Kerzenwitz - was, wenn man ihn zu erklären sucht

@AndreasE hatte vor kurzem mal in einem Beitrag gebracht, das es unsinnig wäre, einen Witz erklären zu wollen. Ich habe dies heute vormittag einfach mal gemacht.
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Kerzenwitz - was, wenn man ihn zu erklären sucht**
Unterhaltsam kann auch das Erzählen eines Witzes sein. Vielleicht kann man dies noch toppen, indem man ihn zu erklären sucht. Dafür habe ich mir mal den folgenden, einfachen Witz ausgesucht.

Treffen sich zwei Kerzen.
«Was machst du heute Abend?».
«Ich gehe aus».

Witzig? Ja, durchaus. Aber warum? Natürlich wegen der sogenannten Pointe. Diese beschreibt einen überraschenden Schlusseffekt bzw. kann auch auf einen sinnstiftenden Zusammenhang zweier Konzepte beruhen. Sozusagen, eigentlich etwas Unerwartetes aber Sinnhaftes. So ähnlich wird es in der Wikipedia beschrieben.
Im obig aufgeführten Kerzenwitz kommt meines Erachtens nach, der sinnstiftende Zusammenhang zweier Konzepte zusammen. Die angesprochene Kerze will ja ausgehen - möglich, dass sie nur das Brennen ihres Dochtes einstellt, aber sie könnte auch das Haus verlassen, um auf den Swutsch zu gehen.
Möglich ist auch, dass zum Erzeugen des Lacheffektes, nicht das Ausgehen ausschlaggebend ist, sondern, das sie sich zum einen Treffen und zum anderen, miteinander Reden. Wenn wir uns eine Kerze ansehen, so besteht sie nur aus einem von Wachs ummantelten Docht. Keine Beine, die man zum Treffen im Sinne von, man kommt von zwei verschiedenen Orten und trifft sich an einem Dritten, bräuchte, sondern auch, dass sie über keinen Mund verfügen, mit dem sie reden könnten. Zwei Unmöglichkeiten, die aber im Witz genannt werden.

Sagt eine Kerze zur Anderen.
«Was machst du heute Abend?».
Sagt die andere: «Ich gehe aus».

In dieser Variante fehlt das Treffen, und damit, das vorher Gehen müssen. Also nur eine Unmöglichkeit ohne die der Beine. Allerdings könnte man darüber diskutieren, ob die angesprochene Kerze nicht etwas anderes macht, als auszugehen. Diese Frage stellt ja die erste Kerze der anderen. Eine Antwort hätte auch lauten können: «Ich lass mich abduschen».
Womit wir einen nassen Übergang zu einer weiteren Variante erhalten.

Fragt eine Kerze die andere.
«Kennst du Wasser?».
Antwort. «Davon kannst du ausgehen».

Hier wird die mögliche Antwort schon in der Frage vorweg ausgesagt. Wobei die Antwort konzeptmäßig anders, aber sinnhaft wieder beim Ausgehen bleibt. Wobei die Verbindung vom genannten Wasser zum Ausgehen, ein Ausgehen des Dochtes suggeriert. In der nächsten Variante wird genau dies dann auch ausgesprochen.

Unterhalten sich zwei Kerzen.
«Ist Wasser eigentlich gefährlich?».
«Davon kannst du ausgehen».

Der Zusammenhang ist hierbei eindeutig. Wasser ist für eine brennende Kerze gefährlich. Ihr brennender Docht würde dann ausgehen bzw. erlöschen. Das auch, das eigentliche Brennende, für eine Kerze gefährlich sein kann, wird in der folgenden Variante erzählt.

Zwei Kerzen stehen auf dem Tisch.
Sagt die eine. «Ist Feuer gefährlich?».
Die andere. «Kannst aber von ausgehen».

Der letzte Satz im Witz ist sprachlich etwas ungewöhnlich. Meines Erachtens nach müsste zu beginn des Satzes ein ‘Da’ eingefügt werden. Der Satz müsste also wie folgt heißen: «Da kannst du aber von ausgehen.» Das ‘Da’ beinhaltet die Verbindung zum gefährlichen Feuer. Ohne dieses Wort ist das erwähnte Feuer, nur möglicherweise gefährlich. Erst das ‘Da’ macht es wirklich gefährlich. Alternativ ein Fragezeichen am Ende ebenso.
Nicht unerwähnt lassen, will ich den Hinweis darauf, dass in dieser Variante, die beiden Kerzen stehen. Aus sich selbst heraus, können Kerzen entweder liegen oder stehen. Vom Abbrennen und Abschmelzen mal abgesehen. Dass sie Stehen, kann auch wieder ein Hinweis darauf sein, dass sie Beine haben.
Als letztes noch drei Varianten, in der beide Kerzen dasselbe im Sinn haben, anstatt dass es nur Eine hat.

Zwei Kerzen.
Sagt die eine zur anderen. «Komm, lass uns heute ausgehen».

Treffen Sich zwei Kerzen.
Fragt die eine Kerze die andere. «Wollen wir mal zusammen ausgehen?».

Treffen sich zwei Kerzen, sagt die eine. «Lass heute Abend ausgehen».
Sagt die andere. «Ja».

Der Kern in diesen drei Varianten ist die Tatsache, dass beiden im Sinn haben, auszugehen. Nur ihre Motivation ist unterschiedlich. In der ersten Variante, scheint sich die eine Kerze zu langweilen. In der Zweiten, scheint sie Gefallen an der anderen Kerze zu finden und ihre Motivation ist ein Date. In der letzten Variante scheint das gemeinsame Ausgehen eine klare Sache zu sein, den die Antwort ist kurz und unmissverständlich.

Zum Abschluss dieser unterhaltsamen Kurzweil spanne ich den Bogen wieder zum allerersten Witz. Es fehlt das Treffen und das damit vorhergehende Gehen, denn beide Kerzen sind einfach nur da. Sie müssen jedoch, wie in allen Varianten über einen Mund verfügen. Wie sonst sollten sie reden?
Wie man lesen konnte, sind Witze in sich gesehen schon recht amüsant und witzig. Letzteres beinhaltet ja das Erzählen eines Witzes. Aber vielleicht war auch dieser Erklärungsversuch witzig und amüsant. Letzteres hoffe ich.
Und nun zum Abschluss, noch einmal der Kerzenwitz.

Unterhalten sich zwei Kerzen.
Fragt die Erste die zweite. «Na was hast du heut Abend noch vor?».
Darauf die Zweite. «Ich gehe aus».

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Jetzt habe ich verstanden, warum ich kurze, einfache und überschaubare Witze, die keiner Erklärungen bedürfen, so mag, selbst wenn ich den einen oder anderen mal nicht verstehe.

Kompliziert wirds mit diesen Wortspielen erst, wenn du einen Fremdsprachler mit in der Runde hast und der den Witz übersetzt haben möchte. :rofl:

Der muss dann „heavy on wire“ sein.

Zwei Kerzen stehen nah beinander.
Meint die Erste: «Du bist so nah, ich werd ganz heiss!».
Darauf die Zweite. «Deshalb geh ich aus, ich weiss».

Sag mal AndreasB, wie lange hast Du denn für den ganzen Text gebraucht?
Ich denke mal, derweil könnte man hunderte solcher Witze erzählen.:smiley:
Aber die Idee mit der Übersetzung hatte ich schon öfter, immer wenn ich kölsche Witze erzähle und ich nicht sicher bin, ob da welche am Tisch sitzen, die dieser Sprache mächtig sind oder nicht.
Und meisten gerät der Akt der Übersetzung selbst zum Witz, sozusagen zu einem Parallelwitz.
Also zwei Witze in einem. Das aber hier schriftlich zu präsentieren, wäre witzlos.

Eine kleine kölsche Kostprobe:
Tünnes un Schäl sin op d’r Beerdigung vum Pitter. De Schäl wirf ene Struuß Blome op de Sarg. De Tünnes wirf zwei Frikadelle hingerher. Säät de Schäl: „Tünnes, beste jeck? Wat soll dä Pitter domet, der kann die doch nit mieh esse.“ Drop de Schäl: „Ja gläuvs do dann, hä dät ding Blome enen Vas stelle ?“

Übersetzung wird auf Anfrage geliefert.;):rofl:

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:rofl::D:ROFL:

Dank langjähriger Bildung durch lautes BAP-Hören kann ich das durchaus verstehen. :thumbsup:

[QUOTE="Tünnes un Schäl sin op d’r Beerdigung vum Pitter. De Schäl wirf ene Struuß Blome op de Sarg. De Tünnes wirf zwei Frikadelle hingerher. Säät de Schäl: „Tünnes, beste jeck? Wat soll dä Pitter domet, der kann die doch nit mieh esse.“ Drop de Schäl: „Ja gläuvs do dann, hä dät ding Blome enen Vas stelle ?“[/QUOTE]

Gelesen verstehe ich den Witz durchaus. :wink: Aber beim Zuhören würde ich vermutlich schnell aufgeben. Das sit dann ja doch ncoh mal etwas ganz anderes.

Vor allem, weil dann wesentlich schneller gesprochen wird. Aber in Kölsch zu schreiben ist ungleich schwerer, als Kölsch zu reden. Selbst für echte Kölsche ist die Schriftsprache sehr schwer.

Ich kann noch einen draufsetzen:

„Aderjönche, wann do wigger esu frech bes“, schäng de Mamm, „dann kriss do eines Daachs Pänz, die üvverhaup nit brav sin. Weste sinn.“
„Mamm, jetz häs de dich ävver fies verrode!“

Anderjönche ist die Verkleinerung von Adrian oder Adriane.:slight_smile:

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Ich hätte da auch einen, den man wahrscheinlich in jede Sprache übersetzen könnte:


Eine Gruppe von Mathematikern und eine Gruppe von Physikern fahren mit dem Zug zu einer Tagung. Jeder Physiker besitzt ein Ticket, dagegen hat die Gruppe der Mathematiker nur ein einziges.

Plötzlich ruft einer der Mathematiker: «Der Kontrolleur kommt!», worauf sich alle Mathematiker in eine der Toiletten zwängen. Der Kontrolleur kontrolliert die Physiker, sieht, dass das WC besetzt ist und klopft an die Tür: «Das Ticket bitte!» Einer der Mathematiker schiebt die Fahrkarte unter der Tür durch und der Kontrolleur zieht zufrieden von dannen.

Auf der Rückfahrt beschliessen die Physiker denselben Trick anzuwenden und kaufen nur ein Ticket für die ganze Gruppe. Sie sind sehr verwundert, als sie merken, dass die Mathematiker diesmal überhaupt keine Fahrkarte haben. Dann ruft einer der Physiker: «Der Kontrolleur kommt!». Sofort stürzen die Physiker in das WC, die Mathematiker machen sich etwas gemächlicher auf den Weg zu einem anderen WC. Bevor der letzte der Mathematiker die Toilette betritt, klopft er bei den Physikern an: «Das Ticket bitte!»


Welche Fragen kommen dabei auf?

  1. Wenden Physiker mathematische Verfahren an, ohne sie wirklich zu verstehen?
  2. Leben Physiker in einer anderen Welt als Mathematiker?
  3. Sind Mathematiker berechnender?

Naja, die Liste der Fragen für eine befriedigende Erklärung könnte man beliebig erweitern, aber Frage 1 setzt dem Witz wohl hier das wichtige Krönchen auf.

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De

Den kannte ich zwar schon, aber es ist immer wieder köstlich, ihm zu begegnen. :smiley: Der alte Krieg zwischen den Mathematikern und dem Physikern. So ähnlich wie zwischen den Pfälzern und den Saarländern. :rofl:

In meinem früheren Leben war ich Physiker bzw. wollte Physiker werden, bevor ich das Studium abgebrochen habe. Habe trotzdem gelacht.

Stellt euch einen dunklen Raum vor, in dem keine schwarze Katze ist.

Was ist der Unterschied zwischen einem

  • Wissenschaftler
  • Priester
  • Evolutionisten

Der Wissenschaftler
sucht in einem dunklen Raum eine schwarze Katze, die nicht da ist.

Der Priester
sucht in einem dunklen Raum eine schwarze Katze, die nicht da ist, von der er aber glaubt, dass sie da ist.

Der Evolutionist
sucht in einem dunklen Raum eine schwarze Katze, die nicht da ist, und er behauptet: „Ich hab´ sie!“

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Etwa eine halbe Stunde. Der Text schrieb sich fast von allein. Ich musste anschließend etwas kürzen, da er das Forumslimit überschritt.

Wenn man ihn gedanklich einfach so ausspricht, wie geschrieben, versteht man ihn. Optisch verwirrte mich nur das Auftauchen meines eigenen Nachnamens in ihm. Das dieser real bei Nennung, vielfach als Blume notiert wird, brachte mich etwas aus dem Lesefluss, da er im Witz ja auch solcherart genutzt wird.

Ich versuche mich mal an einen Selbstgemachten. Hoffe, dass es auch einer ist.

Zwei Damen unterhalten sich. Plötzlich wird auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Fenster aufgerissen. Ein Herr ruft laut auf die Straße hinaus.
«Ich habe einen kleinen Witz.»
Ruft eine der Damen zurück.
«Und wie lautet er?»
«Theobald.»

Bei dem hier versagt mein gedankliches Verstehen aber.

Oh - da kenn ich auch einen, nicht ganz jugendfrei:

Tünnes un Schäl sin en ener Galerie.
Dort stonn se vör enem Jemälde, op däm sich jradd ene Frau an- oder auszieht.
Do fragt Tünnes: „Hör ens Schäl, wat meinste – zieht sich de Frau jradd an oder us?“
Se övverlege un övverlegen…
Do sagt Schäl nach enem Jeistesblitz: „Ist doch klor, de zieht sich jradd an.“
„Warum bess do dir do su secher?“
„Do steht doch: ‚Noh enem Stech von enem alte Meister‘“.

:rofl:

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Den habe ich jetzt nicht wirklich verstanden.

Aber

nun zur inhaltlichen Übersetzung:
Die Mutter tadelt ihre Tochter (Adriane) oder ihren Sohn (Adrian), ich nehme aber an, dass es die Tochter ist, dass sie, wenn sie weiterhin so frech sei, sie selbst später ebensolche Kinder (Pänz) bekommen würde. Das würde sie sehen (Weste sinn).
Darauf die Tochter ganz frech: Mama, jetzt hast Du dich aber verraten.
Wenn die Mutter schon so ein freches Gör bekommen hat, dann muss sie ja wohl selbst so frech gewesen sein. :D:ROFL:

Ich auch nicht. Ist mir zu hoch.

Danke dir, jetzt habe ich den auch verstanden.

Den hab sogar ich als sprachverkorkster Schweizer noch eben verstanden. :laughing: :rofl:

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Theobald ist der kleine Witz, den erstere Dame hat.

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Achso - die Dame ruft. Dachte der Herr Riefe aus dem Fenster, er hätte einen kleinen Witz, mit Namen Theobald. :rofl:

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