Schreibblockade, in einem Satz

Ich plage mich furchtbar beim Schreiben, ringe mir jedes Wort mühsam ab, tagelang, oft monatelang bleiben Textfragmente liegen, machen mir ein schlechtes Gewissen, nachts höre ich die Stimmen meiner Figuren, sie sagen, was ist, fällt dir nichts mehr ein, du Stümperin, glaubst, talentiert zu sein, aber was du erzählst, ist Scheiße, uninteressant, stereotyp und vorhersehbar, ich weiß, stöhne ich schweißgebadet, das sagen die im Forum auch, verzweifelt drehe und wende ich mich im Bett, in meinem Kopf tanzen Sätze und Figuren Ringelreigen, lassen mich nicht einschlafen, da, ganz plötzlich, eine Idee, ein Geistesblitz, rasch mache ich ein paar Notizen, falle zurück in mein Kissen, schwebe in Seligkeit, morgen ist der Text fertig, murmle ich im Halbschlaf, kaum erwacht, stürze ich nackt an den Schreibtisch, greife zum Stift, aber … erneut stockt mein Wort … hämisch grinst mich das weiße Blatt an, du kannst es nicht, schreit es mir entgegen, lass es sein, ich beginne zu heulen, verfluche Gott und die Welt …
MIR FÄLLT NICHTS EIN!

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Offenbar fällt dir jede Menge ein. Ist doch ein guter, schwungvoller Anfang.

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Hoggar Night soll ganz gut sein und ist nicht verschreibungspflichtig.
Aber im Ernst: Ich arbeite auch viel mit Holz und wenn ich ein schönes, seltenes Stück in die Hände bekomme, trage ich das tagelang mit mir herum. Bis sich ein Bild ergibt. Glücklicherweise handelt es sich immer um kleine Stücke, also keine halben Stämme…
Und beim Schreiben ticke ich ähnlich. Der Gedanke ist da, es ergeben sich neue Ideen, von denen ich einen Teil verwerfe, aber im Kopf notiere, und ich ziehe diese Ideen und Gedanken ersteinmal unter Umständen wochenlang durch meinen geistigen Pansen, bis ich ich überhaupt beginne und den ersten Satz verfasse. Bei Schreibblockaden dito: Ich lasse es ruhen und schreibe nicht ein Wort. Wenn es denn soweit ist - mein Bauch sagt es mir dann schon rechtzeitig - schreibe ich etliche Seiten am Stück.
Vielleicht kannst Du damit ja etwas anfangen.
Ein guter Tip hier aus dem Forum: Was willst Du sagen und wie sähe der Klappentext aus? Kannst Du die wesentliche Handlung in fünf, sechs Sätze fassen?
Ich kenne das Problem, dass sich Romanfiguren einfach so entwickeln und verselbständigen. Bei einer Dame, Silke, Roman No. 2, war mir eigentlich von Anfang an klar, dass sie sterben müsse. Dann hat sie sich jedoch dermaßen entwickelt, dass das nicht mehr ging. Trotzdem bist Du natürlich die Herrin Deiner Figuren. Nicht umgekehrt. Wenn sie Dich zu sehr unter Druck setzen, drohe ihnen einfach mir der Vernichtung des kompletten Manuskriptes, das könnte helfen.

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Und da Schreiben auch viel Handwerk ist, funktioniert das natürlich auch aufm Bau:

Ich plage mich furchtbar beim Mauerbau, ringe mir jeden Stein mühsam ab, tagelang, oft monatelang bleiben die Baustellen Ruinen, machen mir ein schlechtes Gewissen, nachts höre ich die Stimmen der Bauherren, sie sagen, was ist, bekommst du das mal bitte geschissen, du Sack, glaubst, unterbezahlt zu sein, aber was du mauerst, sind keine Gewerke, unfertig, krumm, instabil, ich weiß, stöhne ich schweißgebadet, das sagt meine Chefin auch, verzweifelt drehe und wende ich mich im Bett, in meinem Kopf tanzen Hammer und Mörtel Ringelreigen, lassen mich nicht einschlafen, da, ganz plötzlich, eine Idee, ein Geistesblitz, rasch mache ich mir ein Bier auf, falle zurück in mein Kissen, schwebe in Seligkeit, morgen mach ich die Mauer fertig, murmle ich im Halbschlaf, kaum erwacht, stürze ich mit entblößter Kimme auf die Baustelle, greife zum Speissfass, aber … erneut stockt mein Beton … hämisch grinst mich der Polier an, du kannst es nicht, schreit er mir entgegen, lass es sein, ich beginne zu schimpfen, verfluche Gott und die Welt …
NIEMAND HAT VOR EINE MAUER ZU BAUEN!

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Klingt wie ein fieser Albtraum. Und so an einem Stück gefällt mir sehr, man kommt beim Lesen direkt ins Atemlose und es ergibt einen spannenden Takt. Ist der Text von Dir, verehrterStolpervogel? Respekt!

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Es könnte sein, dass @Manuela K. da eine gewisse Vorlage lieferte. Das ist aber Geschäftsgeheimnis der schreibenden Zunft. Man wird es nie erfahren …

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Dass Figuren mit einem reden, passiert mir auch manchmal:

In der Zeit, in der ich meine Kinder zur Welt gebracht habe, da lag mein Roman auf Eis. Und eigentlich dachte ich, dass ich wahrscheinlich nie wieder etwas schreiben werde. Irgendwann standen sie alle im Traum vor mir, Protagonisten und Antagonisten, einträchtig nebeneinander zusammen, und schauten mich an. „Hey, wann machst du weiter?“, hat mich einer gefragt. „Unsere Geschichte ist immer noch nicht fertig!“, hörte ich aus einer anderen Ecke. Ich bekam ein ganz schlechtes Gewissen… Hab am nächsten Morgen natürlich wieder den Ordner mit allem Wissen hervorgeholt. Und seitdem weiß ich, dass ich die Truppe nicht vernachlässigen darf.

Eine andere Sache war, dass ich meinen Töpfer einen Heldentod sterben lassen wollte. Hatte ich auch geschrieben. In der Nacht habe ich von einem Mann geträumt - ich kannte ihn so gar nicht aus meiner Vorstellung - groß, mit Rockeroutfit und einer Stofftasche in der Hand. Vor mir stellte er wortlos auf den Tisch, was er in seiner Tasche hatte: Krüge, Becher, Teller … Dann sagte er zu mir: „Schau mal, was ich für schöne Sachen fertigen kann. Und du lässt mich sterben?“ Ich war schwer beeindruckt.
Jetzt stirbt der Glasbläser den Heldentod. Er hat sich bislang noch nicht beschwert. Und es ist schon einige Jahre her, dass ich da die Geschichte geändert habe. Anscheinend ist er mit dieser Entscheidung einverstanden. Der Töpfer jedoch darf leben bleiben. :slight_smile: Und ich weiß seitdem haargenau, wie er aussieht.

Ja, liebe @Manuela K. , das kenne ich auch sehr gut, was du da beschreibst. Ich ringe auch gerade mit meinem sechsten Kapitel. In Windeseile im Nano verfasst, merke ich jetzt, wie viele Schwachstellen der Text hat. Ich habe fast alles neu geschrieben. Und zaudere jetzt, ob dieser Entwurf nun wirklich besser ist. Manchmal stehe ich auch morgens auf und nehme mir fest vor, am Abend nach der Arbeit das Kapitel einfach fertig zu machen. Und Abends ist dann doch das Forum interessanter. Oder die Nachrichten. Oder der Schreibtisch muss mal dringend aufgeräumt werden…
Da bin ich dann schon stolz, wenn ich wenigstens einen Satz weitergekommen bin! Meistens werden es dann doch ein paar mehr. Aber der Einstieg ist oft nicht leicht.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft für solche Situationen. Mir hat auch schon mal geholfen, dass ich mir gesagt habe: „Das ist jetzt nur ein Platzhalter-Text. Irgendwann ersetze ich ihn durch richtig gute Wortakrobatik. Aber solange mir diese Eingebung noch nicht ins Hirn getropft ist, steht da halt der unfertige Text. Ist halt nur ein Lückenfüller, damit es weitergehen kann.“ Aber manchmal versage ich an dieser Stelle trotzdem.

Gutes Gelingen weiterhin und viele Grüße,
Vroni

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Ich fürchte, so ein Szenario kennen wir hier alle. Aber in so einen genialen Satz hat es noch selten jemand gepackt!

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Ich lach’ mich krumm! :rofl::thumbsup:

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Vielen Dank, ihr Lieben, für die aufmunternden Worte! :slight_smile:
Geteiltes Leid, ist halbes Leid, geteilte Freud, ist doppelt Freud.
@Stolpervogel hat sich gleich mächtig ins Zeug gelegt und meinen Jammer kreativ umgeformt, sein Glück, dass keine Kampffeministin den Beitrag gelesen hat. Die Assoziation mit der entblößten Kimme (als indirekter Waffenvergleich) wäre ein gefundenes Fressen für sie gewesen. :rofl:
Mal sehen, wie es mit meiner Schreibe weitergeht. Ich sehe mich am ehesten als Kurzgeschichtenautorin, habe wohl ein altes Romanprojekt (Schlüsselroman)](‚https://mynextself.com/schluesselromane/‘) auf der Festplatte, das ich immer wieder hervorkrame, ein bisschen daran herumdoktere, es wieder weglege, erneut hervorkrame, aber es kommt nicht mehr aus dem Herzen, wie ehedem. Deshalb geht auch nichts weiter. Das Thema ist mir heute kein Anliegen mehr.

Wünsche euch viel Schreibfreude und einen schönen Tag! :slight_smile:

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Liebe Manuela K.

**„Du kannst es nicht, lass es sein“. **

Die Heldinnen und Helden in unseren Geschichten stehen ständig vor großen Herausforderungen.
Der Gegner ist übermächtig, übernimmt die Kontrolle während unsere so geliebte Hauptfigur, am Boden zerstört und voller Selbstzweifel nicht mehr weiter weiß.
Überlassen wir unsere Heldinnen und Helden nun ihrem tragischen Schicksal und lassen sie aufgeben?
Natürlich nicht. Doch wie schaffen wir eine Wendung?

Ich würde Dich gerne zu einem „Ich kann es“ Projekt einladen.
Dazu benötigen wir noch weitere Mitglieder aus dem Forum.
Wir eröffnen ein Thema mit einem gemeinsamen Schreibprojekt.
Wir beginnen mit dem Anfang einer Geschichte und werden diese im weiteren Verlauf gemeinsam weiter schreiben.
Die Handlung darf im Verlauf abweichen, unlogisch und unstimmig sein.
Die Texte dürfen von den Mitgliedern innerhalb des Themas nicht bewertet oder kommentiert werden.

Link zum Schreibprojekt: Ich kann es!!!

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Lieber mathies,
woher glaube ich, diesen Nick bloß zu kennen?

Danke, für die persönliche Einladung zu deinem Gemeinschaftsprojekt. Ich weiß sie zu durchaus zu schätzen!
Leider bin ich für literarische Co-Produktionen ungeeignet, wie ich bei ähnlichen Projekten der Vergangenheit erfahren musste. Sorry, aber ich bin, was das Schreiben anlangt, eine unverbesserliche Einzelgängerin. :cool:
Dein und euer aller Zuspruch hat mir aber neuen Auftrieb verliehen. Habe in den letzten Tagen an meinem Romanprojekt weitergearbeitet, die ersten vier Kapitel liegen nun in einer lesbaren Fassung vor, die nächsten drei sind fertig entworfen. Ich werde mich nicht mehr davon abbringen lassen, die gesamte Geschichte fertigzustellen. Und sei es bloß für die Schublade.

Dir und allen, die daran teilnehmen, viel Spaß beim Projekt: Ich kann es.
Ich denke, ich kann es auch. Muss nur eisern dranbleiben und an meine Geschichte glauben, dann klappt das schon.

Lieben Gruß,
Manuela :slight_smile:

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Lieber @mathies
Sofort sind die Bilder unserer Piratengeschichte wieder da :heart_eyes:
Ich danke dir ebenfalls für die Einladung.
Gemeinsame Schreibprojekte mag ich sehr, habe aber leider keine Zeit dafür.
Die Zeit, die ich momentan habe, reicht kaum, um meine Geschichte voranzubringen.
Ich wünsche dir jede Menge Mitstreiter und viel Spaß bei deinem Projekt.

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Hier in der Gegenwart und in diesem Forum könntest Du es gerne noch einmal versuchen.

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