernten, die man da zusätzlich zu allem anderen (Vollzeitjob, Partner, Hobbys, Hausarbeit) reingesteckt hat. :kissing:

Über einen finanziellen Ausgleich in welcher Höhe auch immer wäre ich definitiv auch nicht böse. :cool:

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Ich möchte gerne Geschichten schreiben, in die Leute involviert sind, in Welten, in denen die Menschen aufgehen können, wo sie mit Figuren mitfiebern oder von ihnen überrascht werden. Ich will Geschichten schreiben, die Leute ihren Freunden empfehlen. Und ja, ich will Geschichten schreiben, mit denen ich mir ein zweites Standbein aufbauen kann, welche, zu denen Leser fragen haben, Figuren, mit denen sie sich identifizieren können. Ich möchte Leser mit meinen Geschichten berühren, unterhalten und ihnen emotional etwas abverlangen. Ich will Geschichten schreiben, an denen andere merken, dass ich mir Gedanken gemacht habe und nicht nur mir selbst genug war.

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Ich finde es spannend, dass es überall recht unterschiedlich ist. Von Spaß haben bis ein zweites Standbein aufbauen, ist alles dabei.

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Wie soll ich sagen?
Zwar habe ich schon als Jugendliche Geschichten verfasst, aber mehr zum eigenen Vergnügen.
1997 sollte sich das ändern: Ich bin eines Tages aufgewacht und hatte ein episches Fantasy-Abenteuer im Kopf.
Aber wenn ich es nicht aufschreibe, wer dann?
So begann ich, das Schreiben wirklich lernen zu wollen, denn mein erster Versuch las sich fürchterlich. Und ich entschied für mich, dass niemand, der mein Buch mal liest, denkt: Au Backe, was ist das denn für ein Krampf!
Ich schreibe seitdem an meinem Epos herum (schreibe es gerade zum vierten Mal!). Habe zwischendurch auch bei Kurzgeschichten-Wettbewerben mitgemacht (und 2007 einen dritten Platz belegt, inklusive Lesung vor großem Publikum und kleinem Preisverleih).
Bislang habe ich in einer Anthologie veröffentlicht (Machandel-Verlag: Drachenlachen, frech und fröhlich).
Dieses Jahr kommen zwei Geschichten von mir in einer Anthologie der PAS (Phantastik-Autoren Speyer) heraus. Sie wird im Arcanum Fantasy Verlag erscheinen und den Titel „Klein, fein, böse“ tragen (sind Gruselgeschichten).

Ein (Romantasy-Erotik-)Roman ist als Draft fertig, allerdings bin ich mit der Perspektive nicht zufrieden und werde das komplette Ding umschreiben. Liegt in der Schublade und wartet. Ist aber nicht vergessen, ich mag die beiden Turteltäubchen sehr (ein Magier und seine Zauberschülerin in einem mittelalterlichen Setting).

Mein Fantasy-Epos soll jetzt endlich fertig werden. Dafür schreibe ich gerade das Prequel (was geschah davor?), um die Logik festzulegen, die dahintersteckt.
Dabei will ich alle vier Bände (Prequel und die Bände 1 - 3) erst vollständig geschrieben haben, bis ich sie veröffentliche. Pro Band rechne ich mit einem Jahr Entwicklungszeit. Also ist der Veröffentlichungsstart erst in ca. 3 1/2 Jahren. Denn mir ist es ganz wichtig, keine Logikfehler drin zu haben.

Hm. Ja. Ich denke, mein Anspruch ist sehr hoch an mich. Mittlerweile habe ich viele befreundete Autoren und Autorinnen. Wir lektorieren uns auch gegenseitig, was den Blick für das Wesentliche schärft. Gleichzeitig ist es eine starke Unterstützung, aus der ich stets Kraft und Mut tanke.
Nicht nur der eigene Anspruch an sich ist in meinen Augen wichtig. Es sind auch der Zusammenhalt und das gegenseitige Geben und Nehmen wichtig, was ich bei meinen Freunden, bei den PAS oder hier im Forum erlebe. :thumbsup:

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Ich schreibe gerade wieder einen Bestseller. Wird der Knaller. Das kann ich förmlich spüren, obwohl ich erst bei Seite 30 bin. Mit der Zeit bekommt man eben ein Gefühl dafür. Habe bestimmt schon um die 200 Bestseller angefangen – einer hat sogar schon 50 Seiten.

Das Blöde ist nur, dass man beim Schreiben - anders als beim Lesen - nicht einfach vorblättern kann. Würde gerne wissen, wie meine Geschichte ausgeht. Vielleicht sollte ich den nächsten Bestseller einfach mal von hinten anfangen.

Ich schreibe also viel und schon lange. Seit einem halben Jahr mit Papyrus. Das hat meine „Arbeit“ deutlich verändert. Früher hatte ich unzählige Word-Dokumente auf der Festplatte. Seit ich Papyrus nutze, werden aus einigen davon allmählich Manuskripte. Eins ist sogar schon fertig, ein zweites befindet sich in der Überarbeitung.

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Immerhin. Schreib doch erst die Enden. Dann hast du Ziele und kannst ganz einfach die Zwischenräume füllen. :);):slight_smile:

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Das wird aber auch mal Zeit, dass das fertig wird. Ich bin nämlich schon ganz gespannt … :slight_smile:

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Grundsätzlich so wie:

@SchereSteinPapier: Das hast Du perfekt auf den Punkt gebracht! :thumbsup:

Vor einigen Jahren habe ich eine Sammlung meiner Kurzgeschichten selber gedruckt (auf Breitbahn natürlich) und von Hand gebunden. Das Cover kam von meinem Bruder. Das habe ich meiner Mutter geschenkt. Sie war überglücklich und stolz - und niemand durfte das Buch anfassen! :slight_smile:
Als ich es später nochmals für meinen Bruder gedruckt und gebunden habe, ist mir aufgefallen, dass eine der Geschichten gar nicht zu Ende geschrieben war! :astonished:
Es hat’s niemand gemerkt…(Oder sie waren zu höflich, etwas zu erwähnen …)

PS: Wir könnten einen „Club der angefangenen Bücher“ gründen… :smiley:

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Wenn du das Prequel betalesen magst ab Herbst (so der Plan) … :wink:

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Ja, gern.

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:):thumbsup::heart_eyes:

Mein Anspruch ist eher bescheiden. Es soll einfach eine unterhaltsame Geschichte sein, die dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Fertig ist sie schon, aber ich muss noch mal ran.
Und ja, ich will irgendwann mein Buch in Händen halten. Das wär total cool.

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Ich hab als Kind meine erste Piratengeschichte geschrieben, weil ich damals so vernarrt in Die Schatzinsel war und einfach nichts anderes über Piraten gefunden habe, was mir ähnlich gut gefiel, also habe ich messerscharf geschlossen, dass ich das, was ich lesen will, dann halt selber schreiben muss … :wink:

Heute schreibe ich keine Piratengeschichten mehr, aber eins hat sich nicht geändert: Ich schreibe nur Sachen, die ich selbst gern lesen würde. Und wenn sie darüber hinaus anderen gefallen, ist das ein Bonus. :slight_smile:

Ich habe mir allerdings lange schwergetan, ein passendes Format für mich zu finden: Ich habe eine Zeitlang immer nur Kurzgeschichten (meistens Fantasy) geschrieben, erstmal nur für mich, dann habe ich sie zu irgendwelchen Wettbewerben geschickt und habe auch ein paar gewonnen, einige Geschichten sind in diversen Anthologien veröffentlicht (eine sogar auf CD von einem professionellen Sprecher als Hörbuch, das fand ich irgendwie spannend).
Allerdings haben mich irgendwann Kurzgeschichten nicht mehr richtig befriedigt, also habe ich, wie so viele hier, den ein oder anderen Roman angefangen, die jedoch alle irgendwann nach soundso viel Seiten hängen geblieben sind, offenbar fehlt mir die Disziplin für ein episches Werk … :confused:
Irgendwann habe ich dann aber die Geschichten über Max Carrados gelesen (ein blinder Meisterdetektiv), das sind quasi lange Geschichten/Novellen, die jede für sich keinen eigenen Roman darstellen, aber um dasselbe Thema zirkeln. Und das habe ich jetzt für mich als das richtige Format gefunden: Ich schreibe an einer Art Urban Fantasy, die aus (bisher) sechs Geschichten, die jede für sich ca. 120.000 Zeichen haben. Jede Story ist in sich abgeschlossen, erzählen jedoch die große Story, die darüber liegt, weiter. Bin jetzt bei Story Nr. 7, das ist die erste, die ich mit Papyrus konzipiert und visualisiert habe und darin schreibe, die anderen sind ganz banal in Word entstanden.

Also, mein Anspruch ist es auch noch, die übergeordnete Geschichte in einzelnen Stories zu Ende zu erzählen.

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Schade.

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Du schreibst also quasi das Äquivalent zu einer Fernsehserie mit einzelnen Episoden, die miteinander verknüpft sind. Find ich klasse! :thumbsup:
Das ist das beste, was man machen kann: Mit dem, was für einen funktioniert, arbeiten.

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