Rechtschreibreformen

Hallo zusammen,

also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber manchmal bin ich am Verzweifeln. :zipper_mouth_face:

Meine Schulzeit liegt ja nun auch schon einige Zeit zurück und ich habe noch die Anfänge der neuen Rechtschreibreform 96 kennengelernt. (Allerdings im letzten Jahr.)
Dann kamen ja noch einige, wenn ich das so weit mitbekommen habe.

Manchmal verfalle ich aber noch in die alte Struktur und muss echt googeln, wie einzelne Wörter geschrieben werden. Zusammen, getrennt, mit Bindestrich oder ohne … Das Einzige, was ich mir wirklich merken konnte war, bei dem DAß, also das dieses jetzt mit Doppel ss geschrieben wird.
Wenn ich dann sehe, dass einige Wörter vor 96 anders geschrieben wurden als 2004 und dann 2006 wieder eine Änderung kam, wo das nochmal anders geschrieben wird, na dann Prost.
(Und bei dem Wort **wieviel **falle ich immer noch drauf rein grml…:rage:)

Das geilste ist ja, wenn irgendwas mit drei fff oder sss geschrieben wird. Was ein Schwachfug … :rofl:
Da waren wieder Profis am Werk, die auf solche Ideen gekommen sind.

Wie seht ihr das? Geht es euch da ähnlich?

LG Tessley

Ich habe mir nicht so viele Gedanken darum gemacht … bin in der Schule (lang ist’s her) verschont geblieben.
Ich arbeite mit der Einstellung „konservativ und progressiv erlaubt“ und mische auch recht fröhlich beides … z.B. Foto aber Graphik:cool:
Über den Sinn und Unsinn bestimmter Regeln kann man trefflich diskutieren - viele von den Neuerungen finde ich aber recht gut, vor allem bei der Zeichensetzung.
Und Wörter mit Dreifachbuchstaben finde ich gut, jetzt ist die Regel jedenfalls eindeutiger als früher. Auch wenn es manchmal gewöhnungsbedürftig aussieht - es gab sie ja auch schon früher. Heute sind es etwa 200.
Es gibt sogar ein Wort mit 4 gleichen Vokalen: Zoooologe. Den würde ich vermutlich mit Bindestrich schreiben:roll_eyes:

Über Rechtschreibregeln und Grammatik mache ich mir erst dann Gedanken, wenn es an die Überarbeitung geht.
Einfach so schreiben, wir man es gewohnt ist. Alles andere erzeugt Hemmschwellen und das ist destruktiv für ein kreatives Arbeiten.
Erlaube Dir zuerst einmal einfach alles, gib Dir einen Freibrief für jegliche Art von Fehlern und schreibe drauf los. Es kommt nicht darauf an, wieviele Rechtschreibfehler oder Grammatikfehler man in seiner ersten Idee hat. Es kommt darauf an, was man später mit allen Regeln daraus macht.

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Ich meine, jeder Autor darf so schreiben, wie es für ihn stimmig ist. Wenn du also am besten mit den alten Regeln zurecht kommst, dann mache das - also auch das dass als daß. Tatsächlich gibt es einge Vereinfachungen durch die neuen Regeln, aber wenn du dich damit nicht beschäftigen willst - so what?
Mit ist allerdings nicht klar, wie ein Verlag darauf reagieren würde, wenn er denn deinen Roman veröffentlichen täte. Aber das wiessen bestimmt diejenigen, die dies bereist gemacht haben.

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Diese Einstellung kann ich nur teilen. Man muss nur aufpassen, dass man im Text eindeutig bleibt. Für mich sind solche Worte wie zusammenfinden, das man nach Duden sowohl zusammen als auch getrennt schreiben kann. Dann muss ich höllisch aufpassen, dass ich immer dieselbe Form nehme. Schlimmer empfinde ich es bei Wörtern wie achtgeben/Acht geben, das beides richtig ist. Da wird es dann sehr schwierig.
Die andere Frage ist ja auch, wie es die Verlage handhaben.
Grundsätzlich neige ich zur alten Rechtschreibung, so ist selbstständig für mich ein Unding, ich schreibe regelmäßig selbständig, und bei der Trennung von s-t kommen mir die Tränen.:sick::cry:
Und vor allem, wenn in der Zeitung Wörter an der falschen Stelle getrennt sind, bekomme ich Krätze. Dann frage ich mich, wo sind wir mit unserer Sprache gelandet.
Vor allem in den Schulen haben die mehrfachen Nachbesserungen in der Reform größeren Schaden als Nutzen gebracht.

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… wurde schon immer mit 3 p geschrieben (wegen des folgenden Konsonanten):wink:

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Das ist ein schönes Beispiel. Natürlich kann ich das auch trennen, aber ist denn noch nie jemandem
aufgefallen, dass beide Versionen eine unterschiedliche Konnotation haben?
Geht das nur mir so?

Das ist so ähnlich bei den Sätzen, die mit und ohne Komma richtig sind.
Grammatisch mag das stimmen …

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Nö. Natürlich ist es eine andere Konnotation, wenn ich mich mit anderen zusammenfinde oder mit anderen etwas zusammen finde. Das geht aber meistens aus dem Zusammenhang hervor, meine ich.

Mit Komma oder ohne Komma, da gibt es auch Fälle, die den Sinn verändern, auf jeden Fall.

Was mir vor allem immer wieder auffällt, sind aber Sätze, die keinen Grund für ein Komma haben:
Falsch: Nach einer langen Reise mit Zug und Bus*,** kamen wir endlich am Nordkap an.*
*Richtig: Nach einer langen Reise mit Zug und Bus kamen wir endlich am Nordkap an.
*
Das irritiert mich immer enorm.

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Ich hatte bewusst nicht das Beispiel “alleinstehend” gewählt. Da hatte ja ursprünglich die Rechtschreibreform vorgeschlagen, nur noch allein stehend schreiben zu sollen. Obwohl inhaltlich ein Unterschied zu machen war und ist, allein stehend können einerseits Menschen sein, die an einer Bushaltestelle alleine stehen und andererseits Menschen, die alleinstehend sind, insofern sie sich nicht in einer Beziehung befinden.
Das war einer der größten nicht nachvollziehbaren “Reformen” dieser Superreform.:confused:

Da weiß ich allerdings auch nicht, wieso da jemand auf die Idee kommen kann, ein Komma zu setzen.

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Solche Konstrukte finde ich immer wieder und ich meine, immer öfter in letzter Zeit … in Zeitungen, Zeitschriften, Internetseiten, E-Mails. Seuche :rage:

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Du hast völlig recht und da liegt mein Problem. Ich werde an solchen Stellen immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen.
Wenn Kontext und Verb nicht “zusammenpassen”, muss ich darüber nachdenken, was der Autor mir eigentlich sagen wollte.
Speziell bei Prosa bin ich darüber nicht glücklich.
Und welcher Prosa-Autor will schon Leser, die zu viel nachdenken? :wink:

Meine Vermutung: Das kommt aus dem Englischen. Die setzen ein Komma, wenn eine nicht-notwendige Ergänzung
vor dem Hauptsatz steht.
Oder es ist purer Instinkt und die Leute lernen es nicht mehr, weil solche Fehler nicht mehr gewertet werden dürfen.

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Das würdest Du heute in der Schule nicht mehr durchkriegen. Dann würde so gut wie kein Schüler mehr einen Abschluss schaffen. Dazu müsste man die Schüler nämlich fördern (weil die Eltern es heutzutage viel weniger tun) und das kann oder will niemand bezahlen. Eine richtige Förderung würde nämlich auch einen besseren Betreuungsschlüssel bedeuten. Ich denke, dass sich bei intensiver Förderung, d.h. Überprüfung, ob ein Schüler seine Aufgaben gemacht hat und Einforderung einer Wiederholung, falls sie nur schlampig erledigt wurden, ein Betreuungsschlüssel von 1 : 4 nötig wäre. Bei besseren Schülern vielleicht 1 : 6. Aber das ist natürlich in unserem Bildungssystem utopisch.
Stattdessen setzt man mehr und mehr auf “digitales Lernen”, was hauptsächlich darin besteht, auf einem Tablet herumzuwischen, anstatt bestimmte Wörter oder Sätze einfach mal aufzuschreiben, damit sie im Kopf hängen bleiben …

LG
Pamina

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Ohne die Diskussion weiter antreiben zu wollen, gehe ich davon aus, dass das Komma an solchen Stelle aufgrund der hier platzierbaren Luft-hol-Pause gesetzt wurde.

Tja, da bin ich hin- und hergerissen. Ein Grund dafür, dass ich keine Kinder habe. Denn die meisten Frauen arbeiten ja heutzutage. Und da sehe ich es schon ein, dass viele nicht mehr die Zeit finden, sich so um das Lernen ihrer Kinder zu kümmern, wie es vielleicht nötig wäre. Ich wäre z.B. nicht sehr begeistert davon, wegen der Kinder auf ein eigenes Einkommen und vor allem auf eine angemessene Altersvorsorge zu verzichten. Und Altersarmut dürfte bei Frauen demnächst noch ein riesiges Problem werden. Ich wäre auch nicht gerne finanziell von einem Mann abhängig. Und selbst wenn viele Frauen arbeiten, so reicht es doch oft nicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und sich für das Alter abzusichern, weil viele nur halbtags oder gar nur zweimal in der Woche arbeiten. Insofern kann ich die Leute schon verstehen.
Ich hatte mal einen Schüler in einer 7. Klasse. Der war völlig durch den Wind. Obwohl man sehen konnte, dass er intelligent war, aber zu Hause hat er eben nichts geübt. Und das funktioniert nicht in einer Fremdsprache. Aber in anderen Fächern auch nicht.
Später habe ich dann erfahren, dass seine Mutter drei Söhne hatte, von denen er der jüngste war. Die Brüder sollten auf ihn aufpassen, denn sie musste den ganzen Tag arbeiten, kam z.T. erst gegen 22 Uhr nach Hause. Und die Brüder haben vielleicht darauf geachtet, dass der Kleine nicht das Haus anzündet, aber Erziehungsarbeit eines Erwachsenen konnten die auch nicht leisten. Und was willst Du da sagen? Die Frau war froh, dass sie einen Job hatte …
Die Schule müsste dies eben auffangen und das tut sie nicht. Wenn die Gesellschaft will, dass Frauen arbeiten, muss sie sicherstellen, dass die Kinder und Jugendlichen lernen und sich nicht immer wieder davor drücken können. Oder alles nur aus dem Internet abschreiben und hinterher keine Ahnung haben, was sie da aufgeschrieben haben.
Ich hatte auch so eine 68er Lehrerin in Latein - 3. Fremdsprache. Wir haben hauptsächlich Eis und Kuchen im Unterricht gegessen und ein bisschen über die alten Römer geplaudert. Und dann haben wir alle eine 2 bekommen. Ich nehme ihr das bis heute übel, denn ich kann kein Latein und würde es gerne können. Ich gehe zwar seit ein paar Jahren zur VHS, aber das ist nicht dasselbe wie in der Schule bei einem guten Lehrer. Und vor allem lernt man als Jugendlicher wesentlich leichter …
Ich habe eine Klasse mit 29 Schülern. Und die sehe ich einmal pro Woche 90 min. lang. Klar, dass da viele nicht die Beachtung bekommen, die sie verdienen. Und im Grunde sind 90 min. auch nicht besser als ein VHS-Kurs.

LG
Pamina

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Das krasseste Beispiel für ein falsch gesetztes Komma ist für mich in englisch und stammt aus meiner Schulzeit.
Ergebnis eines Gnadengesuchs an den Scharfrichter:
Hang not, reached pardon.
Hang, not reached pardon.

Naja, es ist ja Deine Entscheidung, so zu schreiben. Aber so ein Unding finde ich das nicht.
Immerhin schreibst Du ja „selbst und ständig“, also „selbstständig“.:kissing:

Geht auch auf Deutsch:
Komm, wir essen, Oma!
Komm, wir essen Oma!

LG
Pamina

Hm - also so einen Schlüssel hatten wir nicht, mussten die Regeln aber trotzdem einhalten.
Was nicht heißt, dass ich etwa gegen eine WEIT bessere Betreuung der Schüler wäre, die täte dringend Not. Ich halte die Missachtung der Bildung für einen der größten politischen Fehler der letzten 30 Jahre.
Und ebenso, wie jetzt mit einem Male alle merken “Huch, das medizinische Personal wird ja so schlecht bezahlt!”, gilt desgleichen für Lehrer und andere unterbezahlte, systemrelevante Berufe.

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Das sind eben die Leute hinter den Kulissen. Die fallen nicht so auf wie ein Topmanager
oder der nächste Superstar.

Und wenn man die mal wirklich braucht, ist es schon zu spät …

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Bitte nicht missverstehen. Ich meine damit nicht die normale Klassengröße. Die wäre wahrscheinlich mit etwa 15, 16 Schülern o.k. Ich meine einen Betreuungsschlüssel zur Förderung lernschwacher Schüler und bei der Hausaufgabenbetreuung.
Hausaufgaben werden nämlich grundsätzlich abgeschrieben. Meistens aus dem Internet. Für die Schüler reicht es aus, wenn etwas in ihrem Heft steht. Ob sie das durchdacht oder gar verstanden haben, spielt für sie keine Rolle. Und dass man manchmal auch etwas auswendig können muss, um bestimmte Aufgaben zu lösen, weil man auch im täglichen Leben nicht immer die Zeit hätte, alles nachzugucken, sieht kaum ein Schüler mehr ein. Ich nenne das nicht “Hausaufgaben”, sondern “Papier schmutzig machen”. Deshalb wäre ich für eine obligatorische Hausaufgabenbetreuung oder Studierzeit am Nachmittag für alle Schüler und auf jeden Fall ohne digitale Medien!

Nun, als unterbezahlt würde ich mich als Lehrerin noch nicht bezeichnen. Man könnte höchstens sagen, dass das Schmerzensgeld in der Bezahlung fehlt. Denn es ist nicht in erster Linie die Arbeitslast an sich, die den Lehrerberuf besonders anstrengend macht (obwohl das sehr stark von den Fächern abhängt. Ich möchte z.B. keine Deutschlehrerin sein und dauernd nur korrigieren müssen), sondern es ist die hohe Frustrationsrate. Ich stelle regelmäßig fest, dass bei meinen Schülern vom Unterrichtsstoff so gut wie nichts hängenbleibt. Und es ist nicht angenehm, vor einer Klasse zu stehen, und seine Fragen selbst beantworten zu müssen, weil es in der Klasse sonst niemand kann.
Da meldet sich dann ein Schüler und sagt: “Sie brauchen nicht weiter zu fragen. Wir können den Stoff alle nicht, denn wir haben ihn uns zu Hause nicht angeschaut.”
Aber ein Abiturzeugnis kriegen fast alle von denen. Obwohl sie kaum einen geraden Satz schreiben können - egal in welchem Fach.
Meiner Einschätzung nach haben von den Abiturienten, die sich an meiner Schule tummeln, ca. 80% dort nichts zu suchen. Sie sind nicht dumm, das kann man nicht sagen. Aber sie sind schrecklich faul und überhaupt nicht bereit, irgendwas daran zu ändern. Und wozu auch? Sie kriegen ihr Abi ja trotzdem.

LG
Pamina

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