Lange genug ...

habe ich mich davor gedrückt.

Mein Name ist tatsächlich Nina und ich lebe in Stuttgart. Ich habe mein bisheriges Leben immer südlich des Weißwurst-Äquators verbracht und habe auch nicht vor, das zu ändern. Wir Süddeutschen ticken einfach ein bißchen anders.

Etwas über die erste Hälfte meines Lebens habe ich im münchner Outback verbracht, nach meinem Informatik-Studium hat es mich dann der Liebe wegen nach Stuttgart verschlagen und da die Liebe immer noch andauert, bereue ich nichts. In den darauf folgenden 15 Jahren habe ich mich als Web-Entwickler, im Vertrieb mit Support und Schulungen, als Web-Designerin und Frontend-Entwicklerin und nun als IT-Architektin betätigt.

Das Schreiben begleitet mich seit meiner Jugend, in einem einer Sinus-Kurve ähnelndem Verlauf. Ich hatte einen Tiefpunkt, als ich meine Werke ausversehen mit einem Image meiner BS-Partition überschrieben habe und meine Sicherung - daaaaamals noch auf Diskette - sich als fehlerhaft erwies. Lange schrieb ich gar nicht mehr, dann jahrelang nur noch auf Papier, mit Füller, vor dem Schlafen. Mein Mann - die oben erwähnte Liebe - hatte schon eine sehr gute Imitation des über die Papier kratzenden Füllers drauf. Dann kam die Cloud, ein hübsches Hybrid-Ultrabook und mein Mann ersetze seine Füller-auf-Papier-Imitation durch eine Finger-auf-Tastatur-Imitation.
Vor etwa zwei Jahren zeigte ich dann mein vollständigstes Werk - das mich seit etwa zwanzig Jahren begleitet - einer Freundin und ihr Feedback war sowohl vernichtend als auch aufbauend genug, um mich die Arschbacken zusammenkneifen zu lassen, damit ich mir theoretisches Wissen über das Schreiben aneignete und langsam meinen Schreibstil verbesserte. Bilde ich mir zumindest ein. Es hat zumindest ausgereicht um diese in zwanzig Jahren gereifte Geschichte zu einem - natürlich völlig anderen - Ende zu bringen und eine zweite Geschichte innerhalb eines Jahres zu vollenden.

Persönlich würde ich mich eher unter die Pantser als unter die Plotter einordnen, auch wenn ich ziemlich viel Erfahrung mit dem Aufbau von Plots habe. Ich spiele seit meiner Jugend Pen&Paper - auch als Spielleiter - und mache genauso lange LARP. Wenn man von seinen Spielern erwartet, dass sie einen Plot lösen, muss dieser logisch nachvollziehbar sein. Wenn er es nicht ist, werden sie ihn nicht lösen und außerdem nehmen sie ständig alles was man ihnen an Szenen, Charakteren und Orten bietet auseinander. Sie finden zuverlässig jeden Fehler, jede Unstimmigkeit, jeden Widerspruch. Dass sich die Charaktere meiner eigenen Geschichten nicht immer so verhalten und entwickeln, wie ich es anfangs vorgesehen habe, ist für mich daher glücklicherweise ein gewohnter Prozess und ist für mich der eigentliche Spaß am Schreiben.

Um Papyrus bin ich etwa ein Jahr lang herum geschlichen, bevor ich mir schließlich Version 8.5 geleistet habe und habe es seitdem auch nicht bereut :slight_smile:

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Hallo Nina,

deine Kommentare sind immer hilfreich und lehrreich. Und noch dazu in einen herrlichen Humor verpackt! :thumbsup:
Ich lese sie äußerst gern und freue mich über deine Vorstellung.

Welche Rollen spielst du denn beim LARP, wenn man das fragen darf.

Ich spiele seit 15 Jahren eine Feuer-Magierin in einer Söldnergruppe :slight_smile:

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Was bitte ist LARP und Pen & Paper? Sicher, ich könnte Mama Google fragen, aber die schüttet mich dann immer gleich zu mit ihrem Wissen.
Ich hätte noch mehr Fragen, aber die kommen später . . . :cool:

LARP ist Live Action Role Playing, meint: Die Leute schlüpfen nicht nur gedanklich, sondern auch physisch in ihre Heldenfiguren. Die stellen dann Spielszenen - oft mit erheblichen Aufwand (Gewandung, Waffen usw.) - nach. Verbessert mich, wenn ich das falsch erkläre.

Bei den Mittelalterfesten sieht man sie auch! Ist immer wieder genial anzuschauen. :thumbsup:

Ich denke mal, wen man viel Erfahrung mit man Pen & Paper als Spielleiter hat, bekommt man auch stimmige Plots bei der Schreiberei zustande, erst recht, wenn die Mitspieler dabei über Sinn und Unsinn eines jeden Grashalms diskutieren wollen g.
Ich lese dich hier im Forum auch sehr gerne, schön etwas mehr über das Dahinter deines Nicks zu erfahren.

Ben, Pen & Paper ist ein Rollenspiel auf dem Papier, das man am Tisch mit diversen Würfeln und einem Regelwerk spielt. LARP steht für Live Action Role Playing und ist im Grunde das gleiche, nur daß man nicht mehr am Tisch, sondern in einer richtigen Umgebung spielt. Da gibts dann richtige Kostüme, Waffen etc., ist ein bißchen wie auf der Bühne Theater zu spielen.

Tante Edit merkt grade, daß Bloodhound schneller war.

Schön, was von dir zu hören, @PipiL, sorry @NinaW.
Ich bin froh, nicht der einzige Pantser zu sein. Kam mir bisher etwas Minderbemittelt vor, weil ich mit dem konstruieren einer Geschichte am Zeichenbrett meine Mühe habe. Über viel mehr als die definition einer Prämisse komme ich zu Beginn kaum hinaus.
Ob letztlich alles so ist, wie es sein soll, geschieht bei mir am Ende mit vielen ausgedehnten Überarbeitungsphasen.
Papyrus ist für mich deshalb schon seit einiger Zeit, DAS Arbeitsmittel.

Noch ein Lob für deine kompetente Hilfe hier im Forum. Du bist gut drauf. :slight_smile:

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Danke euch allen Gütesiegel Nachhilfe. Lebe halt mehr in der Jetztzeit. :thumbsdown:

Danke schön für die netten Worte :laughing:

Das schöne sowohl bei Pen & Paper als auch bei LARP ist, dass die Spieler den Plot nicht kennen und daher durch ihre Aktion und Reaktion den Plot immer wieder verändern. Das ist eine große Aufgabe für den Spielleiter, und es bedeutet zwingend, dass der SL sich eine konsistente Geschichte und Antagonisten überlegen muss. Er muss wissen, wie seine Charaktere auf die Aktionen der Spieler reagieren und immer im Auge behalten, wie sich die Geschichte aufgrund der manchmal auch fehlgeschlagenen Handlungen verändert. Das macht Spaß, kann aber auch sehr anstrengend sein.
Da ein Larp in der Regel etwa 100 Spieler agieren ist es hier natürlich noch extremer und letztendlich erlebt jeder Spieler eine etwas andere Geschichte. Für die Spielleitung bei LARPs hat sich dabei folgender Leitsatz etabliert: Der Plot überlebt bis zum ersten Spielerkontakt.
Das größte europäische LARP findet im übrigen in Deutschland statt, der Conquest of Mythodea, mit etwa 5000 Teilnehmern.

https://www.youtube.com/watch?v=MS2jU-GMROA

Sowohl LARP als auch P&P kann unterschiedliche Genres abdecken, P&P-Beispiele, die ich auch alle spiele oder gespielt habe, wären
Fantasy: D&D / AD&D ((Advanced) Dungeons & Dragons), Earthdawn, 7th See, DSA (Das schwarze Auge), Warhammer
Urban Fantasy: World of Darkness mit Vampire, Hunter, Mage, Werwolf und noch andere, sowohl Mittelalter als auch Jetzt-Zeit, Cthulhu (20er oder auch Jetzt-Zeit)
SiFi: Shadowrun (mit Fantasy-Elementen), Cyberpunk

Gibt’s auch Plontser oder Patter? Das würde mir sehr entgegenkommen, so etwas ziemlich genau dazwischen.

Na ja, ich hab ja nicht geschrieben, dass ich nur Pantser bin :wink:

Ich war ursprünglich mal Pantser und wurde durch die Erfahrungen während des Schreibens meines ersten Romans zum Plotter, na ja, vielleicht eher zum Plot-Pantser, denn ich erlaube der Geschichte nach wie vor, ihr eigenes Ding zu drehen. Nur der Rohbau wird geplottet. Der Rest ist Inspiration.

Der Trailer ist übrigens cool.

Das Video ist wirklich sehr beeindruckend. Leider kann ich überhaupt nichts mit Rollenspielen anfangen. Für mich ich die phantastische Welt eine reale Welt, die irgendwo anders, vielleicht in einem Paralleluniversum stattfindet. Ich finde es total surreal, das hier in unserer Welt darzustellen. Das wäre so, wie wenn Legolas plötzlich seine Haare und seine Ohren versteckt, eine Schreibtisch auspackt und sich an einen Computer setzt und Java programmiert. Oder lass ihn als Rollenspieler in Bruchthal Auto oder noch besser Motorrad fahren. Widerspricht mir sehr.
Ich liebe phantasische Literatur, lese fast nichts anderes, aber ich kann mich darin nicht verkleiden oder Cosplayer sein oder so. Es wäre nur gespielt, egal wie sehr ich eintauchen mag.
In meinem Kopf kann ich in andere Universen tunneln. Ich brauche nur die Augen zu schließen und schon bin ich da und sie sind so real, dass ich fast glaube, sie sind echt. Aber deswegen können sie nicht hier sein, denn alles, was man hier spielt, ist nicht echt. In diesem Universum gibt es keine Magie, was ich beruhigend und gleichzeitig traurig finde :smiley:

Sorry für diese philosophischen Sätze hier. Ich habe mir das Video angesehen und darüber nachgedacht, warum ich das nicht mag. Die Schauspielerei für einen Film hingegen finde ich in Ordnung. Da soll ja auch ein Film entstehen. Aber so zum Spiel und Spaß… Während des Studiums haben das auch viele Freunde von mir gemacht. Aber ich wollte das nie. Nur Advanced Hero Quest habe ich mitgespielt und das sehr gerne und sehr lange :slight_smile: Da war ich auch eine Magierin. Als Figur auf dem Spielbrett. Wir waren zum Schluss so gut, dass unser SL ganz von dem Spielplan weg ist und selbst Grundrisse gezeichnet hat, weil wir einfach jede Quest in Schutt und Asche kloppen konnten :slight_smile: Ja. Und irgendwann hatten wir unser Diplom und verstreuen uns in alle Winde. Das Spiel liegt nun oben ganz zerfleddert auf dem Speicher. Aber zu zweit (mit meinem Männe, damals ein richtiger Kampfzwerg ;)) geht ja nix.
Ja, die schöne Studienzeit. Wir hatten einen Spieler dabei, der würfelte nur mit roten Würfeln („Rot bringt tot“). War oft sehr lustig und ging auch schon mal die ganze Nacht durch bis morgens zum Frühstück… Ach jaaa :heart_eyes:

Den Begriff Pantser kannte ich gar nicht, musste erst mal googlen. Meine ersten Gehversuche in Mauxa liefen einfach ins Blaue. Ich hatte nur Mauxa als Figur und habe sie durch ihre Welt laufen lassen. Für ihren Love-Interest habe ich dann wirklich in den Zauberhut greifen müssen. Und ich habe laaange über ihn geplottet, bis ich endlich weiterkam. So eine Geschichte braucht ja auch Substanz und Hintergrundwissen. Und wenn Miss Ich-hab-alle-Menschen-lieb plötzlich einen feindlichen Kerl am Boden sieht und ihm das Leben rettet, dann muss da schon was dahinter sein. Ab diesem Zeitpunkt bin ich zum Plotten gekommen. Aber ich halte es da wie @PeRo : Ich plotte das Gerüst und lasse meine Figuren drüberlaufen. Sie finden dann immer ihre eigenen Wege, meistens ein kleines bisschen anders, als ich es geplant habe. Aber dafür dürfen die Figuren ja auch mitsprechen. Manchmal unternehme ich auch eine Traumreise und gehe in Gedanken zu meiner Figur und interviewe sie. Da sind schon ganz verrückte Sachen dabei herumgekommen, von denen ich vorher selber nichts wusste.

Ach übrigens, liebe @NinaW (das wollte ich dir schon lange mal sagen, hab mich aber nicht getraut): Wenn ich mal eine Schauspielerin für meine Mauxa suchen müsste, du würdest dich wirklich anbieten. :thumbsup: Als ich zum ersten Mal deinen Avatar hier sah, dachte ich echt, ich sehe meine Protagonistin. Ja. An Mauxa schreibe ich auch schon 20 Jahre :heart_eyes: Aber langsam kommt ein Ende in Sicht. Dank viel Plotterei.

Jau, jetzt hab ich aber mein Herz ausgekippt :slight_smile: Danke! Schön war’s, die alten Erinnerungen an die Studizeit mal wieder hochzuholen :roll_eyes::heart_eyes:

Liebe Grüße,
Vroni

Jeder hat andere Vorlieben, war der eine mag muss der andere noch lange nicht mögen. Das ist auch gut so.
Allerdings geht es beim Rollenspiel weder um das Verkleiden, noch hat es Ähnlichkeiten mit Cosplay. Wenn du auf einen LARP bist, bist du nicht in Deutschland, du bist in einer anderen Welt. Du bist nicht verkleidet, du bist diese andere Person. Du spielst nicht, als würdest du irgendetwas tun, du tust es.
Das klingt wahrscheinlich noch seltsamer, aber entspricht dem LARP-Gedanken am besten.

Das mit deinem Charakter liegt bestimmt nur an der Haarfarbe ^^’

Nee, ich hab schon viele Rothaarige gesehen, bei denen es überhaupt nicht gepasst hat. :wink: Das ist schon so wie ich es schreibe. Aber Mauxa ist keine Magierin. Sie ist eine Schamanin, die mit Geisteskraft, göttlichem Beistand, Blut und Kräutern Wunder verbringen kann.

Der LARP-Gedanke ist ja wirklich schön :slight_smile: Ehrlich. Aber spätestens bei der Magie hab ich meine Probleme. Das geht halt dann nicht. Oder Verletzungen mit Schwert, Morgenstern oder Hellebarde würden ziemlich schnell die LARP-Gesellschaft dezimieren. Bin halt eine Realitätsfanatikerin. Wahrscheinlich bin ich nur meiner Mutter immer noch böse, als sie mir erklärte, dass es das Christkind so nicht gibt. Ich habe tagelang geheult, denn ich fand das immer so toll, wie magisch sich der Weihnachtsbaum mit den Geschenken ins Zimmer beamte. Und dann die grausame Wahrheit. Ja, das ist es wohl. Ich bin immer noch beleidigt, obwohl es über 40 Jahre her ist :scream: (das hat mich tatsächlich tief getroffen).

Was ich mir wirklich noch vorstellen kann, dass sind die Mittelalter-Lager. Das ist ja unsere Welt. Und die besuche ich auch sehr gerne. Letztes Jahr war in Bad Dürkheim eins rund um die Salinen. Da hat mich ein Alchemist ziemlich fasziniert, was der alles zu erzählen wusste. Oder auch das Herstellen von Kettenhemden. Oh ja: Und das Weben, meine heimliche Liebe (Mauxa kommt aus einer Weberfamilie und sie hat von ihrer Göttin den Auftrag „Kette und Schuss“ zu finden). Ja. Die Mittelalter-Lager, die mag ich gerne :heart_eyes:

Dieses Jahr haben wir schon ganz fest den Mittelaltermarkt in Haßloch auf der Rennbahn im Blick. Am1. und 2. September wird er sein. Bin gespannt :slight_smile:

Liebe Grüße,
Vroni

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Hallo Nina,
da du eine der Aktivsten im Forum bist, habe ich mich gefreut, mehr von Dir zu hören. Mit Interesse habe ich auch die Diskussion über LARP verfolgt. Zwar kenne ich Mittelaltermärkte, aber ich wusste bisher nicht, dass das mehr ist, als bloßes Kostümspiel. Hier geht es mir wie Vroni:

Ich weiß auch nicht, wie das dann „gelebt“ wird. Doch ich kann mir vorstellen, dass das Ganze eine spannende Sache ist und dem Schreiben ähnelt, wobei wohl mehr dem Arbeitsstil der Pantser als dem der Plotter. Schließlich leben und Handeln im LARP alle Figuren und die Einzelheiten kann kein Plot vorhersehen.
Übrigens bin ich mit der Kategorisierung der Schreiber in zwei Lager nicht glücklich. Sollte es diese strenge Unterscheidung wirklich geben? Plotten hört sich bürokratisch und strohtrocken an, Pantsen chaotisch und kreativ zugleich. Liebe Mitschreiber-und-innen: So kann das doch nicht getrennt werden! Ich empfinde beim, nennen wir es Ausspinnen einer Geschichte („Plotten“) Freude und lasse meine Fantasie spielen. Ich sehe meist Szenen vor mir, wie in einem Film, die ich gedanklich immer weiter anpasse. Ebenso mit den Figuren. Der Ablauf des Ganzen ist für mich dann wie das Zusammenstellen eines Films. Das passiert mehr im Kopf als auf dem Papier. Beim Schreiben rufe ich mir diese Sequenzen ins Gedächtnis zurück und schreibe die Szenen auf.
Ich weiß nicht, wie ihr schreibt, aber es würde mich sehr interessieren.

Das ist auch sicher nicht so scharf getrennt. In der Realität gibt es vermutlich die ganze Bandbreite. Also nicht nur Schwarz und Weiss, sondern alles dazwischen mit allen möglichen Einfärbungen.
Ich selbst bin eher Pantser-Lastig gestrickt. Ich hatte schon mehrmals versucht, nach den zahlreichen Empfehlungen der Schreibratgeber endlich mal eine Geschichte erst vollständig zu Plotten. Aber dieses herumkonstruieren auf dem Zeichenbrett geht mir tüchtig gegen den Strich, es entsteht dabei nicht wirklich was im Kopf.
Mir geht es ähnlich wie dir. Ich habe mir eine grobe Prämisse zurechtgelegt und jetzt beginnen sich in meinem Kopf Szenen mit Ereignissen zu bilden. Die Hauptpersonen nehmen Gestalt an, Örtlichkeiten kristallisieren sich und dann muss ich mit dem Schreiben beginnen. Ein grosser Teil entsteht dann auch erst, wenn ich schreibend in der Handlung lebe. Das macht mir Spass. Und Spass soll mir das Schreiben auch bereiten.

Übrigens: Dass damit die ohnehin schon Umfangreiche Über-/ und Nachberabeitung dann bei mir erst recht ausufert, nehme ich aber gerne in Kauf.

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Okay, auf Mittelaltermärkten findet man Reenacter. Dabei werden geschichtliche Ereignisse oder Kulturen so authentisch wie möglich dargestellt. Das sind die mit den beeindruckenden Gewändern. Will man etwas über die damalige Zeit erfahren, sind diese die wirklichen Kenner. Und gar nicht glücklich, wenn man sie mit einem Larper verwechselt, der gerade was das Schuhwerk angeht gerne mal auf nicht authentische Lösungen zurückgreift und in Sachen Waffen auf Polsterwaffen setzt, damit man zwar wirklich auf den Gegner draufschlagen kann, aber ihn dabei eben doch nicht real verletzt.

Larp ist dagegen nie öffentlich, sondern findet in rein geschlossenen Gesellschaften statt und die Kostümierung ist nicht zwingend authentisch. Bei einem Fantasy-Larp wäre auch die Frage, was hier authentisch sein soll. Larp gibt es in vielen Genres. Häufig und klassischerweise natürlich Fantasy, aber auch Harry Potter, Western, Mafia-Themen, Cthulhu, SiFi und sehr im kommen: Endzeit-Larp.

Larp bedeutet, Teil einer Geschichte zu sein, darauf Einfluss nehmen zu können und dabei “andere” Welten erleben können. Es ist Abenteuer, der Geruch von Gefahr, zu wenig Schlaf und sich am Abends am Lagerfeuer Geschichten darüber erzählen zu können, wie man dem “Herold des Zorns” einen Gegenstand vom Gürtel geklaut hat. Mitten im Kampf. Ohne dass er es gemerkt hat. Oder wie man im prasselnden Regen vor einem verrammelten Tor wartet, dass der Kommandant zum Ausfall ruft, während draußen die Angreifer versuchen die Burg, die man hält, zu schleifen. Und ja, man ignoriert dabei die Realität. Und? Die habe ich jeden Tag.

Nun, in den Blogs die ich so gelesen haben, wird halt zumeist zwischen Plottern und Pantsern unterschieden. Ich empfinde keines der Worte als Schimpfwort. Manchmal kann es hilfreich sein, wenn man versteht, welche Art von Denke man selbst praktiziert, was die andere Art ausmacht, oder wie man z.B. auch als Pantser mit dem Plotten glücklich werden kann. Wir sind nunmal alle unterschiedlich und dementsprechend hat auch jeder einen anderen Schreibansatz. Ich finde das überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil, wenn ich daraus lernen kann, wie ich “funktioniere” und welche Ansätze eventuell für mich passen, ist es ja gut für mich.

Mir sind die Begriffe Plotter und Pantser ziemlich neu (jedenfalls hatte ich unter dem Ersteren bisher eine Art Druckgerät verstanden), aber dass es im Grunde zweierlei Herangehensweisen gibt, war mir schon klar. In der Theorie zumindest. Wie das in der Praxis funktionieren sollte, also strikt das eine oder andere, ist mir allerdings schleierhaft.

Wenn jemand eine Geschichte vom Anfang bis zum Schluss minutiös plant (ein Genie, wenn das letztlich nicht nur logisch, sondern auch menschlich rüberkommt!), fehlen dann nicht die alltäglichen Irrungen und Wirrungen, die das Leben so mit sich bringt, die Spontan(e)ität und all das?
Wenn jemand einfach ohne Konzept drauflosschreibt (ein Genie, wenn das letztlich nicht nur ein Durcheinander von Handlungsfetzen wird, sondern auch noch einen nachvollziehbaren roten Faden hat!), fehlt dann nicht ein sorgfältig eingefädelter Spannungsbogen und eine gewisse Kontinuität, die den Leser voranbringt?

Ich stelle mir vor, dass die meisten Schreiber weder am einen noch am anderen Pol beheimatet sind, sondern irgendwo dazwischen, und sich da auch noch hin und her schwankend bewegen.
So zumindest ich. Da ist eine Grundidee, und wenn mich die packt, dass spinne ich sie erst mal im Groben gedanklich aus. Das sind ein paar Stunden, da geht es mir schlecht, da wandle ich wie krank im Zimmer auf und ab, da fügt sich mühsam was zusammen. Nicht die fertige Handlung, bewahre, nein, nur eine sehr grobes Netz von Personen und Geschehnissen, die einander beeinflussen könnten, und worauf das alles hinauslaufen könnte. Jetzt aber schnell hinsetzen und notieren, das Ganze! Blutdruck um die 200, wobei sich schon erste Anzeichen ergeben, dass es so nicht stimmen kann: kleine und größere Paradoxa haben sich bereits eingeschlichen („aber das gibt sich noch“).

Und dann geht’s los. Jetzt bekommen die Figuren ihr Leben, und wie sicher bei den meisten von uns verselbständigen die sich und gehen ungeahnte eigene Wege. Das ist dann ein ständiges Hin und Her, ob sie sich an den groben Handlungsentwurf halten oder nicht. Oft tun sie es nicht, dann muss die Vorgabe abgewandelt werden. Eine gefühlte Ewigkeit geht das so. Und irgendwann ist alles „fertig“. Was aber lediglich heißt, dass jetzt ein paar hundert Seiten gefüllt sind. Nur, mit was? Mit einer Fülle von Umstimmigkeiten! Aber immerhin, es steht schon mal was da.

Also nochmal den Handlungsablauf gründlich überarbeiten und die Charakter der Figuren ebenso. Da ist der Moment, wenn man feststellt: So geht das nicht! Und der Moment, wenn da immer noch einiges nicht zusammenpasst! Weitere gefühlte Ewigkeiten, die ich, im Gegensatz zu Waba, keineswegs gern in Kauf nehme, sondern mit ordentlich Zähneknirchen. Aber da muss man halt durch.

Wenn ich endlich „irgendwann aufhöre, den Roman umzuschreiben“ (© AndreasE), weiß ich nicht mehr, was davon von vornherein geplant war und was sich von selber entwickelt hat, was geplottet war oder gepantst. Ist ja auch egal, Hauptsache, es wirkt einigermaßen spannend, rund, unterhaltsam, und ist, mit etwas Glück, sogar mit der einen oder anderen kleinen Weisheit garniert, die da am Rand des langen Weges unerwartet aufgeblüht war. :wink:

https://thewritepractice.com/plotters-pantsers/
Auszug:

http://schreibwahnsinn.de/plane-einen-roman-plotter-vs-pantser/
Auszüge:

https://www.autocrit.com/editing/library/plotter-or-pantser-the-best-of-both-worlds/
Auszug: