Fingerübung

Hallo,

bis auf ein paar Leserbriefe bei einer Tageszeitung habe ich noch nicht sooo viel zu Papier gebracht. Jetzt soll ich mich allerdings um die Website einer Stadt kümmern. Deshalb werde ich wohl vorwiegend kurze Texte verfassen.
Hier habe ich mal eine kleine “Fingerübung” zu “Papyrus” gebracht ;-).
Es hat nichts damit zu tun, was ich später produzieren soll, einfach nur eine kleine Fingerübung.
Über Kritik freue ich mich. (Hoffentlich wird es nicht als hoffnungsloser Fall beurteilt)

**Gedanken über das Schreiben
**
Mark Twain soll einmal gesagt haben: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“
Da sitz ich nun und soll zum Schreiber, Texter, Autor werden. Eins ist jedenfalls schonmal klar. Vor dem Schreiben kommt das Lesen. Oder doch nicht? Denn je mehr ich lese - übers Schreiben-,
umso mehr Regelgeister verwirren mir den Kopf. Da geben sich Adverbien und Nominalstil, Adjektive und Füllwörter die Klinke in die Hand. Sie tollen unter meiner Schädeldecke herum wie ein Haufen ausgelassener Kinder in einem Freizeitpark. Mir wird schon ganz schwindelig.

„Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“ Was sind die „falschen Wörter“, wie definiert man sie? Wer entscheidet darüber, ob ein Wort falsch oder richtig ist?
Bin ich es - als Autor-? Ist es der Leser? Oder ist es am Ende der (Kon)Text?
Wer hat die Macht? Klar, ich kann meine Gedanken und Ideen in die Köpfe meiner Leser implementieren. Der Leser allerdings kann das Heft, das Buch, die Zeitschrift zuschlagen und beiseitelegen. Den Artikel einfach so Wegklicken.

Irgendwo habe ich über den erfolgreichen Vertrieb einmal gelesen: „Verkaufen heißt, wecke ein Bedürfnis und dann befriedige es!“
Kann ich das auch auf das Schreiben übertragen? Könnte sein. In gewisser Weise schreibe ich ja nicht um des Schreibens willen. Ich möchte etwas an den Leser transportieren. Einen Gedanken, eine Meinung, den Leser inspirieren etwas zu tun. Sich mit etwas zu beschäftigen. Ich möchte, dass der Leser investiert: seine wertvolle Zeit! Auch wenn es sich nur um ein paar Minuten handelt, es ist Lebenszeit, die er mir zur Verfügung stellt.

Aber vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen und erst einmal losschreiben. Einfach so, was mir gerade einfällt.

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Dann würde ich mich ersteinmal fragen, was soll denn Deine Botschaft sein, was sind Deine Intensionen? Unterhalten, belehren, einweihen in was? Bevor Du das nicht geklärt hast, sehe ich etwas schwarz für einen Plot.

Ja, man kann von der Pharmaindustrie echt lernen, siehe Cholesterin. Und der andere Scheiss…
Ich hoffe, Du meinst die andere Sucht, den einen charismatischen Komissar, von dem der Leser unbedingt mehr wissen will, Deine Ausdrucksweise, die anders ist, als der Mainstream, Dein Stil, Deine Sichtweise.

Ich halte nichts von diesen Dingern. Man kann sicherlich lernen, wie man einen Nistkasten für Meisen herstellt, aber schreiben lernen nach Buch - ich halte das für Geldschneiderei. Das ist so ähnlich wie die Tupperspirale: Der Gebietsleiter ist der einzige Nutznießer. Wer lesen kann, kann auch schreiben. Ob es gelesen wird, ist eine andere Sache.

Von mir ein klares Ja, leg einfach los, mach, wie Du meinst, scheiss auf die Regeln. Dafür gibts die ja. Mach Dein Ding. Wie lautet eine alte, nordfriesische Weisheit? “Wenn Du in den Fußtapfen eines anderen gehst, hinterläßt Du keine eigenen.”
Okay, kann auch sein, dass das die Hopi waren…
Aber eben: Mach einfach. Ich wünsche Dir viel Erfolg, Zweifel, Verwerfungen und Steilklippen, die Du sicherlich mühelos überwinden wirst.
Horrido!

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Mir hat mal eine Dame gesagt." Wer gehen kann, kann auch tanzen", ich muss leider sagen: Stimmt nicht !

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Ich habe an der Fingerübung nichts zu Mäkeln. Es sind eben einfach Gedanken in verschiedene Richtungen, recht ausgewogen und klar verständlich. Also auch von mir: "Ja, leg einfach los, … " Möge @narratöör mir das Abgeschreibsel verzeihen.

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Über zehn Jahre in der Versicherungsbranche, mein altes Leben, habe mich eines gelehrt: Das ist Marketingsprech.
Verkaufen heisst mit den Emotionen des Käufers zu spielen und die richtigen Knöpfe zu drücken. Das hat nichts mit Bedarf zu tun. Ich konnte das gut und habe noch besser verdient, bis es nicht mehr konnte, moralisch gesehen.

Btw: Wie nennt man drei Versicherungsvertreter, die sich unterhalten, wie man den Umsatz steigern kann: Eine kriminelle Vereinigung.

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Ich bin immer sehr skeptisch bei alten Damen…
Außerdem ist es immer eine Form der Betrachtung, wer tanzen kann und wer nicht. Ästhetik ändert sich ständig. Mit dem einstmals so hippen Roboter ziehst Du heute keine Wurst mehr vom Teller, dafür ist der Charleston wieder am kommen.

Never ever! Dafür bin ich von Dir zu sehr verwöhnt, verehrte Suse.

Wenn es ums reine Geldverdienen geht, halte ich den Beruf des Autors für relativ ungünstig gewählt. “Ich schreib jetzt was und davon lebe ich” ist deutlich über naiv. Mir erzählte vor Kurzem Jemand, er würde jetzt auch ein Buch schreiben; Titel: Richtig Auto fahren. Und sich anschließend zur Ruhe setzen. Da hat ja damals der Brennholzverleih besser funktioniert.
Ich sehe bei Dir, verehrter Waselow, noch nicht die Intension, die Dich zum Schreiben bewegt. Sach doch mal!

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Bitte verzeiht meine harsche Ausdrucksweise. Hamburg zu Weihnachten ist Krieg und Verkauf eh. Ja es ist richtig, du biederst dich an, weil ja du und nur du, die Bedürfnisse besser kennst. Und du hast das passende Produkt, das einzige was hilft. Welche Stadt ist es? Wie ist die Homepage? Wie soll sie werden? Zielgruppe? Was soll mit der Homepage erreicht werden? Wie? Wird es ein Blog? Bist du der einzige Texter da? Was ist der Grund warum die Leute klicken und lesen sollen? Weil die Marktzeiten verändert wurden, oder weil da dieser Kolumnist ist mit der seltsamen Meinung über das paarungsverhalten von Laubfröschen in 30er Zonen? Klar musst du die richtigen Knöpfe drücken um den Kunden zu kobern. Und wenn du ihn dann in der Falle hattest dann musst du nur sein gewecktes Bedürfnis weiterhin befriedigen. Wenn er weiß das du gut bist, dann kommt er wieder und erzählt auch anderen davon. Klingt etwas anzüglich? Ist es gewiss auch, aber auch nicht so weit hergeholt, aus meiner bescheidenen irren Ansicht.

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In deinem Fall wohl konkret dein Chef. :wink:
Deine Situation unterscheidet sich etwas vom “gewöhnlichen” Autor, weil du ja auch die Vorgaben deines Auftraggebers berücksichtigen musst. Welches Bild will er von seiner Stadt vermitteln? Hipper urbaner Hotspot, jung und modern oder eher seriöse Universitätsstadt mit 1200-jähriger Geschichte. Der zweite Faktor sind natürlich deine (potenziellen) Leser. Du musst möglichst Leute allen Alters, Schichten, Berufe, etc. ansprechen - es sei denn, dein Chef hat anderweitige Vorgaben. Also darf deine “Schreibe” nicht zu jugendlich, aber auch nicht zu altbacken sein, sich trotzdem von anderen vergleichbaren Auftritten abheben, aber nicht zu gewagt sein, selbstverständlich nach allen Seiten ausgewogen und immer politisch korrekt, denn ein Shitstorm ist heutzutage immer nur ein falsches Wort entfernt. Also einfach drauflos schreiben wird da eher nicht funktionieren. Und bevor irgendwas veröffentlich wird, muss dein Text erst einmal freigegeben werden und mehrere Korrekturschleifen auf verschiedenen Ebenen durchlaufen. Behörden sind da etwas eigen und jede Hierarchiestufe muss ja ihre Existenzberechtigung nachweisen. Insofern sind die “falschen Wörter” wohl die, die der Bürgermeister zum Zeitpunkt der Lektüre nicht leiden kann oder von denen von karriereorientierten Hofschranzen vermutet wird, dass er sie zum Zeitpunkt der Lektüre nicht leiden kann. Im Sinne eines solchen präkognitiven Schleimens werden dann gerne Entwürfe korrigiert.
Insofern brauchst du dir um diesen Punkt keine Gedanken machen, das Problem wird sich von ganz allein lösen :smiley:

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Kultiviere eine hilfreiche Subjektivität. Alle Passagen Deiner Texte müssen sich möglichst »gut anfühlen«. Wenn Du Dir im Laufe der Zeit diese Fähigkeit angeeignet hast, werden Deine Selbstzweifel abnehmen, vielleicht sogar ganz verschwinden …