Ich bin der Jochen

Meine Spielplätze waren die Häuserruinen, von denen es in meiner Straße auch siebzehn Jahre nach Kriegsende noch zwei Stück gab. Natürlich war es verboten, dort zu spielen, aber für einen achtjährigen Jungen und seine Freunde übten die trümmerhaften Häuserreste eine magische Anziehungskraft aus.

Gerade, weil es verboten war.

In den zerbombten Kellergewölben erlebten wir viele Abenteuer. Wenn wir nicht hinter selbst errichteten Barrikaden aus alten Ziegelsteinen hockten und uns gegenseitig mit den Jungs aus der Nebenstraße Steine an die Köpfe warfen, spielten wir Fußball, bis mich die Stimme meiner Mutter zum wiederholten Male zum Abendessen rief.

Es war eine schöne Zeit, an die ich mich gerne erinnere.

Die Gesichter der alten Freunde sind im Laufe von fünfzig Jahren längst verblasst, aber ihre Namen werde ich nie vergessen.

Michael, Wolfgang, Herbert, Hans … was mag euch geworden sein? Irgendwann haben wir uns aus den Augen verloren, wie das so ist im Leben.

Die Stadt, in der ich heranwuchs und zur Schule ging, ist nicht mein Geburtsort. Zur Welt kam ich in der damals noch Deutschen Demokratischen Republik. Ich bin nie wieder in meiner Geburtsstadt gewesen, seit meine Eltern mit mir und meinem jüngeren Bruder 1959 in den Westen rüber gemacht sind.

Erinnern kann ich mich daran nicht mehr. Nur die Erzählungen meiner Mutter sind mir im Gedächtnis haften geblieben. So erfuhr ich, dass diese dreitägige Reise mehr als abenteuerlich verlaufen war. Nur mit viel Glück hatten wir es zu meinen Großeltern nach Wuppertal geschafft. Aber das ist eine andere Geschichte.

Meine Schulzeit wurde von Höhen und Tiefen begleitet. Sitzengeblieben bin ich nie. Meine Lehrer vertraten die Meinung, dass Faulheit kein Grund sei, die Klasse zu wiederholen. Eine kräftige Ohrfeige war mitunter wirkungsvoller, als ein Ungenügend im Zeugnis. Ein letzter Rat, den mir mein Deutschlehrer nach dem Abitur mit auf den Lebensweg gab, lautete: »Lerne einen Beruf, in dem du nicht viel schreiben musst!« Damit ist meine Leistung im Fach Deutsch ausführlich umschrieben.

Mit dieser pädagogischen Empfehlung und mit den Worten meines Vaters, »Der Junge muss was ordentliches Lernen!«, machte ich eine kaufmännische Lehre. Diese zweieinhalb Jahre haben mich geprägt und meine Sicht für viele Dinge verändert. Manchmal ist es doch besser, auf die Eltern zu hören.

Nach der Lehre durfte ich fürs Vaterland durchs Gelände robben, mein Gesicht mit Ruß tarnen und nachtsüber Wache schieben. Wehrdienst nannte man das.

Die Studentenjahre verbrachte ich im Ruhrgebiet; ich studierte Wirtschaftswissenschaft.

In dieser Zeit lernte ich meine Frau kennen. Unsere Tochter ist inzwischen seit vielen Jahren verheiratet.

1988 verließen wir den Ruhrpott und zogen in den Norden Deutschlands.

Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich viel schreiben muss. Mein Interesse an allem, was mit Computern zu tun hat, war schon immer sehr ausgeprägt. Besonders hatten es mir die Schreibprogramme angetan. Die ersten Geschichten entstanden mit WORD für DOS. Einige werden sich noch daran erinnern, blauer Hintergrund mit weißer Schrift. Alles, was mir einfiel, brachte ich zu Papier bzw. auf den Bildschirm. Tausende Seiten habe ich in den vielen Jahren geschrieben und wieder gelöscht.

Mit dem Internet kamen neue Möglichkeiten. Ich konnte meine Geschichten veröffentlichen. Andere konnten das lesen, was meiner Fantasie entsprungen war. Ein tolles Gefühl!

Heute schreibe ich kaum noch fürs Internet. Meine Geschichten wurden in vielen Anthologien veröffentlicht und auch in Zeitschriften konnte ich meine Werke unterbringen. An einen Roman habe ich mich noch nicht herangetraut. Das ist harte Arbeit, erfordert Disziplin und braucht vor allem viel Zeit, die ich beruflich bedingt nicht aufbringen konnte. Daher schreibe ich weiter meine Geschichten und freue mich über jede Seite, die es in ein Buch schafft.

Meine Ideen kommen aus meinem täglichen Umfeld. Wenn du gut zuhörst, erfährst du vieles von anderen Menschen. Gespräche von Mitreisenden im Zug haben mir viele gute Ideen für meine Storys gebracht. Diese bilden dann die Grundzüge der Handlungen, die ich mit eigener Fantasie ausbaue. Viele Geschichten sind lustig, manche traurig, andere kriminell.

Kriminalgeschichten schreibe ich besonders gern. Oft mit einer Prise Humor gewürzt.

Während einer Fahrt im öffentlichen Nahverkehr hörte ich einem Gespräch zwischen zwei Jugendlichen zu. Sie wollten - so konnte ich den Worten entnehmen - demnächst eine Berufsausbildung beginnen. Einer der beiden bedauerte scherzhaft, dass es keine Ausbildungsplätze für Verbrecher gäbe, da könne man gleich richtig Kohle machen.

Ich dachte, warum eigentlich nicht?

Heraus kam eine Umschulungsmaßnahme zum Einbrecher, die sogar vom Arbeitsamt finanziert wurde. Unwissentlich natürlich!

Die Story wurde für einen städtischen Krimipreis nominiert und fand ihren Weg ins Buch.

Seit 2005 bin ich Papyrus verfallen, damals noch Papyrus Office. Alle meine Texte, ob beruflich oder privat, schreibe ich mit diesem Programm.

Auch wenn wir in der Firma nur die Fenster Produkte auf dem Rechner haben, so schreibe ich doch jeden Text zuvor mit Papyrus auf meinem Laptop und kopiere ihn dann rüber. Die Rechtschreibprüfung und die Stabilität von Papyrus sind unschlagbar. Sie sparen mir viel Zeit.

Vor sechs Jahren bin ich auf den Mac umgestiegen und habe es nie bereut. Mein Fazit: Apple und Papyrus verstehen sich hervorragend.

Im Forum bin ich fast auf den Tag genau seit sechs Jahren angemeldet. Ich lese regelmäßig eure Fragen, Anregungen und Hilfestellungen. Sie haben mir gute Dienste erwiesen. Jetzt will ich mich auch mal vorstellen. Wenn euch die kleine Zeitreise zu lang geworden ist, so mögt ihr mir das verzeihen.

Habe ich noch was vergessen zu erwähnen?

Ach ja: Ich bin der Jochen.

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Aw: Ich bin der Jochen

Hey Jochen,

gerade komme ich vom frühnebeligen Hundespaziergang rein und hab noch nichts gefrühstückt, da les ich Deine Vorstellung. Wie kommt man dazu? Eine Biografie in wenigen Sätzen - aber mit Atmosphäre und gut geschrieben. Toll, danke und weiter viel Freude.

Aw: Ich bin der Jochen

Hallihallo Jochen,

ich selbst habe mich hier auch schon irgendwo vorgestellt. Aber Deine Vorstellung gefällt mir außerordentlich gut. Ich selbst und auch meine Tochter haben nämlich auch ab und zu eine Ohrfeige gefangen. Wir haben sie ohne bleibende Schäden überlebt :).

Bin Rentnerin, illustriere gern, nur mal so nebenbei, und schreibe für Kinder.

www.juttaskinderbuch.de

Viel Erfolg mit Deinen Ganoven und freundliche Grüße aus Sachsen/Sachsen-Anhalt

Jutta

Aw: Ich bin der Jochen

@jutta_s, @McVail

Herzlichen Dank für eure netten Worte.

Es freut mich, dass euch meine Vorstellung gefallen hat.

Viele Grüße

Jochen