Vorstellung: "Der Andere"

Ihr Abgrundguten;
Roman Nummer drei ist abgeschlossen, Lektorat ist gelaufen, es fehlen noch ein paar minimale Details und ich möchte ihn Euch hier auszugsweise vorstellen. Da die Testleser nur zu gut 60 % wirklich verwertbare Resultate ergeben haben, mußte ich mich für einen anderen Weg entscheiden. Whatever.
Der erweiterte Klappentext: Der wenig erfolgreiche Bürstenvertreter Freddi Sorgenfrei ist überzeugt davon, dass er den Bestseller schreiben kann, das kann doch nicht so schwer sein. Er erfindet einen Helden namens Eric Shadow, gegen den James Bond wie eine blasse Knalltüte wirkt. Aber Freddi merkt schnell, dass er an seine Grenzen stößt, es fehlt ihm einfach die Authentizität. Und so beginnt er - schon um sich mal einzufühlen - kleine kriminelle Taten zu begehen. Und so langsam verschwindet der kleine Freddi Sorgenfrei und verwandelt sich in eine schlechte Eric-Shadow-Kopie. Zufällig gerät er dabei allerdings in eine echte Nummer mit richtigen Berufsverbrechern und somit auch in Teufels Küche. Plötzlich ist ein Killer hinter ihm her.
Mein Held ist wenig gebildet - er hält Agoraphibie für die Angst vor sehr, sehr flauschgen Kaninchen - und schreibt in einer Art Raymond Chandler Stil, bei dem sich der gute Raymond sicherlich ein paar Mal im Grabe gedreht haben mag. Es hat mir einen Höllenspaß gemacht, Freddis absurde Texte zu schreiben. Es gibt ein Wiedersehen mit einigen Typen aus Roman No. 2, "Inside Bruno Kosmalla. Letztendlich hat mich auch gereizt, die Verwandlung eines relativ normalen Durchschnittstypen in einen Kriminellen, der vor fast nichts mehr zurückschreckt, darzustellen. Realistisch oder nicht sei dahingestellt. 60 % meiner Testleser behaupten, das sei gelungen. Ich gestehe: Ich bin eher ein Erzähler und eine alte Labertasche und sicherlich ist in meinen Romanen das Verhältnis Show/Tell nicht soooo ausgewogen, wie viele es wünschen, möchten, mögen. Es gibt tatsächlich ein ganzes Kapitel ohne jeglichen Dialog. War mir erst gar nicht aufgefallen. Ha! Aber ich stehe dazu.
Ein Part des Romanes spielt auch im Milieu der Obdachlosen, uff Platte eben und der Verlorenen.
Okay, Ring frei!
Anton
Was Anton Fünffinger letztlich auf die Straße getrieben hatte, wusste er selbst nicht mehr so genau. Er war nicht einmal sicher, ob er den Grund dafür jemals gewusst hatte. Anton hatte sich damals einfach zu viel aufgebürdet, so dass er kaum imstande gewesen wäre, auch nur einen Bruchteil davon zu erfüllen. Sein geringes Selbstwertgefühl, intensiv gesponsert von seiner geringen Körpergröße, den küchenhandtuchschmalen Schultern und der stetigen Versicherung seiner Mutter, aus ihm würde sowieso nie etwas werden, hatten ihn dazu gebracht, Everybody‘ s Darling sein zu wollen. Anton half jedem, auch denen, die seine Hilfe so gar nicht wollten. Ob es das Putzen des Treppenhauses für Frau Maltke war, ein Regal für Frau Ossietzky oder ein defekter Briefkasten - er machte einfach alles. Sein handwerkliches Können erwies sich bei näherer Betrachtung eher als gediegenes Mittelmaß, aber es schien zu reichen, dass er seinen großen Kreuzschlitzschraubenzieher wie einen erigierten Penis stolz vor sich hertrug. Und so war er umgeben gewesen von Schnorrern, Nassauern und Zecken. Besonders von Frauen jeglichen Alters, die meinten, sie würden mit einem mehr oder weniger sexy Hüftschwung und dem vagen Versprechen auf einen dreckigen, kleinen Quickie in der Waschküche, der natürlich nie vollzogen wurde, alles von Anton bekommen. Und sie bekamen auch meist alle von ihm geforderten handwerklichen Dienstleistungen erfüllt, aber Anton hatte dabei nie an Sex gedacht. Er wollte einfach nur gemocht werden. Und eine dieser Damen erkannte irgendwann Antons massives Potenzial zum gefügigen Ehemann und Leibsklaven und heiratete ihn kurzfristig. Da war er bereits 41 Jahre alt.
Eigentlich hatte er gar nicht heiraten wollen – das war ihm nie in den Sinn gekommen – war aber zu höflich, um nein zu sagen. Der Sex mit seiner Ehefrau, die im Wesentlichen aus zweieinhalb Kubikmetern schlecht gelauntem Frauenfleisch und einem Polyesterkittel bestand, erwies sich nicht als Vergnügen, sondern als harte Arbeit voller Anweisungen und physischer Korrekturen in Form von Kopfnüssen. Er war damals so unerfahren gewesen, dass er darüber verwundert war, die Vagina ausgerechnet dort am Frauenkörper zu finden. Nach seiner Vorstellung hatte er sie ganz woanders verortet, ungefähr zwischen Bauchnabel und Schamhaar. Aber da?
Das war damals der Beginn von Antons ganz persönlicher Hölle. Aber das Leben ist manchmal erbarmungslos emotionsarm und legt noch einmal eine Schippe drauf. Oder zwei, oder drei. Zumal die anderen Memsahibs überhaupt nicht einsahen, warum er nicht mehr zur Verfügung stand, nur, weil er jetzt verheiratet war. Sie forderten also weiterhin seine Dienste als Handwerker, nur ohne aufreizend mit dem Arsch zu wackeln. Er war ja schließlich verheiratet. Anton erledigte also heimlich und gegen das ausdrückliche Verbot seiner voluminösen Gattin alle seine vermeintlichen Verpflichtungen und trieb sich damit noch tiefer in die Scheiße. Natürlich war das alles nicht zu schaffen und endete schließlich mit einem Schlaganfall. Und mit einem zweiten, der ihn im Krankenwagen eiskalt erwischte. Zu seiner Verwunderung erhielt er in der Klinik wochenlang keinerlei Besuch, weder von seiner Ehefrau noch von einer seiner unzähligen Zecken. Und auch das freundliche Pflegepersonal erreichte unter der Telefonnummer, die Anton ihnen gab, absolut Niemanden. Als er dann nach Wochen wackelig und blass wie ein Grottenolm die Klinik verließ, machte er sich auf den Weg nach Hause. Der Schlüssel jedoch passte nicht mehr ins Schloss und so stand Anton noch eine Weile herum und ging schließlich. Irgendwann hatte er einen alten, rostigen Einkaufswagen in der Hand, und zog damit durch die Straßen. Dass ihn dieses Schicksal letztlich auf die Straße getrieben hatte, wusste er selbst allerdings nicht mehr so genau. Sein schlechter Gesundheitszustand und das Entsetzen darüber, dass er wohl als Everybody‘s Darling vollkommen versagt hatte, machten ihn das alles vergessen.
Wie dem auch war, Anton lebte seit gut dreißig Jahren so. Im Sommer schlief er im Park, wenn es regnete, auch mal unter dem Pavillon, aber das war ein begehrter Platz und Anton besaß nicht mehr die Kraft, sich mit den anderen Leidensgenossen um seine Schuhe zu prügeln. Im Winter war das Überleben deutlich schwieriger. Das Heim für Obdachlose hatte er einmal versucht, es aber nicht ausgehalten; er brauchte den freien Himmel über sich und im Idealfall niemanden in unmittelbarer Nähe. Und schon gar keinen, der seine Schuhe klauen wollte. Es gab im weiteren Stadtgebiet immer irgendeine eine Bauruine, in die er sich zurückziehen konnte und hier durfte er ein wenig von dem trügerischen Frieden kosten, dem er seit dreißig Jahren mit seinem quietschenden Einkaufswagen hinterherschlurfte. Er war jetzt irgendetwas zwischen 69 und 73 Jahre alt, seinen Pass hatte er schon vor langen Zeiten verbrannt.

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Ich kann aber auch Dialog:
**Melanie **
Die Begründung fürs Nichtbenutzen von Kondomen findet auf der kulinarischen Ebene sein ebenbürtiges Äquivalent. Die gustatorischen Gegenstücke von „Ich fühl dann nix“, „Das stört das Vorspiel“ und „Die sind mir immer viel zu klein!“ bestanden aus „Ein Sößchen in Ehren kann niemand verwehren“, „Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen“, oder „Käse schließt den Magen“. Melanie war voll auf beide Kategorien dieser dämlichen Sprüche reingefallen und in der Kombination mit der Unfähigkeit, nein sagen zu können, war sie stark übergewichtig und hatte sechs Kinder von sieben Vätern; das besagten zumindest ihre Kontoauszüge. Aber Melanie konnte von Kindern nie genug bekommen, egal in welchem Alter und Aggregatzustand. Und so betrieb sie eine kleine Kneipe, in der sich immer eine ganze Horde von alkoholisierten, alten, geplagten Kindern herumtrieb, an der sie ihre starken Gefühle mittels massiven Einsatzes ihrer ausgeprägten Oberweite hemmungslos ausleben konnte. Sie war immer für einen guten Rat und ein Schnäpschen auf Kosten des Hauses bereit. Ihre Kinder, von denen keines dem anderen auch nur im Ansatz optisch ähnlich war, genossen keine irgendwie wahrnehmbare Erziehung, sie liefen einfach so mit. Aber Melanie war trotz fehlender Autorität immer eine gefühlvolle Trösterin und staatlich anerkannte Pflasterkleberin.
Melanie war auf dem besten Wege, ein Original ihres Viertels zu werden.
Sechs Kinder bedeuteten natürlich auch sechsmal Schuhe, sechsmal Winterjacken und sechsmal Klassenfahrt und für all das zusammen reichten die kargen finanziellen Zuwendungen der zahlungsgehemmten sechs Erzeuger kaum aus; die Kneipe erwirtschaftete selbst in guten Monaten ein plus minus null. Man munkelte, dass sie auch Dinge besorgen konnte, so unter der Hand, Unerlaubtes gegen bare Münze. Freddi hatte nicht den Schimmer einer Ahnung davon, was ihr Sortiment beinhaltete, osteuropäische Jungfrauen, Heroin, gefälschte Brustimplantate, aber er hoffte insgeheim, er könne bei ihr eine Schusswaffe erstehen. Wieder ein Schritt auf dem Weg zu Eric Shadow. Freddi betrat die hausflurkleine Kaschemme und hatte sofort diesen ganz bestimmten Kneipengeruch in der Nase: kalter Rauch und Bier mit einem säuerlichen Hauch von vor langer Zeit Erbrochenem. Um diese Zeit war nichts los; die Gäste ohne bruttosozialpro-duktverpflichtete Beschäftigung waren noch im Bett oder bestiegen es in diesem Augenblick; der arbeitende Teil steckte jetzt bis zum Hals im Job. Freddi hielt das für eine gute Zeit für sein Anliegen.
Es war niemand hinter dem Tresen, aber eine kräftige Stimme schrie: „Wir ham noch geschlossen!“, und als von Freddi keine akustische Reaktion erfolgte, gab´s den gleichen Text noch einmal, nur etwas lauter. Erfahrungsgemäß erschien dann immer jemand, und das war auch hier der Fall. Melanies mächtiger Körper klemmte sich aus der Schwingtür, wie eine fette Katze durch eine Katzenklappe. „Ach, du!“
Freddi hatte keine Chance.
Melli kam hinter dem Tresen hervor und quetschte ihn an ihre mächtigen Brüste. Das machte sie mit fast jedem Gast so. Freddi hielt die Luft an, - atmen hätte er eh nicht können - schlang seine Arme um ihre Hüften, so weit sie eben reichten und wartete geduldig. „Was machst du denn schon hier, ist doch gar nicht deine Zeit? Willst ‘n Bier?“ Endlich löste sich ihre Umklammerung.
Freddi setzte sich auf einen langstieligen Barhocker.
„Nein, viel zu früh für mich! Hast du einen Kaffee da?“
„Klar!“
Melanie wandte sich der Kaffeemaschine zu und Freddi hoffte insgeheim, dass das nicht der Kaffee von gestern Abend sei. Melanie war keine Frau überflüssiger Floskeln, bei ihr ging es in jeder Hinsicht immer gleich zur Sache. „Du willst doch was, oder?“

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Sie stemmte die Hände in die Hüften. Freddi tat erstaunt.
„Ich? Was sollte ich denn wollen?“
„Naja, ein Kondolenzbesuch ist das wohl nicht!“
Freddi hatte starke Zweifel, dass Melanie wusste, was ein Kondolenzbesuch sei, aber er ging nicht weiter darauf ein. „Okay! Man hat mir gesagt, bei dir kann man so Sachen kaufen.“
Melanie war empört. Sie legte beide Hände auf ihre Brüste, was den Eindruck erscheinen ließ, sie hätte zwei Herzen. „Ich soll ein Dealer sein? Und was für Sachen? Und wer hat dir das gesagt?“
So viele Fragen, denen Freddi gern ausgewichen wäre, er traute sich aber nicht.
„Man sagt halt so.“
„Man sagt halt so? Das ist ´ne schwere Anschuldigung, mein Junge!“
Melanies Körper war ein einziger, wogender Protest und für Freddi war die ganze Sache bereits zu kompliziert. Er dachte, er würde hier reinkommen, sein Anliegen vorbringen und Melanie hätte im Hinterzimmer einen großen Koffer mit Handfeuerwaffen, Messern und Granaten; dass er hier erst betteln musste, stand nicht in seiner Agenda.
„ Ach, Melli, vergessen wir doch das Ganze. Gib mir ´nen Kaffee und gut.“
Das wollte Melanie aber auch nicht. Hier ging es um Geld, und sie machte jedes Mal so einen Aufstand, wenn jemand nach einem „Vermittlungsgeschäft“ fragte. Dieses Wort Vermittlungsgeschäft beruhigte ein wenig ihre Nerven und auch ihr Gewissen, was bis jetzt immer geklappt hatte. Sie trug keinerlei Verantwortung dafür, was mit ihrer Ware geschah. Würde sie Kugelschreiber verkaufen, und es würde damit jemand abgestochen, stünde sie ja schließlich auch nicht in der Verantwortung. „Na, komm, sag schon! Mehr als nein sagen kann ja nicht passieren! Brauchst du ‘nen jungen, hübschen Mann?“ „Was?“
„Sei nicht albern, wir sind erwachsen! Ich weiß doch, was läuft! Du bist nicht mehr der Jüngste, Attraktivere gibt‘s auch, und es ist ein ganz natürliches…“
„Ich bin nicht schwul! Wie kommst du darauf, dass ich schwul wäre?“
„Bist du sicher? Manchmal kommt das Comingout ja echt spät!“
„Ganz sicher!“
Freddi verzog sein Gesicht. Alt, schwul und hässlich. Das war ein bisschen viel auf einmal.
„Echt? Ich dachte immer, du bist schwul. Du hast irgendwie kein Interesse gezeigt, zum Beispiel bei meiner Aushilfe, Roswitha. Alle hau`n ihr auf den Po, du nie.“
„Ich bin halt nicht so! Und Roswitha ist 72 und hat keine Zähne mehr!“
Das brachte Melanie auf. Frauenpower!
„He! Rossi ist ´ne tolle Frau! Wenn du wüsstest, was die mitgemacht hat!“
Freddi wusste nicht, wie Schicksalsschläge einen Menschen aufhübschen sollten. Oder mit ihrem Zahnstand zusammen hingen. Er wollte endlich zur Sache kommen.
„Ich brauch was Anderes.“
Melanie hielt das für ein lustiges Ratespiel.
„´ne junge Frau vielleicht?“
„Kannst du vielleicht mal an was Anderes denken?
Ich brauch ‘ne Waffe.“
Unwillkürlich hatte Freddi seine Stimme gesenkt.
„Was?“
„Eine Waffe, ich brauche eine Waffe!“
„Oh, das wird schwierig!“
Dies war ebenfalls eine normale Redewendung in Melanies Repertoire. Schwierig hieß natürlich auch immer teuer, und das war ganz in ihrem Sinne.
„Was schwebt dir denn so vor?“
„Ich hab´ keine Ahnung von so was.“
„Okay, andersrum: was haste damit vor? Den Nachbarn erschrecken oder ´ne Bank überfallen?“
Freddi war keinesfalls gewillt, Melanie etwas davon zu erzählen.
„Eher Bank überfallen.“
Aber er war so von sich begeistert, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, dass er sich eine geheimnisvolle Information nicht verkneifen konnte. „Ich will Jemanden töten.“
Melanie schwieg sekundenlang.
„Willste da nicht noch mal drüber nachdenken? Mach dir dein Leben nicht kaputt.“
Sie starrte ihn mitleidsvoll an. Freddi starrte mit schiefem Gesicht zurück.
„Was hast du denn gedacht, was man mit einer Pistole so macht?“
Melanie konnte dazu nichts sagen. Sekundenlang war das einzige Geräusch im Raum das nervige Getröte des Spielautomaten, der mit der großen Serie verlockte. Melanie schaltete um auf geschäftstüchtig.
„Ich empfehle eine neun Millimeter, da machste nix falsch. Revolver oder Automatik?“
Das überforderte Freddi völlig.
„Was ist denn der Unterschied?“
Melanie wischte diese Details mit einer Handbewegung beiseite.

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Wahrscheinlich meinst Du Agoraphobie? Oder ist das eine Wortneuschöpfung?
Zum Lesen bin ich noch nicht gekommen …

LG
Pamina

Jo!

Hier gibt es keinen Grund, “niemanden” groß zu schreiben.

… ihr ebenbürtiges Äquivalent. (Bezugswort ist “die Begründung” = femininum.)
Den Satz und die beiden folgenden musste ich dreimal lesen, aber so richtig kapiert habe ich sie immer noch nicht. Auf jeden Fall haben die vielen Nomen meinen Lesefluss deutlich gestört.

Da hier “ein” davorsteht, handelt es sich um ein Substantiv. Ich würde es mit Bindestrichen schreiben: ein Plus-Minus-Null.

Was ist “hausflurklein”? Ist das jetzt groß oder klein? Wie groß sind Hausflure im Allgemeinen?

Hier würde ich vor “Was?” einen Absatz machen, da die Sprecherperspektive wechselt.

Hier würde ich nach “Ganz sicher!” keinen Absatz machen, da die folgenden Gedanken zum Sprecher gehören.

Zusammenhängen wird zusammengeschrieben.
Nur wenn zusammen die Bedeutung von “gemeinsam” trägt, wird es vom folgenden Verb getrennt geschrieben.
“Keine Ahnung, wie Schicksalsschläge mit dem Zahnstand zusammenhängen.”
Aber: “Die Verbrecher werden zusammen hängen (= am Galgen; gleichzeitig.)”

Hier zitiere ich einfach mal den Duden: “Die verschiedenen Formen von ander- werden im Allgemeinen, auch in Verbindung mit einem Artikel, kleingeschrieben: der / die / das andere, die anderen, ein anderer, alles andere, nichts anderes, keine andere, jemand anders / anderer, zum einen ‒ zum andern, unter anderem, wie andere meinen … Man kann es auch großschreiben, wenn hervorgehoben werden soll, dass andere nicht als unbestimmtes Zahlwort gemeint ist: die Suche nach dem Anderen (= nach einer neuen Welt), der Dialog mit dem Anderen (= dem Gegenüber, dem Vertreter der Gegenpartei).”

Ich habe jetzt nicht so darauf geachtet, aber wenn man den letzten Buchstaben bei einem Verb weglässt “hab” etc. setzt man meines Wissens keinen Apostroph. Zudem sieht es hier aus, als hättest Du eher die Taste mit dem Akzent gedrückt und nicht die mit einem Apostroph. Der Apostroph ist auf einer QUERTZ-Tastatur auf der gleichen Taste wie das Doppelkreuz #. Man muss nur noch die Shift-Taste bemühen. Der Akzent ist neben der Rückkorrigiertaste.

Wenn auf einen Doppelpunkt ein vollständiger Satz folgt (z.B. eine Frage), schreibt man diesen groß. “Okay, andersrum: **Was **haste damit vor?”

Ich sage zum Inhalt jetzt lieber nichts weiter, weil ich zu der Fraktion derjenigen gehöre, die lieber Show als Tell lesen. Ich kann mir so viele Informationen auf relativ kurzem Raum einfach nicht so gut merken und mein Kopfkino springt auch nicht so deutlich an. Ich würde lieber miterleben, wie Melanie ihre mütterlichen Gefühle ihren Kindern gegenüber auslebt.

LG
Pamina

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Du hast ine interessante Herangehensweise, verehrte Pamina, unbestritten. Aber wenn Dir der Text nichts sagt, soll es wohl so sein.

Du bleibst Deinem Stil treu. Toi toi toi. Ich find es gut, aber das weißt du ja.

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Danke, mein Lieber! Da müssen meine Leser einfach durch. Hassen oder lieben - darum gehts, oder? Aber ich bin ja noch entwicklungsfähig…

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Hallo @narratöör,

mMn ein gelungener Text, der sich flüssig liest und dein distanziert-sarkastischer Erzählstil gefällt mir.
Dennoch zwei Anmerkungen:

  • wenn dein Roman eine Satire/Persiflage ist (wovon ich ausgehe), finde ich deine Nachnamen (Sorgenfrei, Fünffinger) ok, ansonsten wären sie eher unpassend, ehrlich gesagt sogar etwas albern.
  • bei deinen gustatorischen Äquivalenten geht es mir ähnlich wie Pamina. Entweder ich verstehe den Vergleich/das Wortspiel nicht oder es passt wirklich nicht. Im Moment wirkt es auf mich mehr wie ein verkrampfter, künstlicher Versuch, Melanies Körperfülle und Kinderreichtum gewaltsam in einen Zusammenhang zu bringen, so nach dem Motto “Reim dich, oder ich fress dich”.

Aber diese Punkte haben auch keine entscheidende Bedeutung, ich würde zwar die Stirn runzeln, aber deswegen das Buch nicht beiseite legen. Von daher: Gut gemacht und viel Erfolg damit!

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Hey, @narratöör
Auch von mir viel Erfolg!
Dein Stil gefällt mir nach wie vor, nur das Thema spricht mich diesmal nicht so an.

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Verehrter RalfG, es ist schon eine Mischung aus beidem, Satire und Tragik, wie Du am Text über Anton erkennen könntest. Mein Held macht sich mit seinen Texten echt lächerlich, die Sache, in die er hineingerät, ist aber alles andere als harmlos. Mit den Namen ist das so eine Sache, ich würde es eher störend finden, wenn meine Helden Meier, Müller oder Schmidt hießen. Davon abgesehen ist Sorgenfrei/Sorgenfrey ein nicht wenig vorkommender Name. Und es gibt eine Journalistin, die den Namen Fünffinger trägt. Der Name bedeutet “mit nur einer Hand”, und dann passt es wieder zum Text. In meinem Job kommen mir viele Namen unter, einige Tausend jeden Monat, Du würdest Dich wundern, und bei ungewöhlichen Namen frage ich immer nach, ob die Namensträger die Bedeutung kennen. Erstaunlich, wieviele Menschen darüber absolut gar nichts wissen. Schönstroh, Käsemann oder auch mal ein von Berlichingen - da komme ich nicht daran vorbei. Aber ich sehe Deine Verbindung zum legendären Herrn Hallmackenreuther.

Ja, schade. Ich habe es nicht ganz verstanden, aber nach wie vor gilt: Es ist reine Geschmackssache. Der wunderbaren Pamina22 gefällt es ja auch nicht. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich mit meinem Stil und meinen Blickwinkeln entweder gehasst oder gemocht werde. Aber ich will es ja auch nicht Jedermann recht machen. Trotzdem - danke für Deine Mühe.

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Haben Sie da an eine Schlaf-Sitz-Garnitur gedacht mit versenkbaren Rückenpolstern, eine Couch-Dreh-Kombination oder das klassische Horizontal-Ensemble? :smiley:

Danke, das Du mir diesen wunderbaren Sketch in Erinnerung gerufen hast!

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Ich finde es einfach nur gut.

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Ich bin ein großer Fan von Loriot. Und Hallmackenreuther klingt wie ein Name, den es in freier Wildbahn nicht gibt.

Das freut mich. Und das war der Plan. Vielen Dank!

Hallo @narratöör,

die Formatierung des Textes ohne Absätze hat mich ein wenig abgeschreckt. Ich habe neulich bei den Schreibdilettanten gehört, dass auch die Strukturierung (also nicht nur die Wahl der Worte sondern auch ihre Positionierung auf dem Blatt) nicht zu unterschätzen ist. Jetzt weiß ich, was sie damit meinten :smirk:

Aber ganz unabhängig davon hat mir die Leseprobe gut gefallen. Die Charaktere haben Charakter. Dein Stil mit den kurzen Sätzen und der gelegentlich überraschenden Wortwahl erzeugt in meinem Kopf ein herrlich absurdes Gesamtbild. Das hat mir gefallen.

An einigen Stellen reißen mich Formulierungen aus dem Lesefluss raus. Ich möchte jetzt nicht auf jede Einzelne eingehen. Nur drei Beispiele:

Ich musste zweimal drüber nachdenken, bevor ich gemerkt habe, dass es der zweite Satz etwas anderes ausdrückt als der erste. Alternativvorschlag: Anton Fünffinger hatte vergessen, warum er letztlich auf der Straße gelandet war. Vielleicht hatte er den Grund dafür nie gewusst.

Ich habe keine Ahnung, was mit „seinen Zecken“ gemeint ist. Das, was m.E. in Berlin darunter verstanden wird, passt hier eigentlich nicht so richtig.

Die Dopplung von „Verantwortung“ könnte man vielleicht vermeiden.
Alternativvorschlag: Sie trug keinerlei Verantwortung dafür, was mit ihrer Ware geschah. Wenn sie Kugelschreiber verkaufte, und es würde damit jemand abgestochen, wäre das ja schließlich auch nicht ihre Schuld.

Viele Grüße,
Gregor.

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Kein Buch, das ich selbst lesen würde, aber ich muss anerkennen, es ist gelungen.

Meine erste Assoziation war: “Poetry Slam”. Ich weiß, das ist es nicht, aber ich habe mich gerade vor mir gesehen: Ich lege mich ins Bett, um meine meine extrem langsam getakteten Detektivgeschichten zu lesen, und meine Frau dreht den Fernseher auf, und da überfällt uns ein Wortschwall, ein Satzschwall, eine atemlose und anfangs (relativ) absatzlose Geschichte. Ich würde nach ein paar Minuten aufstehen und die Balkontür aufmachen, einmal durchlüften, da die vielen Menschen mit ihren vielen Worten und ihren vielen schnellen Hintergrundgeschichten erst einmal Luft zum Atmen brauchen.
Aber, gelungen.

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@CaptGregSparrow
Zu den Zecken – das ist ein Synonym für Blutsauger, also Leute, die einen nur ausnutzen :wink:

Obwohl ich einen anderen, etwas lebendigeren Erzählstil bevorzuge, manches selbst anders formulieren würde, klingt der Text von @narratöör interessant, in seiner Idee ansprechend und hat durchaus mein Kopfkino geweckt. Er ruft auch einige Fragen hervor: Was wurde aus der Frau? Wie liest sich Eric Shadow (der Name ist grässlich)?

Einige Absätze würde ich aber anders setzen, um den Lesefluss zu erleichtern.

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Captn, mein Captn, das ist ein Fehler, der beim Übertragen geschehen ist. Im Original ist das natürlich korrekt. So sorry!

Zecken sind die unzähligen Damen, die Anton gnadenlos ausnutzen. Ich dachte, die Bezeichnung für diese Art von Blutsauger wäre allgemein bekannt.

So isses!

Herzlichen Dank! Absurd ist genau das, was ich will. Das Leben ist absurd, oder doch oft genug.

Ich denke darüber nach. Danke!
Die Überfülle an Informationen - bei denen ich auch den geneigten Lesern das eine oder andere gewissermaßen wegnehme und sie ihrer Fantasie beraube - entspricht meinem Naturell. Ich ticke da etwas anders. Ein Beispiel: Ein Mensch geht durch die Fußgängerzone und um ihn herum geschehen einige tausend Dinge. Da kotzt ein Kind, ein Hund bellt, die Deko im Brautmodengeschäft ist neu, der Mensch trifft Elke und Karl-Heinz direkt vor Mc Donalds, etc. All das nimmt das Bewußtsein und das Unterbewußtsein auf. Wenn dieser Mensch zuhause ist, bleiben von den ganzen Infos ungefähr sechs übrig. Den Rest hat das Unterbewußtsein herausgefiltert, weil er mit diesem Menschen nichts oder wenig zu tun haben und für ihn nicht relevant ist. Fragt mal einen Polizisten nach Zeugenaussagen. Ich verfüge nicht oder nur partiell über diesen Filter, meine Wahrnehmung ist eine andere. Oft anstrengend, aber geil. Was für mich relevant ist, muß ich quasi händisch aussortieren. Und so schreibe ich auch.

Über den Verbleib der Ex-Gattin von Anton ist leider nichts bekannt.

Das ist Absicht. Mein Held Freddi glaubt ja, er könne** den** Bestseller schreiben und geht danbei anfangs so naiv vor, das es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Mir ist kaum ein dämlicherer Name eingefallen. Ich leg noch einmal einen Text nach, um das zu verdeutlichen:

Freddi war nicht zufrieden. Das war einfach nicht genug. Und total gewöhnlich! Auf ein Neues.
„*Der Hauptbestandteil von Erics Blut war reines Adrenalin. Es pochte in seinen Schläfen und es juckte in seiner Pistolenhand. Die Glock war geladen und bereit, der Gerechtigkeit, der Menschheit zu dienen, das Böse aus der Welt zu schaffen. Jede Faser, jedes Atom seines geschmeidigen Körpers vibrierte, seine Muskeln angespannt. Die Müllmänner von Dr. Hassinger waren mit ihren Bleispritzen direkt im Wagen hinter ihm, aber das bereitete ihm keine Sorgen.“ *

Oder:
Die Klippen waren steil und brüchig und es stürmte unaufhörlich. Der Regen peitschte Eric ins Gesicht, als er sich an die erste Kante hängte und schon wieder den nächsten Halt ertastete. Er musste es unbedingt schaffen und Eric überprüfte noch einmal die Glock.“ Ähnliches Problem – mitten in einer Steilwand beim Freeclimbing mal eben die Wumme checken! Freddi war jedoch zuversichtlich – mit den neuen Erfahrungen?

Freddi hielt sich bei seinem Roman nicht an eine festgelegte Reihenfolge.
Er schrieb einfach Szenen, die ihm in dem Kopf kamen und er hatte sich sogar ein dickes Notizbuch zugelegt, das er immer und überall mit sich herumtrug. In seinen Augen war die Reihenfolge auch völlig belanglos, die Zutaten mussten einfach stimmen. Es war doch letztendlich egal, wann das Salz zu den Kartoffeln kam, vor oder nach dem Garen, oder? Und bei Pellkartoffeln war es sowieso absolut wumpe, schon wegen der Schale. Oder nicht?
Und so glaubte Freddi zu wissen: es musste eine Sexszene her, irgendwann, unbedingt. Zum einen war Eric Shadow natürlich ein absoluter Frauenschwarm, da würde sich der Leser doch wundern, wenn da nicht irgendetwas liefe. Sex and Crime, das gehörte einfach zusammen wie - Katenschinken und Ei. Zum anderen erschien es Freddi auch als würdig schwierige Aufgabe. Leider konnte er auch hier kaum aus eigenen Erfahrungen schöpfen; die paar sexuellen Erlebnisse, auf die er hätte zurückgreifen können, passten auf die Rückseite einer Briefmarke.

Die Damen, die Eric flachlegte, pflegten im Allgemeinen über die komplette Anzahl der gewöhnlichen Gliedmaßen zu verfügen. Eric vögelte sicherlich Frauen, die sofort ihr Pfefferspray zögen, würde Freddi sie nur nach dem Weg zum Bahnhof fragen. Erics Frauen waren schön. Nicht hübsch, sondern schön. Der Klassiker: eine schmale Nase, hohe Wangenknochen und ein hinreißendes Lachen wie eine Perlenkette in Champagner, zierliche Figur, große Möpse und Knackarsch, ganz klar. Und natürlich absolut hingebungsvoll und trotzdem auf eine wundersam widersprüchliche Art und Weise sittsam und nahezu keusch. Aber in der Gegenwart von Eric Shadow schmolzen sie alle dahin wie Butter in der Sonne und warfen ihre Keuschheit in den Schmutz der Erotik und ihre Stringtangas auf den teuren Teppichboden der Präsidentensuite. Hey, das musste er sich unbedingt notieren!
Wie schreibt man eine Sexszene?
„Ihre Lenden bebten, Lava floss durch ihre Adern, als sich Eric geschmeidig in einer einzigen, eleganten Bewegung seiner Smokinghose entledigte und sein Gemächte zu Tage trat.“ *
Gemächte? Zu Tage trat?
Oder
: „Josephine stand völlig nackt vor ihm und rieb ihren Körper an Eric. Sie war fällig, und er wusste, er würde ihr heute Nacht die Seele aus dem Hals ficken.“ *
Freddi konnte machen, was er wollte, er landete immer zwischen dem Frauenarzt von Bischofsbrück und einem postmodernen, pornösen Jerry Cotton. Und das war ja nicht glaubwürdig. Zu Tage treten! Gemächte! Was hatte er sich dabei gedacht? Ein dritter Versuch*: „Angelika verschwand im Bad und Eric streckte seinen gestählten Körper panthergleich auf dem Sofa aus. Er lockerte gerade seine Fliege, als Angelika nackt das Wohnzimmer betrat und „Alles, was du willst“ feucht in sein Ohr hauchte.“*
Na, bitte! Es ging doch! Eine gute Kombination aus dem Traum aller Männer und voraussichtlichem, hartem Sex! Die ewig und jederzeit verfügbare Gespielin! Bei Gelegenheit würde Freddi das noch ausbauen, aber er dachte ganz sicher, das sei der richtige Ton. Nicht so verklemmt! Es waren doch nur ein paar Pixel auf seinem Rechner!

Ich hoffe, Ulli löscht mir diesen Text nicht… Sex, eieiei…
Ja, mein Held ist ein Trottel. Ich war selbst ganz überrascht, wie dumm er sich entwickelte. Und Dummheit ist gefährlich. In meinen Texten ergibt sich übrigens öfter eine Art Crossover, d. h. dass der Held eventuell die Gedanken des Erzählers aufnimmt, ohne, dass dies sonderlich gekennzeichnet wird. Die Umrisse, wer was erzählt oder gerade denkt verschwimmen etwas. Das ist natürlich gewollt.

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Da ist was dran, wenn auch nicht so beabsichtigt. Ich habe jedoch öfter von Lesern gehört, das sich Ehepaare gegenseitig meine Texte vorlesen. Und dann ergibt es wieder Sinn.