Leseprobe Piratengeschichte

Hallo liebe Gemeinde :slight_smile:
Hier im → https://forum.papyrus.de/threads/euer-anspruch-an-euch-selbst.10146/ offenbarten sich einige Fans (mich eingeschlossen) von Piratengeschichten.
Deshalb heute mal eine Leseprobe zu diesem Thema von ca. 5400 Wörtern.
Es handelt sich um den Anfang der Geschichte und falls jemand Zeit und Lust hat, wären mir folgende Punkte für ein Feedback wichtig:
Was läuft unrund in diesem Text?
Wo klemmt die Säge?
Was wäre DER eine und hauptsächlichste Kritikpunkt?
Vielen Dank im voraus für eure Zeit und Mühe :slight_smile:

Leseprobe.pap (46.2 KB)

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Der eine Punkt - wenn ich mich also festlegen müsste - wäre für mich, dass Absatz Eins und Zwei nicht wissen, wer sie sind.

Absatz 1:

  • Es beginnt mit einem brauchbaren Satz. Kein Superding, aber geht schon ok.
  • Der zweiten Satz ist eine – nicht nötige – Rückblende (Plusquamperfekt), die dann auch nicht weiter benutzt wird. Das kann man anders darstellen.
  • Der dritte Satz stört mein Lesen durch die Erklärung in Klammern. Ich bin kein Stück in der Geschichte drin und werde schon rausgerissen.
  • In Summe werde ich schon jetzt dem Text gegenüber skeptisch und mein Hirn beißt sich daher an einer Sache, die ich sonst überlesen hätte: Regen besteht nunmal aus Tropfen, kein Grund beides zu nennen. Und Tropfen, die waagerecht über das Deck peitschen, sagen meinem Hirn, dass sie wohl vorbeifliegen.

Es folgt Absatz 2:

  • Absatz 2 war vermutlich in einer früheren Version Absatz 1 – und gibt mir jetzt das “Tell” zu dem, was Absatz 1 mit gerade mit “Show” darbieten wollte.

Man kann entweder Absatz 1 oder 2 entfernen, beides täte meiner Meinung nach dem Text gut.

Wie immer: Nur meine persönliche Sicht der Dinge. Das Gegenteil darf auch wahr sein :slight_smile:

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Ich habe nur die ersten Seiten 4-5 gelesenen und ich kann folgendes dazu sagen:
Ich fand den Sturm zu detailliert beschrieben. Jeder hat schon ein Schiff im Sturm gesehen und Du beschreibst nichts Neues und das auch zu “wortgewaltig”. Das macht es alles zu Anfang etwas zäh. Auch die Uhrzeit in Klammern zu setzen, fand ich unpassend.
Die Orte sagen mir alle nichts und ich fühlte mich orientierungslos im Pazifik segelnd. Ein grober Standort hätte geholfen.
Dann kamen die Namen und mir wurde schwindelig: **Edmund, Eddy, Steuermann, Kapitän Webb, O’Reilly, Offizier Shuler, Alvarez, König George, Schlossherr, Heather (Haether), Geoffrey, Lord Xander, William, der Butler, Dr. Hamilton, Fred, der Koch, Lord und Lady St.George … und den Orten: Pazifik, Schiff, Valparaiso, Más a Tierra, Greater Narrowhead, Xander Castle **… zu viel für die ersten 5(!) Seiten.
Du reisst dazu noch den Leser vom spannenden Piratenleben ins biedere England des 18. Jahrhunderts. Das sind zwei verschiedene Welten und was in einem Film klappen könnte, wirkt für mich in einem Buch als zu harter Schnitt. Ist es ein Zeitsprung in die Vergangenheit oder Zukunft? Oder befinden wir uns doch in der Gegenwart? Ein “Währenddessen, Indes oder zur gleichen Zeit in England” nebenbei erwähnt, . hätte sehr geholfen. Dein Erzähler mag doch Details.

Hier noch eine Auswahl meiner Fragezeichen:

“Sein Aufschrei wurde ihm vom Wind aus dem Mund gerissen, das Salz brannte in den Schürfwunden”.

Ich glaube, das Adrenalin lässt kein Brennen zu.


“Alles, was nicht niet- und nagelfest war, hatte der Sturm ins Meer gerissen.”

Ist die Mannschaft so unerfahren, dass sie bei aufkommenden Sturm nichts in Sicherheit gebracht hat?
Vorher noch: “Am Mittag waren dunkle Wolken am Horizont heraufgezogen, die sich schwer und immer schwärzer werdend näherten.”
___

“Eddy musste loslassen, das Gebrüll des Unwetters zwang ihn, sich die Ohren zuzuhalten”

So ein lauter Blitz ist mir in sechs Jahrzehnten noch nicht vorgekommen. Ist der Blitz auch so lang, dass er festen Halt finden kann, um sich die Ohren zuhalten zu können? Sind denn auch die Ohren wichtiger, als vom Sturm von Bord gespült zu werden … finde es unrealistisch. Da müssen alle Überlebensinstinkte neu priorisiert werden.


“Sofort bekam das Schiff Schlagseite, Er sah schemenhaft, wie Steuermann und Kapitän fieberhaft und unter Aufbietung aller Kräfte gegenlenkten. Wieder versuchten sie, ihm etwas zuzurufen, bis er verstand, als der Käpt’n seinen Säbel herausriss und damit fuchtelte.”

Mit allen Kräften gegenlenken und dann doch noch genug Kraft haben, um nur mit einem Arm das Schiff auf Kurs zu halten und mit einem Säbel herumzufuchteln? Das Schiff hat doch schon Schlagseite und als Nächstes steht - demnach - das Kentern an.


**“Deshalb werden wird Valparaiso anlaufen, um dort den Mast instandsetzen zu lassen. Zuvor aber, kehren wir nach Más a Tierra zurück”
**
Rudernd? Mit Ersatzmast? Kann man sich die Zeit auf hoher See nehmen? Haben sie keine Angst, erneut in einem Sturm zu geraten?

Ein bisschen Tempo rausnehmen und weniger Details würden der ganzen Sache guttun. Der Sturm muss auch nicht sein, kenn ich - wie gesagt -schon. Würde die Geschichte nach dem Unwetter und auf dem Festland beginnen lassen (Valparaiso oder Más a Tierra).

Meine zwei Pennys

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Ich würde den ersten Absatz streichen. Der Sturm stört mich nicht, gehört zu einer Piratengeschichte dazu, allerdings hätte ich mir eine andere Darstellung gewünscht - geraffter, spannender.

„Das ist nur eine Stunde zu Pferd entfernt!“, schrie sein Gast. „Ich verlange, dass Euer Sohn von hier verschwindet!“ – Dieser Satz stört mich. Die Geschichte spielt doch wohl zu einer Zeit, in der das Pferd ein Haupt"verkehrsmittel" ist. Wieso also das Pferd großartig erwähnen?

Damals waren meine Eltern, Lord und Lady St.George, sowie mein älterer Bruder Geoffrey und ich waren nach Narrowhead eingeladen. – Abgesehen davon, dass 1 x waren zu viel ist, erinnert mich das an die zwei Cousinen von Loriot (an dieser Stelle unfreiwillige Komik).

Lustlos löffelte ich die Suppe, das Brot musste darin eingeweicht und das Fleisch in ganz kleine Stücken geschnitten werden, denn mein Kiefer schmerzte bei jeder Bewegung. – Die Passivkonstruktion finde ich unglücklich. Er erzählt gerade, dass ihm alles weh tut. Dann kann er doch auch direkt das Brot in der Suppe einweichen.

Bis hierhin (Seite 8) finde ich alles unpiratig mit Ausnahme des Sturms am Anfang.

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Kurzentschlossen nahm eine Tasche aus dem Schrank, warf wahllos einige Kleidungsstücke, eine Blechspardose und mein Lieblingsbuch „Robinson Crusoe“ hinein. – Hier fehlt “ich”, das aber nur am Rande. Es sind ohnehin noch einige Fehler in der Geschichte. Aber! Er nimmt in dieser Situation wirklich ein Buch mit?
Die schwarze Gestalt, die den Stein wirft, erinnert mich an Edgar Wallace, reißt mich also genauso raus aus deiner Geschichte wie die Loriot-Stelle.

By the way - Heather ist der englische Name, nicht Haether (auf S. 15 ist der Name richtig geschrieben).

gegen eine Wand. Sie war aber nicht senkrecht, sondern nach hinten geneigt. Mit strampelnden Bewegungen kam ich, völlig außer Atem, in eine sitzende Position. Den Lichteinfall vermutete ich von schräg oben, also musste ich in einer Grube sein. – In einer Grube ist eine schräge Wand? Das verwirrt mich.

Ich war auf einem Schiff. – Aha. Da haben wir die nach hinten geneigte Wand, oder?

Eigennamen immer in Bindestrichen zu setzen, stört mich etwas.

Zusammenfassung:
Du hast eine Liebesgeschichte,
einen Geschwisterkonflikt (lieben dieselbe Frau),
Eifersucht (weil der Bruder “spannender” erzogen wurde),
rauhe Piraten.

Warum habe ich das so untereinander weggeschrieben? Weil mir deine Geschichte genau so vorkommt. Hintereinander weggeschrieben, also rein vom Gefühl her, von der Wirkung. Daher kommt keine Spannung auf.

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Vielen Dank, dass ihr euch diese Arbeit gemacht habt :slight_smile:
Tja, dann war das wohl leider nix.

@Stolpervogel: Ich hab den Anfang ein paar Mal hin und her gedreht, sehe aber, ohne alles umzuschreiben, in diesem Moment wenig Handlungsbedarf.
@Renator: Die -Unicorn- ist tatsächlich im Sturm auf dem Pazifik zu Schaden gekommen, zur Insel zurück gelangt und der Schatz wurde ein zweites Mal vergraben. Wird so berichtet, ist nicht meine Erfindung.
@Suse: Nun, ich finde, dass die Geschichte mit ihren Figuren an sich erst mal in Gang kommen sollte, bevor Enterbeile geschwungen und “HarHar” gerufen wird. Mein Prota braucht einen Hintergrund, der sein Handeln und seine Geschicke irgendwo einbettet. Das alles tiefer in die Geschichte zu schieben, empfände ich wiederum als Handlungsbremse, denn der Wunsch der Heimkehr sollte eigentlich sein Motor sein.
PS.: Ich war der festen Überzeugung, den Namen “Haether” aus irgendeinem alten englischen Namensregister gezogen zu haben. Leider spuckt aber das Internet tatsächlich nichts anderes als Deine Schreibung aus. Ich bin baff.

Danke nochmals :slight_smile:

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Na und? Du kannst doch weiterbasteln.

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Das finde ich auch, aber sie kommt eben nicht in Gang.

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Joa, aber dafür müsste das ganze Konzept, teilweise grundlegend, überarbeitete werden. Mal sehen, wann mich wieder das Piratenfieber packt :wink:

Der nächste Winter kommt bestimmt.

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„Nichtsdestotrotz“, sprach er vom Achterdeck herunter, „können wir das Schiff nicht auf See reparieren. Deshalb werden wird Valparaiso anlaufen, um dort den Mast instandsetzen zu lassen. Zuvor aber, kehren wir nach Más a Tierra zurück!“

Es klingst so selbstverständlich. Wenn zu lesen wäre "Zuvor aber, müssen wir nach Más a Tierra zurückkehren!“ würde das “müssen” die Notwendigkeit unterstreichen … oder einer der Matrosen könnte (nach der Bekanntmachung) einen Hinweis auf das wieso und warum geben.

Das würde ich nicht sagen, aber die einige Textpassagen sollten überarbeitet werden (Logik und Ausdruck). Allein während des Sturmes gibt es einige Widersprüche. Bin öfters auf Sätze wie diesen gestoßen: **“Geisterhaft rissen sonnenhelle Blitze Schatten und Schemen aus brodelnden Dämmerung, das Krachen der Donner ließ die Menschen die Hände auf die Ohren pressen.” **
Ich weiß, was Du damit ausdrücken möchtest, aber ich finde es nicht verständlich geschrieben … zumindest für mein Sprachverständnis. Es liest sich eher wie eine Alpha-Fassung.

Ich habe auch die restlichen Seiten gelesen und würde noch folgendes anmerken:
Robinson Crusoe würde ich nicht erwähnen, sonst könnte man Parallelen / seinen Einfluss auf Deinen Schreibstil entdecken … so ging es mir zumindest (will mich auch nicht zu weit hinauslehnen). Mit den Adjektiven würde ich sparsamer umgehen … es sind einfach zu viele.

Ein Feile reicht … wie bei all unseren Werken.

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**

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Danke für Deine Hilfe :slight_smile:
Gut, dass das nochmals angesprochen wird: Edmund ist ein jugendlicher Bücherwurm und bei seinen Verschwinden nimmt er das mit, woran ihm am meisten liegt, was ihn bisher am meisten beschäftigt hat - das Buch. Der Kontext innerhalb der ganzen Geschichte ist der, dass Más a Tierra die spätere Juan-Fernandez-Insel bezeichnet. Auf dieser einsamen Insel lebte Alexander Selkirk vier Jahre lang und das ist der Mann, der Defoe zu “Robinson Crusoe” inspirierte.

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Papyrus zeigt die richtige Schreibweise an. Hast du den Duden ausgeschaltet?

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Das hat doch nicht mit dem Einschalten des Dudens zu tun. Ich kann die wunderlichsten Worte kreieren und angeben, dass das im Text korrekt ist.

Die US-Amerikaner haben nicht viel, um das ich sie beneide, aber ihren Englischunterricht (= Deutschunterricht) hätte ich gerne in der Schule gehabt. Sie unterscheiden klar zwischen klassischem Literaturunterricht mit Textanalyse, Interpretation etc. und Kreativem Schreiben, wo man lernt, dass das Überarbeiten fester Bestandteil des Schreibprozesses ist. In der Mittelstufe!
Ich hingegen bin mit der Überzeugung von der Schule abgegangen, nicht schreiben zu können, weil man im Land der Dichter und Denker den Schülern vermittelt, entweder ist die erste Fassung preisverdächtig oder der Autor kann nix. Und so verurteilen wir viel zu viele gute Ideen zum qualvollen Tod in der Schublade.
Für mich gibt es dafür aber nur einen einzigen berechtigten Grund: Der Autor hat schlicht keine Lust mehr auf das Thema.
Wenn das bei Dir nicht der Fall ist, Fuxx, dann überarbeite!!!
Eine Methode, die mir sehr geholfen hat, mir selbst meinen Text laut vorzulesen. Mich dabei aufzunehmen und es noch mal anzuhören, ist eine Steigerung. Oder wenn Dir das zu schwer fällt, bitte jemand anderen, es Dir vorzulesen.
Mir hat das am Anfang sehr weh getan, weil ich dem Deutschlehrer recht geben musste, das war einfach nur schrecklich, viel zu gestelzt, kein Rhythmus, kein Lesefluss. Aber das wird mit der Zeit besser und jetzt kann ich tatsächlich auch mal einen Abschnitt so stehen lassen. Ein unglaubliches Gefühl! Mal gucken, ob ich die Adresse meines alten Lehrers rausfinde…

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Natürlich kannst du eigene Worte kreieren. Wenn *Haether *für dich richtig ist, kannst du es so lassen. Was die Leser denken, braucht dich nicht zu kümmern.
Ich schalte den Duden ein, damit ich bestehende Wörter richtig schreibe. Da nutze ich die Möglichkeiten von Papyrus.

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Richtig. Dann aber überall im Text gleich. Es ist immer “falsch” geschrieben und 1 x “richtig”.

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Natürlich ist mein Duden bei PA immer eingeschaltet :slight_smile:

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In dem Fall eher umgekehrt :wink:

Egal, ich sehe ein, Fehler gemacht zu haben und werde daran arbeiten.
:slight_smile:

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Am besten gleich mit dem ersten Satz und der “hilflosen” Glocke beginnen. :wink:

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