Ortsnamen / Städtenamen verwenden

Hallo in die Runde!

Vielen Dank für die freundliche Aufnahme hier im Forum. Ich habe mich gefreut - und ja auch gewarnt :wink: :wink:
Hier ist also schon meine erste Frage:

Verwendet ihr reale Ortsnamen?

Mein Roman soll in Hannover und einen großen Teil in Negombo (Sri Lanka) spielen.

Alle Charaktere, Geschäfte, Bars usw sind jedoch fiktiv.

Ist es in Ordnung die Stadt Hannover, den Maschsee oder die Altstadt zu erwähnen oder sollte man statt die Stadt einfach nur ‚in einer Großstadt in Niedersachsen‘ verwenden?

Die meisten (Liebes-)Romane, die ich gelesen habe, finden in Amerika - oder ganz beliebt Cornwall - statt.

Ich möchte allerdings bewusst Orte verwenden, die ich tatsächlich kenne und toll finde.

Befinde ich mich dabei in einer Grauzone? Was darf ich, was nicht?

Herzliche Grüße

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Hallo,

du bist der Autor, du darfst alles. Es wäre ja noch schöner, wenn die Stadt Hannover gegen dein Buch klagt, weil du eine bestimmte Straße in Nord-Süd-Richtung verlegt hast. Du darfst auch Braunschweig eingemeinden, wenn du willst, oder Berlin. Du bist der Autor, es ist deine Welt, niemand kann dir reinreden. Es ist ein Roman, es ist fiktiv. Dürfen! Das wäre ja noch schöner, wenn wir uns kümmern müssten, was wir dürfen.
Du darfst niemanden beleidigen. Das ist die Grenze. Aber du dürftest ganz locker sagen: Der Bürgermeister von Hannover, Dr. Keine Ahnung, ist ein Arschloch. Denn er hat deinem Protagonisten das Gendern aufgezwungen. Nur wenn du seinen Namen nennst, die Jahreszahl dazu und beides stimmt, dann darfst du ihn nicht beleidigen.

Erinnert ihr euch noch an Robert Menasse? Die Hauptstadt? Der Autor hat einen real existierenden EU-Politiker eine Rede halten lassen, die er so nie gehalten hat. So what? Ist doch egal! Aber was ist passiert? Ein Aufschrei ging durch Deutschland. Die Leute werden immer verrückter, manche scheinen nicht zu wissen, dass es Fiktion ist, wenn vorne Roman draufsteht. Natürlich durfte der Politiker diese Rede halten. Es ist Fiktion. Du kannst also Hannover von einer Atombombe ausradieren lassen. Und musst den Wiederaufbau nicht bezahlen.

Du musst auch nicht alle Orte fiktiv halten, das wäre ja noch schöner. Je echter, desto besser. Nur beleidigen darst du niemanden. Wenn ich jetzt schreibe, in der und der Gaststätte in Hannover sind lauter Ratten in der Küche, kann es Ärger geben. Aber wenn du sagst, dieses Café Soundso ist immer voll mit Hipstern, kann dir keiner was.
Bei Negombo würde ich mir überlegen, ob ich wirklich das halbe N-Wort verwende. Könnte sich jemand rassistisch beleidigt fühlen.

Die berühmte German Angst weitet sich seit der Pandemie zu einer waschechten German Paranoia aus.

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Monika Feth hat in einem ihrer Romane der Stadt Köln eine zusätzliche Kirche angedichtet - aus dramaturgischen Gründen. Im Nachwort hat sie darauf hingewiesen, dass diese Kirche real nicht existiert.

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Meine eigene Richtlinie:
Mittlere und größere Städte haben bei mir reale Namen.
Sehr kleine Städte und Gemeinden bekommen fiktive Namen, die aber stets so klingen, als wären sie schon seit Jahrhunderten in dieser Gegend. Das hat den Grund: Wenn meine Bücher, wie zu erwarten, Millionenseller werden, dann will ich diese malerischen kleinen Dörfer nicht durch abertausende Literaturtouristen überlaufen und zerstört wissen. Nein, Scherz: Städte sind per se anonym. Bei einem kleinen Dorf wäre mir schon ein einziger Leser zu viel, der zu Grübeln anfängt: Der pensionierte Lehrer, der seine erste Frau ermordert hat - ist das nicht der Nachbar zwei Häuser weiter?

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Liebe @krauseHaare.krauserSinn
mein Liebesroman spielt in der Gegend in der ich lebe. Alle Ortsnamen sind real. Und die meisten Schauplätze.
Es gibt ja so viele Regionalkrimis, da dachte ich mir, ich könnte doch mal einen Regional-Liebesroman schreiben.
In meinem Roman gibt es viel Regionalkolorit und er ist auch eine Liebeserklärung an die Gegend in der ich lebe.

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Als Buchhändler kann ich Dir sagen, dass es nicht wenige Menschen gibt, die speziell nach Romanen suchen die in ihrer Stadt oder deren Umgebung spielen (da gibt es in den meisten Buchhandlungen sogar extra eine Abteilung für Regionale Geschichten). Je detailierter Du die Stadt, die Straßen usw. beschreibst, umso mehr Wiedererkennungswert haben die ortskundigen Leser - der Rest freut sich einfach über die Details.

Als alter Fan von Tom Clancy liebe ich es beispielsweise wie detailiert er verschiedene Orte beschreibt, als wäre er vor Ort (und somit ich als Leser ebenso).

Das einzige was ich vermutlich aussparen würde, wären Details über ein bestimmes Kaffee oder ein Ladengeschäft. Erstens sind die sowieso schneller dem Umbruch und der Veränderung unterworfen, als es beispielsweise Straßennamen sind und zum anderen könnte hier ein entsprechender Eigentümer (nach (!) der Veröffentlichung) Änderungen/Schwärzungen etc. verlangen, wenn bestimmte private oder datenschutzrechtliche Dinge berührt werden (bestes Beispiel hierfür die verpixelten Häuser bei Google Streetview).

LG
Matthias

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Man kann die Handlung aber auch in fiktiven Städten wie zum Beispiel Bielefeld ansiedeln … :smiley:

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Du schreibst offenbar gerade an einer Komödie. :laughing:

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Dann müsste man Bielefeld auf den Mond verorten, oder so …:smiley:

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Hier auf der Insel gibt es die sog. Sylt-Krimis, und jeder Ort ist real. Der Effekt ist der, das alle Touris diese Romane kaufen. “Mannomann, eine Leiche am roten Kliff! Da waren wir doch gestern sogar!” Es gibt einen Autor (Namen vergessen) der Ostfriesenkrimis schreibt. Mittlerweile gibt es Bustouren zu der Bank an Wasser, auf dem Omma Pacholke erwürgt wurde. Kaum zu glauben. Bei dem gescheiterten Versuch, einen Roman von mir an einen Verlag zu bringen, schrieb man mir, das dieser Verlag ausschließlich Romane ins Programm nimmt, die an realen Orten im Norden spielen. Sonst nix. Regionalkrimis - gerade jetzt in der Glotze - sind z. Zt. sehr, sehr hip.
Ich persönlich nutze fast ausschließlich fiktive Ortsnamen, mir geht es mehr um den Text als um den Wiedererkennungswert eines Ortes. Es wird in den Romanen klar, dass es in Norddeutschland spielt, aber die Ortsnamen sind ausgedacht. Das war übrigens gar nicht so einfach, weil man hier oben so abstruse Ortsnamen hat, die kann man sich nicht ausdenken. Kükenmoor, Sommerland, Kiusballig, Negernbötel, Schnarup-Thumby, Westerakebyholz. Toter Hund, Blauer Lappen - alles real existierende Orte, aber völlig absurd, wer soll das glauben.
Rechtlich hast Du keinerlei Probleme zu erwarten, ganz im Gegenteil, da stimme ich meinen lieben Kollegen zu. Ganz im Gegenteil, vielleicht gibt es ja irgendwann Bustouren an die Orte, an denen Dein Lord Cunningham zu Wetherhavisham die Dienstmagd Claire defloriert hat ? Wer weiß das schon…?

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Die Liebeserklärung an den Ort. Genau das ist mein Grund, warum ich mir bestimmte Orte ( Inland und Ausland) aussuche und in meinem Roman haben möchte.

Danke für deine Antwort. :slight_smile:

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Mein Café und die Boutique, die mehrfach erwähnt werden, sind rein fiktiv.
Geschäfte, Bars usw, die tatsächlich in Hannover sind, möchte ich nicht erwähnen. Ebenso keine Straßennamen, da die für meine Geschichte nicht relevant sind.
Aber eben den Maschsee, Herrenhäuser Gärten zb.

Ich habe schon von Regionalkrimis gehört. Das ist ja aber ein anderes Genre. Das hat mich daher auch noch etwas verunsichert.

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Von diesen Regionalkrimis habe ich schon gehört. Aber das ist ein ganz anderes Genre. Das hat mich dann doch etwas verunsichert :wink:

Diese Namen sind unglaublich!

Ich kann mich an meinen letzten Besuch in die Harzer Region erinnern. Da bin ich durch ein Dorf namens ‚Elend‘ gefahren.
Da hatte man ein ganz mulmiges Gefühl. :wink:

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Ja, hier oben im Norden haben sich die verschiedensten Kulturen echt ausgetobt.
Gibt es nicht auch Bustouren zu den Orten, an denen die Inga Lindström-Sachen spielen? Ich glaube, diese Ortszugehörigkeit ist Genreunabhängig, Krimi ist nur eines davon.

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Wow! Was für ein Text. :slight_smile:

Negombo gibt es tatsächlich, dort habe ich meine Zeit verbracht.

Das kommt übrigens auch hinzu! Man fragt sich oft: darf ich das so schreiben? Da momentan alles hochsensibel behandelt wird, möchte man natürlich niemandem auf die Füße treten.
Das fängt schon bei den Charakteren an, die aus Sri Lanka kommen. Beschreibung usw.

Klingt übrigens sehr verlockend, dass ich den Wiederaufbau nicht zahlen muss :slight_smile: :slight_smile: Hahaha! danke für die ausführliche Antwort

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Liebes Kraushaar, du darfst in deinem Roman alles, außer

  • real existierende Personen beleidigen oder sie als Verbrecher oder sonstwie nicht integre Personen darstellen
  • geistiges Eigentum anderer verwenden.
    Du brauchst auch keine Gendersternchen und ähnlichen Schwachsinn zu verwenden ;).
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Lieben Dank.
Ja, das ist ja momentan DAS Thema.
Gut, dass ich das nicht anwenden muss :slight_smile: Tatsächlich mal für ein anderes Projekt mit meiner Aushilfe für die Uni probiert. Ja, noch nicht mein Fall…

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Dazu eine Anekdote am Rande: Ich hatte vor ein paar Jahren in Bielefeld zu tun, und natürlich ist mir genau da eine Zahnkrone rausgefallen. Ich also dort zum Zahnarzt, und beim Einlesen meiner Versicherungskarte sagt die Dame an der Rezeption: “Ach, Sie sind aus München? Das gibts doch gar nicht.”
Offenbar nehmen die Bielefelder die Sache mit Humor.

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Würdest du bitte auch Langballigau zu der Liste hinzufügen? :wink:

@krauseHaare.krauserSinn
Wie würden mir die Kriminalromane von Georges Simenon fehlen, wenn er sich Sorgen gemacht hätte, ob er den typischen Lokalkolorit von Paris in seine Romane einbauen soll?
Was wäre, wenn Jaques Berndorff seinen Protagonisten nicht ab und an durch Hillesheim in der Eifel fahren lassen würde?
Wie uninteressant wäre “Die dunkel Arena”, wenn Mario Puzo das zerstörte Bremen nach dem Krieg nicht so genau beschreiben würde?
Viele Romane leben gerade von der liebevollen Beschreibung der Region und, wie Narratör schon so treffend schrieb: Die Tourismusvereine werden es dir danken ;).

Also… lass deine Figuren von der Leine und lass sie dann Hand in Hand an der Leine spazieren gehen, lass sie die Lister Meile entlang bummeln oder durch die wunderschönen Herrenhäuser Gärten schlendern.

In diesem Sinne …
… bleibt alle gesund.

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Oh, Mann, total vergessen! Nein, im Ernst, Langballigau gehört noch zu den gewöhnlicheren Ortsnamen.
Um zum Thema zurückzukommen: Lokalkolorit spielt natürlich oft eine Rolle in einem Roman. Bei mir sind es die sturen Norddeutschen, obwohl das so auch nicht mehr stimmt, aber eine gewisse Grundhaltung gibt es noch. Und die ist für viele echt gewöhnungsbedürftig. Und ich bin sicher, dass sich die geographischen Gegebenheiten eines Landstriches in der Psyche der Bewohner wiederspiegeln. Es gibt da doch diese Geschichte, in der ein Holzfäller in Kanada die Gegend verläßt, weil er jetzt nervigerweise zum dritten Male im Jahr Jemanden im Wald trifft. In seinen Augen völlig überlaufen. In Filmen ist eine Landschaft sehr viel einfacher darzustellen, aber das geht natürlich auch in einem Roman. Und wer kennt nicht die alkoholtrainierten Volksfest-Bayern, die weinseligen Rheinländer, die sturen, wortkargen Norddeutschen - da falle ich wohl aus der gängigen Rolle - usw. Und um über die Landesgrenzen hinauszudenken - die lauten Italiener, die sexgeilen Franzosen, die versoffenen Briten. Natürlich oft ein Klischee, da sollte man schon genauer hinsehen, vieles davon stimmt nicht, oder nicht mehr. Eine Liebesgeschichte im malerischen Cornwall kann eine Story sicherlich unterstützen. Zu Hannover fällt mir jetzt allerdings so nix ein, so sorry.

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