Geheimes Kapitel?

Hallo zusammen. Ich habe mich dazu entschlossen die Kapitel auf einen Tag zu beschränken. Von Abend (Zubettgehzeit) bis zum nächsten Abend. Generell geht es viel ums Träumen.

Jetzt gibt es ein Kapitel wo der zweite Protagonist in die Traumwelt eingeführt wird, aber das schleichend. Man also der Leser soll noch nicht sofort raus bekommen das er schläft. Ist ein fliessender Übergang, er schläft einfach ein und träumt das erlebte.

Hallo Lusmore,

zwei Dinge verstehe ich nicht an deinem Statement:

  1. Was hat die Threadüberschrift mit dem von dir Geschilderten zu tun? Meinst du mit ‘geheim’, daß der Traumzustand nicht gleich offenbar wird oder etwas anderes?

  2. Du sprichst von einem zweiten Protagonisten, der offenbar träumend geschildert wird. Wie verhält es sich denn dann bei dem notwendig zu unterstellenden ersten Protagonisten? Träumt der auch? Und wenn ja (daneben auch interessehalber sowieso): Welche Erzählperspektive ist gewählt?

Viele Grüße von Palinurus

1 „Gefällt mir“

Mit einem an die Traumwelt verknüpften Artefakt, das den Übergang vom Wachzustand bis hin zur Traumwelt herstellt? Über physikalisch erzeugte Amplituden und Frequenzen oder durch eine andere, mystische Kraft? Sind die Übergänge dabei fließend und der Leser ahnt es vielleicht, erhält erst am Ende des Kapitels Gewissheit über den Traumzustand?

1 „Gefällt mir“

Hallo Mathies,

aus welchem Grund sollte es eines “Artefaktes” bedürfen, um den Leser darüber im Unklaren zu lassen, ob ein Traum oder auch ein Übergang ins Träumen stattfindet?

Bsp.:

Als Egon sich hinlegte – ermüdet vom unerträglichen Gelaber Altmeiers in der vorher gesehenen* talkshow* --, fiel ihm plötzlich wieder ein, daß Hannah, die neue Praktikantin im Büro, seinen verstohlenen Blick zu ihr mit einem geradezu diabolisch zweideutigen Augenaufschlag erwidert hatte. Was mochte sie dabei gedacht haben? Etwas Vergleichbares wie seinerzeit die kleine Lori? – Damals hatte er auf deren ganz ähnliche Reaktion hin Mut gefaßt und sie nach Feierabend zum Abendessen eingeladen. Wider seine kühnsten Erwartungen waren sie danach noch bei ihr gelandet. Und als er der hübschen Assistentin auf dem Sofa nähergekommen sein sollte, schien sie darauf nur gewartet zu haben. Ihm war nicht klar, woher seine Courage rührte, sie an sich zu drücken, kaum daß er den ersten Schluck vom “Absacker” genommen und das Glas zurückgestellt hatte. Aber letztlich spielte es keine Rolle. Was zählte war allein, sich ein Herz gefaßt und alle Befürchtungen fahren lassen zu haben …
Samtig weich fühlte sich Loris Mund an; und warm – heiß beinahe – die Haut, als er langsam den Reißverschluß des Kleides aufzog und sie sich daraufhin dieser einzigen Hülle ihres Körpers entwand, um dann sofort sein Hemd aufzureißen, gierig, erwartungsvoll …

Behauptung:

In dieser kleinen Szene (deren Fortsetzung sich jede/r selbst ausmalen darf) findet ein Übergang Egons Bewußtsein vom (Gerade-noch-)Wachzustand ins Träumen statt. Formal ließe sich der “Umkippunkt” sogar einigermaßen zuverlässig identifizieren; aber m.E. zählen dabei nicht allein die formalen Aspekte, was bedeutet, daß der “echte” Traumzustand auch noch später eingetreten sein kann, als es das formale signum anzeigen mag.
Wo wäre da jetzt ein “Artefakt”? Wo irgendetwas Physikalisches (von erzählerischer Relevanz), wo eine vorgebliche Kraft? – M.E. kann der Übergang ohne jeglichen Rekurs auf solche Dinge – also rein narrativ – gestaltet werden. Und der Witz an der Sache: Ob ein Traumbericht vorliegt oder ein Erinnerungsbericht kann nicht definitiorisch von irgendeinem Leser entschieden werden, solange die Szene in der angedeuteten Art fortgeführt wird. D.h.: Die Szene kann sowohl einen Traum als auch eine Erinnerung aufs Tapet bringen. Worum es sich wirklich handelt, läßt der Autor entweder den Leser selbst entscheiden oder er löst diese Sequenz auf diese oder jene Weise auf (wofür es ja diverse Wege gäbe).
Klarerweise impliziert das auch, daß gar nicht entschieden werden kann vom Leser, ob Egon seinerzeit wirklich mit Lori geschlafen hat oder z.B. ein “Wunschtraum” vorliegt.

Viele Grüße von Palinurus

Moin Palinurus, hoffe Du hast Dich ein wenig erholen können.

Stimmt, das könnt ihr ja nicht wissen.
Also.
Das Buch fängt an mit einem Traum, also in der Nacht, danach wird der Tag, also der Wachzustand beschrieben. Das ist auch Offensichtlich zu erkennen. Der Leser weiß das. In diesem besonderen Fall, schläft der Protagonist beim Feierabendbier auf einer Parkbank ein. Dann müsste eigentlich ein neues Kapitel beginnen. Der Übergang ist aber flüssig, da er aufsteht und in eine ihm neue unbekannte Kneipe geht. Er wollte eh noch was trinken.

Träumen beide. Bei dem ersten ist es offensichtlich.
Der zweite wird allerdings erst wach vorgestellt und dann “eingebracht” ins geschehen.
Beide Protagonisten werden aus der Sicht des Erzählers beschrieben.

1 „Gefällt mir“

Guten Morgen, Lusmore,

danke der Nachfrage: Ich habe das “Abstandnehmen” sehr genossen.

Wenn ich jetzt richtig rekonstruiere, geht es dir darum, ob du den flüssigen Übergang mit einem neuen Kapitel brichst oder es besser weiterlaufen läßt – eben damit der Fluß nicht gestört wird.
Spontan und aus meiner privaten Sicht auf solche Fälle gesprochen: Ich würde es laufen lassen und die angestrebte “Kapitelordnung” ignorieren. Denn das Letztere ist für mich ein formales Kriterium, dem ich inhaltliche Aspekte nachstellen würde. Allerdings ist mir klar, daß es auch wichtige Gründe geben kann, an einer Formalie festzuhalten. Sollte der Kapitelaspekt für die so wichtig sein, daß du ihn nicht ignorieren magst, könntest du ja am “Umschlagpunkt” bei Protagonist 1 “an der richtigen Stelle” aufhören, dann im neuen Kapitel P2 einführen und danach in Kapitel 3 wieder den Faden von Kapitel 1 aufnehmen.

Gruß von Palinurus

3 „Gefällt mir“