Verunsichert und zu wenig "Äktschen"

Ich habe den Plot für eine Story erarbeitet und bin jetzt am Schreiben.
Nach einem spannenden Start dümpeln die Protagonisten so vor sich hin. Bis zum nächsten Konflikt zieht sich die Geschichte in die Länge. Einerseits fällt mir nichts Interessantes ein, wie ich bis zur nächsten spannenden Episode Tempo reinbringen kann. Andererseits hat mich die Unsicherheit gepackt, ob das überhaupt was wird.

Ein Autor hat meinen Plot und die ersten 100 Seiten gelesen und als gut geschrieben bewertet. Er fragte, ob ich mit einem Verlag arbeiten wolle oder im Self-Publishing. Und seither bin ich blockiert. Ich wäre ja schon froh, wenn a) das Buch überhaupt mal fertig wird und b) es spannend ist. Wenn es sich dann c) auch noch veröffentlichen liesse, wäre das ja ganz toll. Doch c) ist noch seeeeeehr weit weg. Insbesondere, da ich an b) zweifle und mir a) immer unwahrscheinlicher erscheint, wenn ich so weitermache… :frowning:

Kennt ihr solche Situationen? Wie geht ihr damit um?

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Schwer, etwas zu einer relativ unkonkreten Beschreibung zu sagen. Beschreibe doch wenigstens mal, was bisher geschah und wo es hin soll, oder noch besser, stell’ mal im passenden Foren-Bereich eine Leseprobe ein, damit man Dir konkreter weiterhelfen kann.

Und die Selbstzweifel helfen nicht weiter - da erlaube ich mir einfach mal einen Befehl:

SCHREIB!

Ohne dass Du weiterschreibst, wird es logischerweise nichts. Und schon Hemingway sagte: “The first draft is always shit!”.

Also - Nur Mut, und einfach machen, nicht zweifeln.

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Hallo Füchsli,

wenn ich deinen Bericht richtig verstehe, impliziert in deiner Story nur ein Konflikt Spannung. – Sofern das die Sache einigermaßen trifft, würde ich an deiner Stelle zwei Überlegungen anstellen:

  1. Warum läßt “der nächste Konflikt” so lange auf sich warten (was auch heißt: Warum läßt du es vor sich hindümpeln, anstatt die Konfliktherbeiführung zu forcieren)?

  2. Warum kann “Äkschen” eigentlich nicht auch unabhängig von einem Konflikt in Szene gesetzt werden? – Mit drugs, sex and rock’n roll beispielsweise? Wie wär’s damit (oder anderem), um ein bißchen an der Dümpelei – auf anderes hin – zu schrauben? Man kann das ja eventuell auch in Phantasmagorien, Träume oder Berichte aus anderen Quellen packen …

Gruß von Palinurus

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Liebe @Füchsli,
ich glaube, jeder (angehende) Autor hat früher oder später mit Selbstzweifeln in Bezug auf sein Können und auf die Tauglichkeit des aktuellen Projekts zu kämpfen. Ullis Rat ist auf jeden Fall gut und richtig: Schreiben! Schreib Dich aus diesem Tal der Selbstzweifel wieder raus. Es kommen auch bessere Zeiten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschichte besser (und überhaupt mal fertig) wird, steigt mit jedem geschriebenen Wort.

Ich finde es sehr selbstkritisch und wunderbar von Dir zu sagen, “nach einem spannenden Start dümpeln die Protagonisten so vor sich hin”. Nicht viele Autoren sind bereit, ihren eigenen Text so kritisch einzuschätzen und zu sagen: Das ist langweilig. Hut ab davor! Und diese Selbsterkenntnis ist schon der erste Schritt zur Besserung.

Wenn Ullis Rat auch gut ist, ich denke, dass so eine Schreibkrise in vielen Fällen auch durch ungenügende Planung entsteht. Wenn der Spannungsbogen und die Konflikte fehlen, dann sollte man sich vielleicht noch mal ans Reißbrett begeben und diese Dinge gezielt angehen.

Ich muss gestehen, dass ich @Palinurus’ Frage, warum Action nicht ohne Konflikt entstehen kann, nicht ganz verstehe. Konflikt ist ein Muss in jeder Szene, um Spannung hineinzubringen. Konflikt muss aber nicht gleich Mord und Totschlag bedeuten. Konflikt entsteht dann, wenn zwei Figuren unterschiedliche Ziele verfolgen, Ziele, die einander entgegenstehen. Die Figuren müssen einander nicht einmal hassen, um einen Konflikt auszutragen. Wenn ein junges Mädchen abends mit seinen Freunden in die Disco gehen möchte, die Mutter dies aber aus Sorge um ihre schulischen Leistungen und vielleicht auch aus Sorge darüber, dass sie mit diesen “Freunden” in eine Szene abrutschen könnte, die ihr nicht guttut (Drogen, Alkohol etc.), verbietet, gibt es einen Konflikt. Die Tochter möchte ausgehen, die Mutter sagt, morgen in der Schule müsse sie ausgeschlafen sein und dürfe keinen Kater haben. Die Mutter verbietet ihrer Tochter diese Dinge, weil sie sie liebt und das Beste für sie will, die Tochter hat im Moment aber kein Verständnis dafür und sieht die Beweggründe nicht ein. Ihr ist in diesem Moment das Vergnügen wichtiger. Je nach Charakter und Temperament der Figuren kann das in einem hitzigen Streit enden, es kann aber auch “nur” eine kurze Auseinandersetzung mit anschließendem Schweigen geben. Auch in so einem Schweigen, wenn es von entsprechenden Handlungen und Blicken begleitet wird, kann der Konflikt durchscheinen. Und das ist u. U. nicht minder spannend als eine wilde Verfolgungsjagd à la James Bond.

An Deiner Stelle würde ich die Szenen so planen, dass in jeder ein Spannungsbogen vorhanden ist. Ich mache das in meinem Projekt so, wobei ich jedesmal erst einen Szenenplan erstelle, bevor ich losschreibe. Beschrieben habe ich das hier: https://www.papyrus.de/forum/threads/meine-methode-einen-roman-zu-planen.7896/#post-63488
Es ist mir ganz wichtig, Ziel, Motivation und Konflikt in jeder Szene zu definieren. So wichtig, dass ich auch meine Figurendatenblätter so gestaltet habe, dass ich nachsehen kann, welches Ziel die Figuren in dem Roman jeweils verfolgen. Das übergeordnete Ziel, das den ganzen Roman überspannen sollte (manchmal ändert es sich auch im Laufe des Romans), gibt die Leitlinie vor, der sich die Szenenziele unterordnen müssen. Danach kann man entscheiden: Wenn eine Szene das große Ziel des Romans nicht unterstützt bzw. dazu beiträgt, ihm näherzukommen (manchmal auch auf Umwegen), dann sollte man die gesamte Szene streichen.
Die Sache mit den Szenen und ihrer Abfolge ist sehr gut erklärt in K.M. Weiland “Structuring Your Novel” und in Randy Ingermanssons “How to Write a Novel Using the Snowflake Method”.

Und dann wäre es wirklich ganz gut, mal eine Leseprobe im offenen Lesezirkel einzustellen. Dann können wir Dir genauere Rückmeldungen geben.

Bleib tapfer und hab vor allem Spaß am Schreiben! Immer locker durchfedern!

LG
Pamina

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Danke, Palinurus
Darüber denke ich gerne nach.
Ich glaube, das Problem hat mit Angst und Unsicherheit als Schreibende zu tun. :thinking:
Wo kriege ich bitte eine Portion Zuversicht und Selbstvertrauen? :slight_smile:

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Liebe @Pamina
Wenigstens kann ich meinen Text selbstkritisch betrachten. Das Lob freut mich ehrlich! :slight_smile:

Ich habe den für mich passenden Mix aus Planung und Freiraum noch nicht gefunden. Die grossen Stationen der Geschichte sind definiert. Dazwischen liegt der Raum, in dem sich die Figuren frei bewegen können. Da haben sie mich auch schon überrascht mit ihren Handlungen!

Auch fürchte ich, zu viel Planung blockiert meine Fantasie und Kreativität. Das ist eine Annahme, ist mir klar. Der Gedanke, mir für jede Szene einen Spannungsbogen zu überlegen, entlockt mir einen Seufzer, ähnlich dem, wenn ich die Wäsche sehe, die zu bügeln wäre… (Das Problem mit der Bügelwäsche konnte ich mit einer Putzfee lösen. :D)

Bei der Snowflake-Methode habe ich das Gefühl, keinerlei Freiraum mehr zu haben. Das schreckt mich eher ab. Nichtsdestotrotz nehme ich Deinen Rat gerne zu Herzen und prüfe die Szenen auf ihren Spannungsbogen. Wenn sie denn mal geschrieben sind… Spannende Ideen und ein angenehmer Schreibstil reichen nicht für ein Buch, da sind auch noch viel Handwerk und Durchhaltevermögen gefragt!

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Hallo Füchsli,

also zunächst einmal kann ich dich vermutlich insofern „beruhigen“ (wenn man in dem Fall dieses Wort verwenden kann), dass Unsicherheit über das eigene Werk bei vielen Autoren, wenn nicht sogar den meisten, dazugehört. Es gibt eine schöne Anekdote von Neil Gaiman (In seinen eigenen Worten hier nachzulesen): Als er etwa Dreiviertel seines Buches „Anansi Boys“ geschrieben hatte, rief er verzweifelt seine Verlegerin an und sagte ihr, wie schlecht doch sein Buch sei. Die Charaktere seien dünn, der Plot führe zu nichts, niemand würde jemals dieses Buch lesen wollen. Er wollte aufgeben. Seine Verlegerin sagte dazu lediglich „Ach, Neil. Du rufst mich bei jedem deiner Bücher kurz vor dem Ende an und sagst mir das. Übrigens tun das alle meine Autoren.“

Du siehst, Füchsli. Du bist nicht allein. Das passiert auch den „ganz Großen“ regelmäßig.

Auch eine Schreibblockade dürfte fast jeder hier im Forum vermutlich aus eigener Erfahrung kennen. Das Wichtigste gegen Schreibblockaden hat Ulli bereits genannt: Schreiben!

Wenn du bei deinem Buch gerade nicht weiterkommst, dann schreib zunächst ein paar Fingerübungen. Hauptsache, du schreibst.

Und dann musst du natürlich schauen, woran es liegt. Eine Schreibblockade kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Das lässt sich jetzt in Ferndiagnose nach den wenigen Angaben, die du gemacht hast, natürlich nicht genau sagen. Ohne jetzt hobbypsychologisch werden zu wollen, ist es natürlich interessant, dass die Blockade bei dir offenbar einsetzte, nachdem du ein Lob von einem Autor bekommen hast und die Möglichkeit sahst, eventuell veröffentlicht zu werden. Das kann natürlich auch persönlichen Druck bei dir ausgelöst haben, der dich jetzt hemmt. Aber da möchte ich mir nicht anmaßen, dahingehend hier etwas zu diagnostizieren oder Ratschläge zu geben.

Weißt du denn, wohin die Reise bei deinem Buch prinzipiell geht und zweifelst daran, wie du die verschiedenen Stationen dieser Reise spannend füllst? Oder hast du darauf losgeschrieben, hat sich die Geschichte von selbst entwickelt, während du in die Tasten gehauen hast und hat sich die Geschichte jetzt in eine Sackgasse manövriert? Bei Letzterem musst du zurückgehen, musst Lesen, was du geschrieben hast, wo sich Charaktere wie und warum entschieden haben und ggf. umschreiben, damit es an deinem „blockierenden Ende“ vielleicht wieder weitergehen kann.

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Das habe ich schon häufiger gehört.
Wie wäre es, wenn Du die Sache so betrachtest: Du verlagerst Deine Fantasie und Kreativität einfach in die Planungsphase? (Das ist der Grund, warum sie bei mir zur Lieblingsphase geworden ist.) Beim Schreiben kann ich mich dann wirklich nur noch aufs Handwerk konzentrieren, das entlastet mich sehr. Multitasking wurde auch schon längst als Illusion enttarnt. Wenn ich mich auf den Gang der Handlung und auf den Szenenaufbau und auf neue Ideen und auf meinen Schreibstil und auf Logik- und Plotlöcher und und und gleichzeitig konzentrieren müsste, würde ich wahrscheinlich gar keinen gerade Satz mehr schreiben können.
Und trotz meiner ausführlichen Planung gibt es beim Schreiben immer noch Situationen, in denen mich die Figuren mit ihren Handlungen überraschen.

LG
Pamina

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@skjald : Ich fürchte, es hat wirklich einen psychologischen Hintergrund. Die Koinzidenz mit dem Lob legt das nahe.
Die Geschichte ist durchgeplottet. Das Material könnte für 3 Bände reichen. Dachte ich jedenfalls mal.
Da gibt es wohl nur eins: SCHREIBEN! :slight_smile:
Manchmal führe ich ein Interview mit der Protagonistin. Habe ich bei dieser Situation auch gemacht. Am liebsten hätte ich ihre Erzählung reingenommen, das fliesst und plätschert munter vor sich hin und lässt den Leser lächeln. Ich bin am Überlegen, ob ich das irgendwie hinkriege, dass sie diese Episode erzählt,.

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Hallo Füchsli,
Du hast schon gute Tipps von den Klollegen erhalten. ICh sehe und halte es wie Pamina22, die Planung vorweg verhindert das Stoppen.
Da du ja nun schon so weit bist, wäre es schade, wenn das Manuskript im Müll landet. Du hast jetzt meines Erachtens nach 2 Möglichkeiten:

  1. Weiter machen wie bisher
  2. Das gesamte Werk auseinanderpflücken und strukturieren. Verfasse dein Buch als erstes in einem Satz! Danach kannst du einen roten Faden daraus werden lassen.
    Entwickle Charaktere weiter. Da liegt oft der Schlüssel zum Erfolg. Explosiver Konfliktpotential entsteht durch unterschiedliche Figuren. Der Rote Faden sollte dabei stets im Auge gehalten werden.
    Ich kann jedem raten einen Szeneplan zu erstellen bevor er mit dem Schreiben beginnt. Denn dann hast du, selbst wenn während des Schreibens die Figuren ein Eigenleben entwickeln, den genauen Überblick.
    Viel Erfolg
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Liebe Pamina,

wenn A einen Roman oder eine Novelle schreibt, in dem/der ein Konflikt (oder mehrere) für den Hauptspannungsbogen sorgen (es ging bei der Einlassung von @Füchsli ja keinesfalls um den Konflikt an sich, sondern um fehlende Spannung [Stw. ‘Hindümpeln’ des Erzählstroms]), so steht es A jederzeit frei, die Vorbereitung einer bestimmten konfliktuösen Szene (was ja manchmal aufwendig und voraussetzungsreich sein kann) dadurch “aufzulockern” – auch eine Art “Zwischenspannung” hineinzubringen --, indem er irgendetwas beschreibt, was überhaupt nichts mit dem anvisierten Konflikt zu tun hat und selbst auch gar nicht konfliktuös ist, sondern einfach nur Spannung “aus sich selbst heraus erzeugt”.

Nehmen wir also bspw. an, A operiert mit einem Protagonisten P1, der in Konflikt mit einem Protagonisten P2 steht. Bevor es diesbezüglich “so richtig losgeht”, muß aber dieses oder jenes noch näher beschrieben, situiert und konstelliert werden. Das kann manchmal gewisse Längen bekommen. Und damit der Erzählfluß derweil nicht in Ödnis erstickt, läßt A den P1 auf der Straße eine Damengeldbörse samt Adresse finden. Nun ist P1 gerade von seiner langjährigen Freundin verlassen worden, sehnt sich nach Liebe und Zuneigung – womöglich auch ein wenig Erotik --, was dazu führt, daß er sich die Besitzerin der Geldbörse auszumalen beginnt und gleichermaßen auch die Vorstellung, daß er ihr den verlorenen Gegenstand persönlich bringen könnte, weil sich daraus vielleicht “etwas entwickeln könnte” mit Betracht auf seine Sehnsüchte.
Es wäre nun vollkommen wurscht, ob sich P1 all das nur ausmalt, erträumt oder imaginiert – oder ob er tatsächlich zur Tat schreitet (eventuell könnte der Leser auch damit überrascht werden, daß er zur Tat zu schreiten scheint und sich erst im Nachhinein herausstellt, daß er darüber nur Phantasien entwickelt hat und in Wirklichkeit zum Fundbüro gelaufen ist … etc.pp.). Jedenfalls stelle ich mir A so vor, der er aus dieser Begebenheit eine kleine Nebenstory formen kann, die spannungsreich, vielleicht auch erotisch geladen ist oder auch in einem großen Frustanfall endet usw. – Womöglich ergibt sich daraus auch eine Erweiterung des Hauptstranges. Spannung kann so auf jeden Fall erzeugt werden.

Und was du zum Planen deiner Szenen und dem ganzen Werk sagst: Das ist natürlich alles richtig … für dich! Aber es gibt kein Konzept, das auf jeden Schreiberling paßt.

Eine der schönsten Geschichten, die ich überhaupt kenne – Cees Nootebooms grandiose Novelle Die folgende Geschichte (übrigens vor Kurzem gerade dreißig Jahre alt geworden seit der Niederschrift des letzten Wortes der Story auf Menorca) – ist nach Eigenaussage des Autors [sic] vollkommen spontan entstanden, ohne einen jeglichen Plan, geschweige denn szenischer Vorherdurchformung (Nooteboom behauptet zudem, fast immer so zu schreiben). – Will sagen: Wie ein Autor vorgeht, wenn er schreibt, rührt letztlich aus einer unvordenklichen ästhetischen Situation, die eines Subjektiven inne ist, das kein Schreibratgeber je würde einholen können. Es gibt demnach Menschen, die so vorgehen wie du … und dagegen gibt’s nichts zu stänkern. Und es gibt andere, die ganz anders vorgehen … wogegen genausowenig irgendjemand etwas sagen könnte. *Weil *es ein von Subjektivem maßgebend strukturiertes Geschehen ist … weshalb es einen Plan immer nur für den konkreten Planentwerfer geben kann; und wenn eine/r den Plan hat, keinen Plan zur Anwendung zu bringen, so spricht dagegen genausowenig wie im Fall einer szenen- oder gar satzweisen Durchplanung. Ob die eine oder die andere Methode richtig ist (samt aller Stufen dazwischen), kondensiert am Ergebnis … und an sonst gar nix.

Das sind meine two cents zu diesem Thema.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo Füchsli,

solche Intuitionen kenne ich auch – und manchmal kommt es dann auch zur Niederschrift, wodurch etwas entsteht, das neue Impulse auslöst … und so kann es letztendlich sogar ad infinitum laufen. Sofern du das Bedürfnis verspürst, was mir ja eigentlich der Fall zu sein scheint: Warum gibst du dem nicht nach? Meiner Erfahrung nach sind spontan aufscheinende Assoziationen mit das Beste, was Autoren passieren kann. – Bei mir passiert es sogar öfters, daß ich mich, gerade bei Protagonistinnen (also im gegengeschlechtlichen Fall) regelrecht “in sie hineinversetze”, also mich mit ihnen identifiziere und manchmal auch mein realweltliches Verhalten daran ausrichte (situationsweise). Nicht selten resultieren daraus Anregungen, die dann den Schreibprozeß nicht unmaßgeblich beeinflussen.

Die psychische Situation ist für mich ebenfalls gut nachvollziehbar. Auch @skjald hat ja schon Erhellendes dazu ausgeführt. Wer von keinen Zweifeln geplagt wird, ist entweder von einer numinosen Gnade beschienen (was wohl höchstes Autorenglück bedeutet) oder ein arrogantes Arschloch … – Insofern: Laß dich von deinen spontanen Intuitionen leiten, wenn der Haupterzählstrang gerade ins Stocken geraten ist. Denn: Was hindert dich daran, hinterher, wenn es wieder “richtig läuft”, all das wieder zu eliminieren, was dann nicht mehr paßt?! – Aber meiner Erfahrung nach ist’s so, daß es dann so viel vielleicht gar nicht zu streichen gibt.

Ansonsten: Wenn es gerade gar nicht läuft – kenne ich auch --, läßt du halt einfach mal die Finger eine Weile von der Story. Das hilft gelegentlich auch. Begegnest du ihr nach dem notwendigen Spatium des Abstandbekommens neuerlich, sieht womöglich alles schon wieder ganz anders aus.

Gruß von Palinurus

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Nein, gibt es nicht. Aber man kann auch nur Ratschläge aus der eigenen Erfahrung heraus geben. Natürlich passt diese Struktur am besten für mich. Aber ich habe sie auch aus verschiedenen Ratschlägen von anderen genommen und zusammengestellt und so kann @Füchsli es auch machen. Was für einen Sinn hätte es, wenn ich eine Vorgehensweise empfehlen würde, die nicht mal auf mich passt? Da wäre ich wenig überzeugend.
Im Übrigen ist die Tatsache, dass eine Methode am besten auf den passt, der sie aus der eigenen Erfahrung heraus empfiehlt, für mich so selbstverständlich, dass ich sie gar nicht mehr erwähne. Wenn das ein Grund gegen Empfehlungen sein sollte, wären auch alle YouTube-Videos mit Ratgebern überflüssig, obwohl ich aus manchen schon guten Nutzen gezogen habe. Unterricht in der Schule wäre auch Makulatur, da ein Lehrer in einer Unterrichtsstunde nie genügend Methoden für alle seine Schüler anbieten könnte. Was auf @Füchsli nicht passt, kann sie ja ignorieren. Dann geht ihre Suche eben weiter.
Ich würde es nicht übers Herz bringen zu schreiben, tut mir leid, ich kann dir da nicht helfen, ich habe nur meine eigene Methode. Unwahrscheinlich, dass sie dir helfen könnte.

Müsste das obige Zitat, dass das alles richtig sei, … für mich, dann nicht auch für Deinen Vorschlag gelten?

LG
Pamina

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Hallo Pamina,

auf diese Frage kann ich dir nicht antworten, weil ich sie für sinn- und witzlos halte (wie du selbst wohl auch). Dergleichen war in meiner Antwort auch nicht insinuiert. Es ging ja zuvörderst um deine Behauptung, ohne Konfliktkonstruktion ließe sich keine Spannung erzeugen.

Du wechselst in diesem Abschnitt deines Posts von der Beschreibung persönlicher Präferenzen zu Äußerungen mit allgemeingültigem Anspruch (“man sollte”). – Warum sollte man nur Szenen schreiben, die "das große Ziel des Romans …] unterstütz[en]? In meinem Konzept literarischen Schreibens gibt es bspw. für diese oder jene belletristische Gattung Nebenhandlungen, die keineswegs in oben zitiertem Sinn angelegt sein müssen …

Für mich hört sich das etwas apodiktisch an. So ähnlich wie das hier (weshalb ich mich ja überhaupt zu einer Antwort genötigt sah):

Wie ich auszuführen versucht hatte, muß Spannung keineswegs auf Konflikt beruhen. Aber es mag sein, daß ich da einfach nur schief gewickelt bin …

Natürlich! Ich hatte ja auch explizit auf die m.E. irreduzible subjektive Dimension am Schreibprozeß hingewiesen. Einmal spezifiziert auf meinen persönlichen Vorschlag hin (nachträgl. Herv. von mir):

Und dann auch noch mal ganz allgemein formuliert:

Mein Einwand ging ergo auf Formulierungen der Art, “man müsse” beim Roman dies oder das tun … – Muß man m.E. keineswegs.

Viele Grüße von Palinurus

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Liebe @Füchsli,

Dazu hast ja von anderer Seite bereits viele hilfreiche Anregungen erhalten, und ich bin leider nicht erfahren genug, als daß ich dir darauf eine Antwort geben könnte. Ich stehe noch ganz am Anfang meiner schreiberischen Tätigkeit. Allerdings habe ich vor einigen Tagen den Beginn meines Projekts im Lesezirkel eingestellt, also das gemacht, was dir auch @Ulli vorschlägt:

Die vielfältige, konstruktive Kritik der Forums-Mitglieder hat meinen Blick auf den Text stark verändert - im positivsten Sinne. Ich bin wieder hochmotiviert, habe Freude daran, die Anregungen der anderen umzusetzen und denke sogar darüber nach, den Anfang meiner Geschichte komplett umzuschreiben. Du schilderst in deinem anfänglichen Post, deine Protagonisten „dümpeln“. Nun, auch meine Protagonistin dümpelte, sehr sogar, eigentlich sank sie wie eine Bleiente. Jetzt habe ich schon drei verschiedene Ideen, wie ich sie dazu bringen werde, spritzend durch die Wellen zu pflügen (nur um im Bild zu bleiben).
Vielleicht wäre die Veröffentlichung einer Leseprobe im Lesezirkel auch für dich eine Möglichkeit, um frische Ideen für deine Handlung zu bekommen?

Gruß,

Claudia

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Vielen Dank euch allen für die Ideen, Vorschläge, Tipps!
Nur schon über meine Situation und die sie begleitenden Emotionen berichten zu können, ist ent-spannend (was ich für mich schätze - nicht für die Geschichte! :))
Eure Beiträge zu lesen war sehr motivierend für mich! Herzlichen Dank! :heart_eyes:

Inzwischen habe ich das „Interview“ als Erzählung umgearbeitet und eingebaut. Es ist amüsant und man lernt die Protagonistin menschlich besser kennen. Ich glaube, es lässt sie den Lesern näher kommen. Das Thema ist harmlos: Schmerzen und Muskelkater nach einem ungewohnten Tagesritt.
Man darf ja auch mal lachen. Davor gab es den Spannungsmoment, dass sie unerlaubterweise als Frau mit einem Trupp Soldaten mitreitet.

Ich schreibe einfach mal weiter. Falls diese „Dümpelei“ unnötig erscheint, kann ich sie später noch rausschmeissen oder umschreiben, um mehr Tempo reinzubringen. Hauptsache, „es schreibt“ jetzt weiter!
Zudem habe ich ein Buch meiner Lieblingsautorin wieder hervorgeholt, sicher schon 10x gelesen. Es geht mir nicht darum, sie zu kopieren, auch wenn mir ihr Schreibstil gefällt. Er hat Tempo, fast jeder Absatz ist eine kleine Story für sich. Mit wenigen Worten gut gezeichnete Charaktere. Es zeigt mir die Unterschiede zu meinem Text auf und wie sie auch sein könnten. Das Buch zu lesen hilft mir, in meinem persönlichen Stil meine Texte straffer zu gestalten.

Wieviel Planung und wieviel kreativen Freiraum ich brauche, habe ich noch nicht so ganz herausgefunden. Bei zu enger Planung bleibt mir die Luft weg, ich fühle mich eingeengt. Bei zu wenig Planung fehlt der rote Faden und das Ziel.

Ich habe bei den ersten Kapiteln herausgefunden: Schreiben - Schreiben - Schreiben! Einfach laufenlassen, es kommt, was kommt.
Dann eine Pause einlegen und den Text durchlesen und verbessern. So habe ich im Nachhinein Vergleiche eingebaut, Füllsätze rausgeworfen, etc. So lange, bis ich fand, das klingt doch packend.
Dabei werde ich wohl bleiben müssen: erst mal laufenlassen und dann zurechtfeilen.

Mist. Schreiben artet in Arbeit aus! :wink:

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Nein, in kreative Tätigkeit. :thumbsup:

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Liebe Füchsli,

mir will scheinen, wenn ich diese Zeilen lese, du habest jetzt wieder die Fassung gewonnen und das vorherige Tal durchschritten. Das freut mich sehr. Und ebenso, daß du deiner Intuition folgtest, die „Nebenher-Gedanken“ zu deiner Protagonistin in die Arbeit einfließen zu lassen.

Ich habe mich beim Überdenken dessen, was du schriebst, einer Situation erinnert, die ich vor etlichen Jahren erlebte, als ich beim Schreiben eines Kriminalromanes ebenfalls in so einem Tal landete: Es galt, dies und das – mehr oder weniger technisch – zu beschreiben (als Propädeutik für den nächsten „Spannungssteigerungs“-Schritt), was mich etwas öde dünkte. – Herausgekommen bin ich aus diesem Dümpel-Tal. indem ich mir eine Figur ausdachte, die den technischen Aspekt zwar verkörpert, ihm durch ihren sehr eigenwilligen Charakter aber eine fast schon … ähm … belustigende Note verlieh, womit die ganze Sache dann nach meinem Dafürhalten doch recht ordentlich „aufgelockert“ und „ent-ödet“ wurde, da das Ganze in eine Art Nebenhandlungsstrang (mit eben erwähnter Nebenfigur) mündete und so die Ödnis der eher trockenen Aspekte an der Sache „erträglicher“ machte.
Der Punkt an derlei Vorgehen ist ja u.a. nach meinem Dafürhalten: So etwas tut manchmal nicht nur der Geschichte gut, sondern auch ihren Schreibern (es gibt also eine Art „Doppeleffekt“): Für mich besteht darin ein erklecklicher Teil der Magie des Schreibens! Denn mir will es so vorkommen, als offenbare sich darin mehr als nur der e.e. Doppelaspekt i.S. einer einfachen 1+1=2-Rechnung. – Ich habe mir das Stück gerade mal hergenommen und seit Jahren zum ersten Mal wieder durchgelesen. Und was fällt mir dabei auf? Nun ja: Aus heutiger Sicht betrachtet – im Abstand der Jahre – wird daran etwas eklatant, das nicht nur an der Story selbst kondensiert, sondern auch am Eigenen. Will sagen: Die kleine Abweichung (ich liebe Abweichungen! :roll_eyes:slight_smile: vom eigentlichen Erzählstrang sagt mir heute auch dies und das über mich … – Was soviel heißen mag wie: damals habe ich das vielleicht gar nicht gemerkt, weil ich ja „nur“ meine Story „retten wollte“; aber heute sehe ich mich anbei der Re-Lektüre auch als Rezipient dieses Textes (wie jede/r andere beliebige potentielle Rezipient/in auch [also ohne irgendein „Autor-Privileg“, was vermeintliche Intentionen angeht]); und in dieser Rolle [sic] fallen mir natürlich Dinge zum Geschriebenen ein, die mir damals als Autor vielleicht gar nicht vor Augen gestanden waren.
Eine sehr eigentümliche – und andererseits aber auch erhellende sowie ebenfalls wundersame – Erfahrung!

Freundliche Grüße von Palinurus … und ein Dank an dich für diese schöne … Inspiration …

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@Palinurus, danke für die Atnwort. Deine Texte sind immer sehr hochwertig und kondensiert, verschachtelt und komplex. Die muss ich jeweils mehrmals in Ruhe lesen. Und immer sind deine Beiträge sehr fundiert und durchdacht. (Gilt als Kompliment = ich mag deine Beiträge!)

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Liebe Füchsli,

inzwischen schreibst Du zum Glück wieder, mach weiter damit!

Ich bin auch so eine Schreiberin, die zu viel Planung während des kreativen Prozesses nicht verträgt. Resultat: Nachdem ich in den vergangenen Wochen mein erstes Kapitel (unter anderem resultierend aus sehr hilfreichem Feedback hier im Forum) komplett überarbeitet habe, inklusive zweier neuer Szenen, habe ich festgestellt, daß meine Geschichte zwischendrin so vor sich hindümpelte.

Meine Lösung: Ich habe das gemacht, was ich auch bei journalistischen Texte tue, wenn die Spannung fehlt - kürzen. Radikal. Das tut weh, und man fragt sich: Wozu habe ich das eigentlich alles geschrieben? Aber: Kürzen muß nicht Löschen heißen; ich zum Beispiel bunkere rausgenommene Szenen auf dem Denkbrett. Manche werde ich sicher an anderer Stelle verwenden; andere werden nie wieder auftauchen.

Kriterium fürs Kürzen sind bei mir die Fragen: Bringt das Gedümpel den Charakter / den Plot / irgendetwas Relevantes voran? Bei Nein bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder so überarbeiten, daß es das tut - oder weg damit. Den Geistertext finde ich bei dieser Entscheidung hilfreich; so kann man schön lesen, wie sich das Stück ohne Gedümpel lesen würde, ob besser oder schlechter. Natürlich muß man dann einige Übergänge umschreiben oder wie in meinem Fall neue Szenen, aber: Es lohnt sich.

Das soll nun übrigens kein Aufruf zum Löschen sein! Schreibe, bis Du zufrieden bist. Oder kürze, bis Du zufrieden bist. Manchmal hilft das eine, manchmal das andere, und manchmal eine Mischung aus beidem. Nur eine Anregung, falls sie Dir noch nützlich ist, für das nächste Mal, wenn Du das Gefühl hast, etwas dümpelt dahin. (Zumindest bei mir kommt das leider immer wieder vor. Das führte auch bei mir zu der Erkenntnis wie bei Dir: Verdammt, auf einmal wird Schreiben zur Arbeit. Ja. Aber wenn die getan ist, fühlt es sich unglaublich gut an!)

Viel Freude beim Schreiben!
Buchling

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