M.A.S.H. Oneshot

Hallo zusammen, ok, ich traue mich mal … ich habe hier eine Kostprobe aus meiner Fanfiktion Oneshot Sammlung zur Serie M.A.S.H. Ich bin auf eure Kritik gespannt :slight_smile:

Von Liebe und Hass

Mit gesenktem Haupt stand er am Bett des Jungen und beendete sein Gebet. Er sah ihn lange an, versuchte, sich jedes Detail einzuprägen. Schwarze Haare klebten blutverkrustet am Kopf des Knaben. Feine, asiatische Gesichtszüge waren im Tod zu einer Maske erstarrt.
Father Mulcahy wollte sich an alle Menschen erinnern, die es nicht lebend aus dem 4077sten geschafft hatten. Die Opfer eines sinnlosen, verheerenden und schon viel zu lange andauernden Krieges, der alles Gute in diesem Land vernichtete. Der so vielen den Tod brachte. Denen, die nichts damit zu tun hatten. Nichts damit zu tun haben sollten. Und doch wurden in grausamer Regelmäßigkeit Zivilisten ins Mash Camp gebracht.

Der Krieg machte Menschen zu Mördern, er machte aus Liebe Hass. Und diesen Hass spürte er manchmal nur allzu deutlich in sich selbst. Er hasste den Krieg, und alles, was dieser mit sich brachte. Tod, Verzweiflung, Grausamkeiten, Folter, Angst. Er hasste die Tatsache, dass der Krieg oft das Schlechteste in den Menschen hervorbrachte. Auch in ihm. Er war ein Mann Gottes, ein Priester, ein Gesandter des Herrn. Seine Aufgabe war es zu lieben und zu vergeben, nicht zu hassen und zu verurteilen. Er sollte die Botschaft des Herrn verbreiten, von dessen Liebe predigen, Liebe die über jeden Zweifel erhaben, die allumfassend und unendlich war. Liebe, an die er aus tiefstem Herzen glaubte, und die er an seine Mitmenschen weitergeben wollte. Aber viel zu oft sah er den Zweifel in den Gesichtern der Soldaten, wenn er ihnen am Krankenbett aus der Bibel vorlas. Er konnte es den Männern nicht verdenken. Sie hatten an der Front den Tod gespürt, nicht die Liebe, von der er zu erzählen versuchte. Und in manchen, kurzen Augenblicken, in denen er sich unkontrolliert seinen Gefühlen hingab, begann der Zweifel an ihm selbst zu nagen.

Mulcahy schloss für einen Moment die Augen und bemerkte erst durch ein Räuspern, dass er nicht mehr alleine war. Er drehte sich um und zu seiner Überraschung sah er Radar O’Reilly, der lautlos den Raum betreten hatte. Vielleicht war ihm aber auch nur das Klopfen entgangen, da er tief in Gedanken versunken war. Fragend blickte er Radar an. Dieser wusste wohl nicht, wie er sich verhalten sollte, und wippte nervös von einem Fuß auf den anderen. Anscheinend hatte er eine Nachricht zu überbringen, traute sich aber nicht, ihn in seiner Tätigkeit zu unterbrechen, und räusperte sich erneut hinter vorgehaltener Hand, bevor sprach.
„Father, es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht stören.“ Unsicher blickte er zwischen dem Priester und der Leiche des koreanischen Jungen hin und her.
„Keine Sorge Radar, ich habe mein Gebet bereits beendet.“
„Oh, das ist gut! Also … nicht dass Sie überhaupt ein Gebet halten mussten, also … ich meine, weil er tot ist und so …“
„Radar, es ist ok, ich weiß doch, wie Sie es meinen! Aber Sie wollten mir doch bestimmt etwas mitteilen, oder warum haben Sie mich hier aufgesucht?“ Mit einem aufmunternden Lächeln blickte Mulcahy den Kompanieschreiber an. Offensichtlich erleichtert, dieser peinlichen Situation zu entkommen, erhellte sich dessen Miene wieder. Er rückte seine Brille zurecht und fuhr fort.
„Hawkeye schickt mich. Die Frau, die gestern Morgen ins Camp kam, hat eben einen kleinen Jungen auf die Welt gebracht. Und Sie hat darum gebeten, dass das Baby heute noch gesegnet wird. Dann ist Hawkeye auf die Idee gekommen, dass Sie das doch bestimmt drauf haben, so eine buddhistische Segnung, weil Sie doch multi-spirituell sind, oder sowas. Und, naja, Sie wissen schon, es ist ja Krieg, da weiß man nie, was morgen ist.“ Das Funkeln, das eben noch in Radars Augen zu sehen war, als er von der glücklich verlaufenen Geburt erzählte, verschwand, als sein Blick erneut zu dem Totenbett wanderte.
Mulcahy folgte seinem Blick und nickte zustimmend.
„Ja, man weiß nie, was morgen ist!“, sagte er nachdenklich und nach kurzem Zögern traf er eine Entscheidung. „Radar, sagen Sie Hawkeye, dass ich sehr gerne die Segnung heute Abend durchführe, da werden sich schon die richtigen Worte finden lassen. Und richten Sie ihm aus, dass wir heute Abend feiern werden!“.
Verwirrt blickte ihn Radar an.
„Feiern, Sir?“
„Ja Feiern! Heute ist ein neues Leben auf unsere Welt gekommen, das ist doch immer ein Grund zu feiern, oder nicht?“
„Na sicher, Father, da haben Sie Recht. Mann, Hawkeye wird Augen machen, wenn ich ihm das erzähle. Der wird wohl alle schwangeren Frauen aus der Umgebung ins Camp holen, damit er jeden Tag ′ne genehmigte Party schmeißen kann“. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht machte sich Radar auf den Weg, die Nachricht, wie von Mulcahy befohlen, an den Chefchirurgen zu überbringen.
Nun wieder alleine mit seinen Gedanken, schloss der Priester erneut die Augen, aus denen zwei Tränen seine Wange hinab liefen. Ja, er hegte von Zeit zu Zeit Zweifel. Aber genau dann schaffte es Gott, diese wieder aus dem Weg zu räumen, mit seinen kleinen Wundern. Heute Morgen wurde ein Leben genommen, und ein neues Leben gegeben, auch wenn das Eine das Andere nicht ersetzen konnte. Ihr Schöpfer hatte die Welt nicht erschaffen, damit diese vollkommen ist. Licht geht immer mit Dunkelheit einher, das Gute mit dem Bösen und Liebe mit Hass. Doch solange er sich von der Liebe Gottes erfüllen und leiten ließe, konnte ihm auch der Hass nichts anhaben, selbst, wenn er ihm von Zeit zu Zeit etwas Raum gewährte. Mit diesen Gedanken machte er sich auf den Weg, die Segnung des neuen Lebens heute Abend vorzubereiten, damit alle an der Liebe des Herrn teilhaben konnten. Und zum ersten Mal an diesem Tag fühlte er sich dem Krieg zum Trotz im Einklang mit seinem Glauben und seiner Berufung!

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Hallo Merly,

die Serie M.A.S.H. kenne ich überhaupt nicht, muss ich zugeben. Dein Text liest sich aber trotzdem sehr flüssig und ich habe ein ganz klares Bild der Szene vor Augen. Ich spüre die Zerissenheit des Paters, sterbenden Soldaten etwas von der Liebe Gottes erzählen zu wollen und gleichzeitig selber daran zu zweifeln. Am Morgen einem toten Jungen den letzten Segen zu erteilen und danach ein Neugeborenes im Leben willkommen zu heißen. Das alles hast Du für mich sehr bewegend eingefangen.

Der letzte Absatz nimmt dieser Zerissenheit aber meinem Gefühl nach die Tiefe und die Glaubwürdigkeit. Nachdem Motto, so schlimm kann es dann ja doch nicht gewesen sein, wenn er so schnell sein Gleichgewicht wiederfindet. Das lässt mich am Ende einer sehr emotionalen Szene etwas enttäuscht zurück. Klar, es muss nicht alles in Traurigkeit und Verzweiflung enden, aber bei Deinem Text ist die Wendung zum Guten für mich zu einfach. Ein offenes Ende, bei dem der Pater mit seinen Zweifeln weiterleben und Tag für Tag im Krieg seinen Dienst verrichten muss, hätte für mich besser zum Rest des Textes gepasst.

Trotzdem von mir den Daumen hoch!

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Hallo Merly,

ich muss zugeben, ich bin beeindruckt.
Die Serie M.A.S.H kenne ich mittlerweile auswendig und ich gucke sie immer, wenn ich abschalten will.
(Hab alle Folgen auf Festpatte und nebenbei schreibe, bastel oder male ich.) :rofl:
Du hast Father Mulcahy genau getroffen, was seine Reaktionen und Intentionen betrifft. Auch über diesen Zwiespalt zwischen Leben und Tod in dieser grausamen Zeit hat er sich sehr oft genau diese Gedanken gemacht.
Und selbst Radar passt von seinen Reaktionen her! Schön. Gefällt mir gut. :thumbsup:
Könnte aus einem Abschnitt eines Teiles sein, so schön beschrieben wie das ist. Gerne mehr davon! :smiley:

LG Tessley

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Liebe Merly,

mir gefällt dieses Fanfiction, auch wenn ich die Serie nicht kenne. :thumbsup:Ich habe die Situation gleich vor Augen, du schaffst es, mich mit deinen ersten Sätzen gleich an Ort und Stelle zu bringen. Der Konflikt des Charakters ist erkennbar und du stellst ihn für mich glaubhaft dar.
Ich bin weder geübt, noch sonderlich fähig darin, Texte zu kritisieren. Aber für mich ist es befriedigend und nachvollziehbar, wie dieser Konflikt gelöst wird, nämlich indem er auf seinen Glauben vertraut.
Das gefällt mir wirklich gut :slight_smile:

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Genau so würde Father Mulcahy in der Serie aber reagieren.
Du musst bedenken, er ist nicht der erste Tote um den er sich kümmern muss. Tagtäglich muss er teilweise die letzten Gebete für die armen Seelen sprechen. Aber ein neues Leben baut ihn wieder auf. Ist am Ende für ihn wichtiger, als dem Tod hinterher zu trauern. Denn genau daraus zieht er seine Kraft, um tagtäglich weiter zu machen.
Mag im ersten Moment hart sein, aber in solchen Situationen muss man etwas haben, an das man sich klammern kann. Und das ist für Father Mulcahy das Leben selbst. Und natürlich sein Glaube.

LG Tessley

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Hallo Sumsa, erst mal vielen Dank für deine Rückmeldung und deine lieben Worte! Wenn es jetzt ein frei erfundener Charakter wäre, würde ich dir da auf jeden Fall Recht geben. Das wäre viel zu „einfach“ zu unbefriedigend und in so einer Situation nicht wirklich realistisch.
Ich denke allerdings, dass es einfach zu dem Charakter aus der Serie passt. Aber das ist einfach Insider Wissen, oder auch nur meine subjektive Einschätzung ;):stuck_out_tongue: Also noch mal ein herzliches Danke für deine Rückmeldung :heart_eyes:

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Vielen Dank :heart_eyes: Ich habe die komplette DVD Box daheim und ich liebe diese Serie! Es freut mich dass ich die Charaktere gut getroffen habe! Mein Lieblingscharakter ist allerdings Sidney Freedman, schade dass er nur so selten dabei war, ich glaube nur in 12 Folgen.

Ich bin auch kein geübter Kritiker, keine Sorge :smiley: ich bin über jede Rückmeldung dankbar, und konntest mir ja genau mitteilen was dir gefallen hat, das ist hilfreich, dann weiß man dass man nicht auf dem Holzweg ist. Man will sich ja immer verbessern.
Also vielen Dank :heart_eyes:

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