Prolog

Guten Abend!

Eigentlich mochte ich den Anfang meiner Geschichte. Aber dann kam Papyrus, und ich fing an, Kapitel und Szenen zu markieren. Und plötzlich war da diese Szene, die erste im zweiten Kapitel, die da nicht hin paßte. Und der Hinweis von jemandem, der sich mit dem Schreiben auskennt, daß es die erste Szene ist, der Beginn des Buches, der den Leser in die Geschichte reinzieht - oder auch nicht. In medias res also, und dazu ist meine (bislang) erste Szene zu gemächlich. Die Szene aber, die irgendwie nirgendwo reinpaßt: Ich fürchte (hoffe?), ich muß / kann sie zum Prolog machen. Was meint Ihr: Ist das ein geeigneter Prolog? Ist Euer Interesse geweckt, seid Ihr neugierig?

*Der Mann hastete durch die Gassen Morenas. Die nächtliche Kälte ließ seine Knochen schmerzen. Er hielt einen Augenblick inne, horchte. War das Hufgetrappel? Nein: nur ein paar Ratten, die auf Futtersuche den Unrat am nahegelegenen Kanalufer durchsuchten.

Er nutzte die Pause, um warmen Atem gegen seine steifen Finger zu hauchen. Kurz verfluchte er sich dafür, nicht einfach eine Taube geschickt zu haben. Doch eine Taube ohne fürstlichen Ring hätte den Verdacht der Berittenen geweckt. Das Risiko, daß die Nachricht abgefangen wurde, war zu groß. An einem alten Mann hatten die Häscher des Fürsten kein Interesse. Schlimmstenfalls würden sie ihn züchtigen, weil er sich nicht an die Sperrstunde hielt. Er kicherte. Seine geschwollenen Knöchel bereiteten ihm mehr Sorgen.

Behende für sein Alter huschte er weiter. Ein kurzer Blick über die Schulter versicherte ihm, daß er allein war, von den Ratten abgesehen. Abrupt verschwand er in einer Seitengasse.

Hier kauerten sich die Häuser so dicht zusammen, daß an ein Durchkommen der schwarzen Pferde nicht zu denken war. Selbst die schmalen Finger des Mondlichts reichten nicht zwischen die Mauern. Er drückte sich in einen fauligen Türrahmen und wartete.

Endlich ertönte das wehmütige Pfeifen einer Eule. Ein Ton, der in den Gassen Morenas zu Hause war wie die Ratten. Der Mann spitzte die spröden Lippen und wiederholte ihn.

Eine zweite Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit und zwängte sich zu ihm in die Nische. „Du könntest Dich mal wieder waschen“, zischte er.

Der Erste unterdrückte ein Schnauben. „Meinschte nich, wir ham Wichtigeresch tschu besprechen? Wasch hascht Du tschu berichten?“

Der Neuankömmling beugte sich herunter, bis seine Lippen das Ohr des Alten beinahe berührten. „Die Nachricht wurde überbracht“, flüsterte er.

Die Augen des Alten loderten auf wie eine Kerze, die neue Nahrung erhält. „Dann bin ich jetzscht an der Reihe.“

Nach diesen Worten trennten sich die Männer. Der Alte wartete, bis der Nebel Schritte und Gestalt des anderen verschluckt hatte, dann humpelte er in die entgegengesetzte Richtung davon. Nur die Ratten hörten ihn murmeln: „Esch hat begonnen.“*

Ein kleiner Hinweis noch: Das Nuscheln ist absichtlich so geschrieben - ich hoffe, es ist nicht zu nervig; ich wüßte aber momentan nicht, wie es sich anders lösen ließe.

Wie immer: Danke für Eure Meinungen!

Viele Grüße
Buchling

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Vom angedeuteten Inhalt her ja, erinnert mich an einen uralten Anfang von mir :wink: und der erste Satz an “Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm” …
Vom textuellen eher nein … irgendwie fehlt mir die (innere) Spannung, außerdem sind manche Sätze “unnötig” aufgebauscht, die Wortwahl teilweise für mein Verständnis unpassend, gar widersprüchlich (alter Mann - huschen (später humpelt er); Häuser - kauern) und die Reihenfolge der Absätze erscheint mir zu schnell (vom Pfeifen bis zum Neuankömmling – sonst keine Geräusche? Sonst kein Geschehen?).

*Die nächtliche Kälte ließ seine Knochen schmerzen. > *Seine Knochen schmerzten in der nächtlichen Kälte.
*
*Er nutzte die Pause, um warmen Atem gegen seine steifen Finger zu hauchen. > **Wieso nicht einfach: Er hauchte seinen warmen Atem gegen seine steifen Finger.

*Eine zweite Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit und zwängte sich zu ihm in die Nische. „Du könntest Dich mal wieder waschen“, zischte er. > *ausbaufähig über alle Absätze, “zischte er” würde ich weglassen, Gestank beschreiben (das Einzige, was ich “gerade” rieche, ist ein fauliger Türrahmen und da frage ich mich, wieso der Türrahmen faulig ist)

*Der Neuankömmling beugte sich herunter, bis seine Lippen das Ohr des Alten beinahe berührten. „Die Nachricht wurde überbracht“, flüsterte er. > *“flüsterte er” für mein Verständnis überflüssig.

, die neue Nahrung erhält > Zeit, erhielt

*Nur die Ratten hörten ihn murmeln: „Esch hat begonnen.“ > *der vordere Teil ist irgendwie … meh? Liegt vermutlich an meiner Antipathie gegen Doppelpunkte, aber ich würde ihn erst murmeln lassen und dann nochmal auf die innig geliebten Ratten eingehen.

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Geht meiner Ansicht nach nicht. Das würde aktives Handeln von Gebäuden voraussetzen und Gefühle. Man kauert sich zusammen, weil man Angst hat oder friert oder einsam ist oder … Das passt alles nicht zu Häusern.

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Alter Mann und huschen, na ja. Du wolltest sicherlich damit sagen, dass er nicht bemerkt werden will, oder?
Ansonsten finde ich es recht ansprechend mit Ausnahme der Nuschelei. Die stört mich. Leider habe ich keinen Vorschlag für dich. Meckern ist immer einfach, besser machen leider nicht.:thinking:

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Das aktive Handeln kommt nicht von den Gebäuden, sondern von demjenigen, der sie ansieht. Er entwickelt entsprechendes Denken oder Gefühle. So auch beim Lesen. Wenn von gedungenen oder kauernden Häusern / Hütten die Rede ist, sehe ich sofort den Ort vor mir: kleine Häuser, verlebt. Entsprechend durch Wetter, Tageszeit o.ä. erzeugen sie bei mir Beklemmung oder Heimeligkeit.

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@Schleifi hast schon Recht. Es steht aber anders da.

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Ich finde den Text auch schon ziemlich ansprechend, wobei mich das Genuschel ebenfalls stört.

Man könnte es umgehen, indem man es möglichst ‘normal’ schreibt und einen erkärenden Satz hinterherschiebt, z.B.:
“Meinste nich, wir ham Wichtigeres zu besprechen? Was hast du zu berichten?” Seine nuschelnde Aussprache war nur schwer zu verstehen, aber der Neuankömmling hatte damit keine Schwierigkeiten. Er beugte sich herunter, bis seine Lippen das Ohr des Alten beinahe berührten. …

Die dicht zusammenkauernden Häuser gefallen mir nun wieder sehr gut, sie vermitteln Lokalkolorit und man kann sich da eine Menge drunter vorstellen.
Dafür finde ich ‘das wehmütige Pfeifen einer Eule’ weniger gelungen. Eulen pfeifen nicht. Ich weiß nicht, wie man dieses Schuhuuu genau nennt, im Zweifelsfall würde ich einfach sagen ‘der Ruf einer Eule’.

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Du fragst Dich also nicht, was für eine Botschaft überbracht wurde, warum sie geheim bleiben muß und was begonnen hat - wie kann ich das ändern? Das sind die Fragen, die ich aufwerfen wollte.

Vom Pfeifen bis zum Neuankömmling: Liegt das evtl. am “endlich”, das ich nicht erkläre? Ist es logischer, wenn stattdessen dort steht: “Er mußte nicht lange warten, bis…”?
Gilt das auch für die Reihenfolge der Absätze insgesamt? Es soll eine kurze Szene sein, die nur ein Schlaglicht wirft - zu viele Erklärungen würden den Prolog verlangsamen, oder nicht?

Einfacher ist nicht immer besser, aber ja, hier schon. Wird geändert.

Als Satz für sich genommen, bin ich bei Dir, finde aber, daß es sich im Kontext rhythmisch mit der Pause besser einfügt. Vielleicht fällt mir etwas ein, um die einfachere Konstruktion vorne raus rhythmisch passender zu gestalten, ohne das “nutzte die Pause, um”.

Was meinst Du damit?

Einverstanden.

Weil er aus Holz ist, das vor sich hin gammelt. Das Holz möchte ich an dieser Stelle nicht extra erwähnen; ich hatte gehofft, daß die Erwähnung von Berittenen, Tauben zur Nachrichtenüberbringung und einer Sperrstunde ausreicht, um das Fantasy-typische etwa-Mittelalter-Setting zu erzeugen, das dann wiederum erklären würde, daß hier jemand den Türrahmen seines Hauses nicht gepflegt hat. Was fehlt Dir?

Ja, wirkt stärker ohne.

Du bestätigst meine Befürchtung, daß die Ratten einmal zu oft vorkommen :wink: Ich werde sie an anderer Stelle rausnehmen. Oder überlegen, ob mir ein anderes Intro für das Gemurmelte einfällt. Die Worte sollten, finde ich, die Szene beschließen.

Ja, genau! Angst, Frieren, das sind beides Dinge, die der alte Mann in der Szene empfindet. Viele Menschen mögen Personifizierungen nicht; ich schon - aus diesem Grund:

Das war die Intention.

Danke Euch!

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Ich hatte befürchtet, daß ich es mit dem Nuscheln übertrieben habe. Wenn es in dieser kurzen Szene schon stört, wo er fast nichts sagt, dürften die späteren ganzen Gespräche eine Qual zu lesen sein :wink: Ich werde das Buch nach dem Charakter durchforsten und sie alle ändern. Zum Glück ist er zwar wichtig, aber nur ein Nebencharakter :slight_smile:

Ja! Ich war mit dem Pfeifen auch nicht glücklich, aber auf Ruf kam ich nicht. Danke!

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*Wenn die Kälte die Schmerzen in den Knochen auslöst, würde ich es so stehen lassen.
Was ich aber aus eigener Erfahrung sagen kann: Hastend, mit Angst und Adrenalin im Körper, fühlt sich die kälteste Nacht wie eine schwüle Sommernacht an. *

Das sind zwei völlig unterschiedliche Geräusche. Ratten fehlt dazu die Masse. Wenn es Hufgetrappel auf Pflaster(steinen) sein soll, dann könnten die Ratten zum Beispiel zwischen leeren Konservendosen /zwischen kaputten Steinkrügen (hinter einer Gaststätte) nach essbarem suchen.
Wenn es nicht Pferdegtrappel ähneln soll: Ich stelle mir vor, dass die Ratten am Kanalufer eher Geräusche machen, das schleichenden Menschen ähnelt. Vielleicht huschen sie dort auch durch Schilf und Büsche. Das typische Quieken könnte dann verraten, dass es sich um Ratten handelt.

Das “Kauern” verstehe ich als Metapher und beschreibt doch ganz gut, die enge Aneinanderreihung von Gebäuden. Das würde doch
zum Beispiel auch gut die Favelas in Rio beschreiben. Wenn man aus einem bestimmten Winkel auf Gebäude schaut, wirken sie oft wie zusammengekauert.

Das macht den Dialog lebendiger und trägt zur Stimmung bei.

Was mir für ein Prolog gefehlt hat, war die düstere Stimmung/Spannung, die einen “abholt”. Nebel, das schwache Licht der Laternen, rauchende Kamine, dampfender Tiermist auf den Straßen, etc.
Figuren die mit “Der Erste” und “Die zweite Gestalt” beschrieben werden, finde ich langweilig. Mir fehlten Einäugige mit schlechten Atem, ein grauhaariger in alter Armeeuniform (der auf der falschen Seite gekämpft hat) und mit Narben … oder ein stummer mit einem - kurz -aufblitzende Dolch unter dem Mantel. Die Bedrohung fehlt ein bisschen. In welcher Zeit spielt Dein Roman?

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Darauf bezog ich mich mit Inhalt – ich meinte die innere Spannung im Charakter. Der alte Mann erzählt mir bisschen was, wieso er geeigneter als eine Taube ist, dann wartet er, erfährt was und dann macht er sich auf den Weg zu tun, was zu tun ist. Ich erfahre lediglich bisschen Zynismus über den Taubenvergleich, beim Warten kein Abschweifen der Gedanken um die Gefahr/das, was sie tun, sonst was, er erfährt was, was kein Gefühl weckt und beim Abgang ebenfalls nicht. Er ist einfach ein alter Mann, der nuschelt und was erfährt.

Ich bezog mich auf die Kommunikation via Fake-Schuhu bis der Neue kommt. Da fehlt wieder die innere Spannung, weil du mir einfach erzählst: Einmal Schuhu, nochmal Schuhu, Neuer da. Nennt man das Show, not Tell? Keine Ahnung, kenne mich damit nicht so aus :smiley:

Ja, das „nutzte die Pause“ gefällt mir in dem Kontext nicht. Um auf das untenstehende „über die Absätze einzugehen“ mal ein Vorschlag: Er hob seine Hände und besah sich seine zittrigen, von Schorf und Dreck übersäten Finger, ehe er ihnen seinen warmen Atem entgegen hauchte.

Etwas auf Äußere und Odeur eingehen, siehe oben.

Wenn du auf faulig gehst, musst du ‚feucht‘ in der gesamten Gegend (Mäuern, Wege, Gassen) haben – das Setting kam durchaus an :wink:
Bei einem morschen Türrahmen hätte ich vielleicht nix dazu gesagt, aber faulig ist für mich feucht, grün-glitschig und alles matschig.

So würde ich es nicht formulieren, dass sie zu oft vorkamen (ich mag solche Details, auch wenn die armen Rättchen wieder mal als Synonym für verlottert hergenommen werden). Die Formulierung ist einfach – für meinen Geschmack – ungelenk.

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Liebe Buchling,

mir hat dein Einstieg sehr gut gefallen. Es wird eine Stimmung aufgebaut, die zwischen einem kontemplativen – situationseinfärbenden, Lokalcolorit erzeugenden – Moment und latenter Spannung oszilliert, was mich alles überzeugt und weiterlese-motiviert gemacht hat; und es gibt eine gelungene Balance zwischen beschreibenden und dialogischen Anteilen.
Warum das Ganze ein Prolog sein soll, ist mir freilich nicht aufgegangen; da fehlt nach meinem Dafürhalten das, was einen Pro-Log [sic] i. S. von ‘Vor**-Rede**’ auszeichnet. Warum soll das nicht einfach Kapitel 1 sein?

Einzelanalyse (komplett im Quoting enthalten, muß “aufgeklappt” werden):

Schöner Abschluß der Szene! Vielleicht wäre zu erwägen, ob der erste Satz noch ein bißchen “ambitionierter” formuliert werden könnte, etwa so: ‘Auf diese Worte hin trennten …

An der Ausformung des Alten Genuschels würde ich noch feilen.

Und nochmal: Ein verheißungsvoller Anfang m.A.n.! In Antwort auf @Scherbengericht habe ich noch etwas zum “fauligen Türrahmen” angemerkt und dazu, ob du “zu knapp” Atmosphäre aufbaust im “Prolog”. Mir scheint, das muß nicht zwingend so gesehen werden, es hängt vom Fortgang ab.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo Scherbengericht,

die beiden Quotings zeigen auf etwas, das man durchaus so sehen kann wie von dir angemahnt (ich würde so vorgehen, wie du es andeutest). – Allerdings halte ich das Vorgehen von @Buchling hier auch für angemessen, sofern sie demnächst – als im Fortgang der Geschichte – in dieser Hinsicht noch etwas „aufdreht“. – Will sagen: Ich interpretiere diesen „Prolog“-Einstieg so, daß sie bewußt hauptsächlich erstmal eine „allgemeine Stimmung“ namhaft machen möchte. Denn genaugenommen sind es nur wenige Sätze und sie kann dann stärker in medias res gehen …

Noch etwas zum *fauligen Türrahmen:
*

Bei mir kam das Feuchte des Ganzen an (etwa durch die Ratten). Aber recht hast du damit, daß es wenigstens ein bißchen verstärkt werden kann! Zudem meine ich, daß viell. besser wäre, wenn es nicht ‚faulig‘ hieße (auch im Sinn eben Gesagten).

Stattdessen vielleicht: *Er drückte sich in einen beinahe schon verfaulten/abgefaulten Türrahmen und wartete.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo lieber Buchling

Ich möchte mich einfach nur auf den Inhalt des Textes beziehen und deine Frage beantworten, ob man diese Szene als Prolog setzen kann.

Und da würde ich einfach nur Ja sagen. :thumbsup:

Mir gefällt die Ausgewogenheit der beschriebenen Szene mit den kurzen Dialogen. Nur das Nuscheln, das hatte mich sehr stark an den Stuttgarter Dialekt erinnert und lies mich laut auflachen. Ich bin mir nicht so sicher, ob das wirklich die erdachte Wirkung erzielt.
Ich persönlich kann mir dies durchaus gut als Einstieg vorstellen. Ein Prolog muss ja nicht zwingend ein an den Leser gerichtetes Vorwort sein, eine Vorbereitung auf das was kommt, passt ebenso.

Viel Vergnügen noch
Urmel

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Liebe Urmel,

das ging mir auch so! Obwohl ich die Umsetzung etwas dilettantisch fand. Erst als @Buchling klarmachte, daß es Genuschel sein soll, verschwanden die (für mich üblen) schwäbischen Konnotationen. Aber auch an der Schriftumsetzung des Nuschelns sollte sie noch feilen!

Warum muß offenbar für einige Leute ein Anfangskapitel unbedingt ‘Prolog’ heißen?

Gruß von Palinurus

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Lieber Palinurus

Ich hatte bei meiner Paul Geschichte ebenso damit zu kämpfen. Bei mir war es einfach aus dem Bauch heraus. Die Einführung bereits als Teil der Geschichte zu setzen, widersprach mir einfach. Es passte nicht. Ich kann dir nicht näher erklären wieso oder weswegen, es war halt ein Bauchgefühl und da sind wir Frauen halt unschlagbar. Du weißt ja wie es bei Lorio und dem Ei herging, Zitat: „Eine Frau hat das im Gefühl“ :laughing: .

Ich selbst habe den Prolog dann weggelassen und auch meine erdachte Einführung, weil meine Lektorin dies genauso wenig gefiel wie dir. Und letztlich hatte sie recht. Ob ich die Einführung habe oder nicht, der Geschichte als solches tat es nicht weh. :wink:

Liebe Grüße
Urmel

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Hallo Renator,

es ist strenggenommen keiner! Der Begriff integriert gr. πρό und λογος , wobei das Letztere vom Verb λέγειν = ‘sprechen’, ‘reden’ usw. kommt (Logos kann ansonsten auch auf anderes weisen, aber Verwandtschaft zum Wurzelbestand ist immer vorhanden).

“Klassisch” ist der Prolog demnach eine Vorrede. Zumeist des Autors oder Herausgebers, manchmal auch von Protagonisten wie beim Goethe’schen Faust oder Beifiguren, wie etwa auf’s Geschehen rekurrierende Götter oder ansonsten weitgehend unbeteiligte Zeitgenossen usw. (das Letztere ist bei Goethe ja sehr geschickt gesplittet: Ein quasi Unbeteiligter und ein Hauptprotagonist). Oder denke auch an die Vor-, Nach- und Zwischenreden Serenus Zeitbloms in Thomas Manns Doktor Faustus!

Im “Prolog” von @Buchling finde ich allerdings nichts dergleichen. Will sagen: “Echte” Prologe erzählen nicht oder wenigstens wird das Narrative darin von einer irgendwie motivierten Rede umrahmt.

Nocheinmal anders formuliert: Der Prolog ist von seiner Form her eiiiiiiiiigenentlich … iiiiiiiiiiirgendwiiiiiiiiiiie … “anders” als der Rest der Veranstaltung (es sei denn, auch ein Epilog käme ganz an Schluß noch zu stehen, der wäre dann strukturell wieder dem Prolog ähnlich).

Wenn unbedingt eine titelnde Absetzung vom Haupttext angestrebt wird, könnte man ja auch auf etwas der folgenden Art zurückgreifen, ohne den Begriff ‘Prolog’ zu “mißbrauchen”: @Buchling zählte einfach ihre “normalen” Kapitel durch – und wenn sie alle titeln würde, dann ist’s in diesem Fall umso besser! – und betitelte nur den “Prolog” (sowie ev. noch den “Epilog”). Aber eben nicht mit diesen Begriffen, sondern bspw. mit …

Vorspiel in dunkler Nacht

… oder etwas anderem (mein Vorschlag ist jetzt nicht ganz ernst gemeint :D, nur beispielgebend aufzufassen).

Gruß von Palinurus

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@Palinurus Ich verstehe Dich. Du kennst Herkunft und Bedeutung und wo es in der Literatur und Theater hingehört … aber drück doch ein Auge zu :slight_smile:

In meinem Werk - bevor ich es umgeschrieben habe - hatte ich auch eine “Prolog”. Zumindest habe ich es so genannt.Darin erzählte ich, wie sich gewisse Sachen im Leben der Hauptfigur verändert hatten. Das erste Kapitel katapultierte dann den Leser in die Vergangenheit. Natürlich hätte ich es in das erste Kapitel einbinden können, aber ich wollte eine klare Abgrenzung … der Leser sollte mit Beginn des ersten Kapitels, sich ganz woanders wiederfinden.

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Lieber Renator,

ich werde gewiß keinen Aufstand machen deswegen und drücke auch gern alle möglichen und unmöglichen Augen zu … :D, etwas anderes wäre ja anmaßend!
Es ist mir wirklich nur um die **Information **zu tun, bevor ein Auto oder eine Autorin sie um die Ohren geschlagen bekommt, wo das weniger irrelevant ist (etwa von jemandem, dem das Buch wg. eines Veröffentlichungsersuchens vorgelegt wird) als bei meinen unmaßgeblichen Einlassungen.

Im Übrigen: Die Beschreibung deines früheren Prologs hört sich für mich ad hoc nach einem “echten” an. So mal aus der abschätzenden Pistole geschossen, ohne Genaueres zu wissen.

Gruß von Palinurus

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Während der Überarbeitung meines Erstlings warf sich bei mir die Frage auf: „Braucht’s einen Prolog?“
Die Frage rührte daher, dass ich zu dieser Zeit Bücher gelesen habe, denen ein Prolog vorangestellt war (nicht nur die Klassiker, in deren Zeit z.B. Vorworte von ‘Herausgebern’ Mode waren. Bei vielen Büchern stellte ich fest, mit dem Prolog begann sofort die Geschichte.

Ich habe mich daher mit den Fragen beschäftigt: Was ist ein Prolog? Welchen Sinn verfolgt er?

  • Aristoteles definierte den Prolog als „den ganzen Teil der Tragödie vor dem Einzug des Chors.“ = Parados
  • Der Prolog dient der sinn- und wirkungsvollen Einführung des Zuschauers in die Grundstimmung, Ausgangssituation, Konflikte, Zustände, Zeit, Ort und Personen und bereitet für das Verständnis wichtige Voraussetzungen vor, die zeitlich und deutlich vor Beginn der eigentlichen Handlung liegen können.
  • Der Prolog dient der Vergabe von Informationen über die in der Vergangenheit liegenden und die Gegenwart bestimmenden Voraussetzungen und Gegebenheiten der unmittelbar dramatisch präsentierten Situationen.
  • Der Prolog dient der Erläuterung der Intention des Stücks. – Die Handlung des Prologs ist mit dem Stück verbunden. - Handlung des Prologs ist losgelöst vom Stück und führt in die Thematik ein.

Ein Prolog wird in der Regel abgelehnt, wenn das, was er vermittelt, ein eigenes Kapitel darstellt.
Die Handlung des Prologs ist zwar mit der Erzählung verbunden –Primärereignis, das alles in Bewegung bringt-, ist aber dennoch aufgrund der Zeitspanne von der eigentlichen Handlung losgelöst.
Im Prolog kann das Primärereignis bereits erzählt werden. Wirre Rückblenden werden gemindert. Der Leser ist in die Zeit, die Ausgangssituation, einigen Konflikten eingeführt worden. Er hat bereits ein Verständnis für wichtige Voraussetzungen und kennt Personen.

Wie ist der Prolog zu konzipieren?

Viele Leser haben die Eigenheit, die ersten Seiten des Buches probezulesen. Daher muss der Prolog ködern.
Es müssen

  • Konflikte
  • Gefühle
  • Verwicklungen
  • Spannung
  • Geheimnise
  • menschliche Dramen

oder zumindest ein paar dieser Elemente auftauchen.

Der Anfang eines Romans soll dem Leser die fiktive Welt zeigen, so wie sie ist, bevor sich die Ereignisse entwickeln, die zum zentralen Konflikt führen. = Der Schauplatz bevor der zentrale Konflikt beginnt.
Er sollte ein Problem darlegen, auf das die Figur / die Figuren gestoßen ist / sind oder Probleme andeuten, auf die sie noch stoßen wird /werden.
Bereits am Anfang sollen Gefühle für Figuren entwickelt werden können. Es muss nicht der Protagonist sein. Das wird dadurch erreicht, dass der Leser mit einer Situation konfrontiert wird, die starke Gefühle hervorruft. Die Figur / Figuren charakterisieren: Ziele, Wünsche, Träume, Gründe für das Verhalten und Tun (Vergangenheit).
Den Leser am Entscheidungsprozess teilhaben lassen.
Die Veränderung der Ausgangssituation, die den Anfang der Geschichte markiert, dramatisch gestalten.

Aus welcher Perspektive soll der Prolog zu erzählen?

Mir gefällt der Gedanke, dass der Prolog aus der Sicht einer Figur erzählt, die Teil der Geschichte ist.

@Buchling aus meiner Sicht ist dein Prolog kein geeigneter Prolog. Ich erfahre nichts, was mich umblättern ließe.

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