Weit ist der Weg

… will heißen, es hat gedauert bis ich definitiv zum Schreiben kam.
Zunächst einmal aber ein herzliches Hallo aus Wien!
Ja, ich bin ein Sehr-spät-Berufener. In meinem beruflichen Vorleben war ich Arzt und habe Gutachten, Arztbriefe und Befunde geschrieben. Erst mit Mitte 50 habe ich mein erstes Buch ernsthaft in Angriff genommen.
Dieses ist mittlerweile schon im Handel: Saat der Rache - Die Chronik der Niflungen; als eBook und Taschenbuch überall erhältlich! - Ihr habt gesagt, Werbung sei erlaubt :wink:
In die Arbeit zu meinem ersten Buch bin ich jedoch mit einer unglaublichen Blauäugigkeit hineingegangen. Nachdem ich durch MS W*** und seiner fehlerproduzierenden Autokorrektur schier zur Verzweiflung getrieben worden bin, habe ich mich nach professionellen Alternativen umgesehen und bin schließlich bei Papyrus Autor gelandet. Wenn auch in der Usability gewöhnungsbedürftig, ist es doch ein sehr mächtiges und hilfreiches Werkzeug für jeden, der professionell Texte erstellen möchte. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an das Entwicklerteam - das mit der Usability kriegen wir auch noch hin. (So, jetzt habe ich mir bereits das erste Mal hier die Finger verbrannt :wink:
Wie ihr am Titel meines Erstlingswerkes erahnen könnt, handelt es, vielleicht etwas ungewöhnlich geschrieben, von den Nibelungen. Aber das Buch ist weder als Sage noch als Fantasy konzipiert, sondern ist ein historischer Roman, spielt im Frühmittelalter und versucht die historischen Hintergründe (die später zur Sage wurden) nachzuerzählen.
Dieses Buch ist, wie gesagt, schon fertig und ich arbeite zurzeit an meinem nächsten Roman. Weil man gerne, wenn man sich über den ersten Schritt getraut hat, größenwahnsinnig wird, schreibe ich jetzt an einer Romantrilogie. Meinem Genre bleibe ich Treu und es wird wieder ein historischer Roman, diesmal aber im ausgehenden Mittelalter an der Schwelle zur Renaissance spielend. Es wird die Biografie eine Musiker-Arzt-Astrologen (das war damals eine durchaus nicht ungewöhnliche Berufskombination), der durch Europa zieht und bis in höchste Kreise aufsteigt und dann schrecklich fällt.
Da ich aber für meinen 400 Seiten starken Erstling 6 Jahre recherchiert und 2 Jahre geschrieben und korrigiert habe, dürfte es mit der Veröffentlichung des kommenden Dreiteilers noch etwas dauern.
Aber zunächst einmal: Es freut mich hier zu sein und ich hoffe auf einen regen Gedankenaustausch und gelegentliche Hilfestellung (wie ich sie gestern schon von NinaW erfahren durfte - vielen Dank dafür)
Liebe Grüße
pilgrim

Hallo!
Als Germanistik-Studentin habe ich natürlich das Nibelungenlied gelesen (in „Originalssprache“ Mittelhochdeutsch) - daher interessiert mich dein Roman gerade besonders. Ich hab direkt mal bei Amazon hineingeschnuppert und werde es mir demnächst mal bestellen - sobald ich den letzten Schwung, den ich bestellt zu Ende gelesen habe.
Respekt, dass du so viel Zeit darin investiert hast: Um ehrlich zu sein, finde ich das genau richtig. Wenn man, in diesem Falle du, hinter deiner Entscheidung, dich der Schriftstellerei zu widmen, stehst, ist eine totale Fokussierung darauf genau richtig (DAS war mal ein Satz mit vielen Kommata!). Ich find es super, dass du es durchgezogen hast. Toi, toi, toi für dein nächstes Projekt. Manchmal muss man eben nach den Sternen greifen :footprints: .

Jetzt einmal kurz in eigener Sache :kissing:: Könnte man deine Erfahrung als Arzt auch nutzen, indem man dir ein paar Fachfragen stellt? Manchmal hänge ich an ein paar speziellen Sachen, die ich auch durch Recherche nicht eindeutig klären kann. Da wäre natürlich ein Mann vom Fach eine enorme Hilfe :smiley: Ich dachte mal, ich bin einfach so frech :wink:

Ich hoffe du fühlst dich hier im Forum wohl!
kerstin

Hallo Kerstin,
Freut mich, dass mein Buch Dein Interesse wecken konnte. Wenn Du’s dann gelesen hast, scheu Dich nicht, mir eine Rezension bei Amazon „reinzuwürgen“ :smirk:.
Was den Arzt betrifft sei Folgendes vermeldet:
Erstens habe ich gar nicht spezifiziert, was für ein Arzt ich war - die Medizin ist aber ein hochspezialisiertes Gebiet. Gut, das lässt sich nachholen - ich war Unfallchirurg.
Zweitens bin ich 5 Jahre weg vom Fenster. Das ist bei der Geschwindigkeit der Entwicklung eine Ewigkeit! Mit einer Vielzahl an Gerätschaften, die heute verwendet werden, wüsste ich vermutlich kaum etwas anzufangen.
Das heißt, um Deine Frage zu beantworten: Solltest Du als Patientin Fragen an mich haben, muss ich leider abwinken. Ich habe keine Befugnis mehr als Arzt tätig zu sein. Du kannst mich zwar gerne etwas als Autorin fragen, aber ob meine Antwort über das, was Du von Wikipedia und Dr. Google erfährst, hinausgeht, kannst Du ruhig bezweifeln.
Aber wenn Du einen Krimi schreibst und wissen willst, ob eine Scalpellklinge im Körper abbrechen kann, dann frag mich ruhig.
Liebe Grüße

OMG… Kann sie? Ich würde ja auf Nein spekulieren, aber jetzt bin ich schockiert und fasziniert gleichzeitig.

Nina!
Das ist nett, dass Du wieder bei mir vorbeischaust.
Wie sagte Obama doch so treffend: “Yes, it can!”

Ahhhhhh! Das ist ein verstörendes Detail. Und faszinierend. Auf jeden Fall Roman-würdig.

P. S. Ich bin überall :wink:

Dein P.S. könnte ebenfalls als verstörendes Detail gesehen werden :unamused:.
Aber bei dem netten Portrait fühlt man sich gerne beobachtet :slight_smile:

Keine Sorge, bei kleinen und großen Wehwehchen hab ich meinen Hausarzt des Vertrauens. Es geht dann tatsächlich um Fragen als Autorin. Danke jedenfalls :coffee:

Hallo Pilgrim,

mit dem späten Autoreneinstieg bist Du nicht allein. Bei mir war es ähnlich.
Das erste Buch, ein, “historisierender” Fantasyromen, nenne ich jetzt einfach mal so, weil er in die Zeit der Templer reicht und mit einer Sache zu tun hat, die es wirklich gibt, zieht nun ein zweites nach sich, das in die dunkelste Zeit des 20. Jahrhunderts geht. Auch dieses Buch wird einige Dinge beinhalten, die es wirklich gegeben hat.
Aber das Spannendste für mich ist mein Projekt, zusammen mit einer Schülergruppe einen Fantasyroman zu schreiben, der sich mit heutigen Problemen und Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft befasst, aber auch in die Vergangenheit führt, worin das fantastische zu sehen ist.
Auch wenn ich keine medizinischen Fragen haben sollte, hätte ich gegen einen regen Austausch nichts einzuwenden.:slight_smile:
Übrigens, Wien lädt mit seinen schönen Cafés geradezu dazu ein, schriftstellerisch tätig zu sein. Ich denke da u.a. an das Hawelka oder an den Bräunerhof. Sollte es andere schöne, sprich wientypische Cafés geben (ohne viel Tourismus), Landtmann und Central kenne ich schon, die Du empfehlen kannst, lass es mich bitte wissen, werde im Sommer in Wien sein.

Lieber Theophilos,
Dein Projekt mit einer Schülergruppe einen Roman zu schreiben finde ich wirklich gut. Ich wünschte ich hätte seinerzeit auch so einen ideenreichen Lehrer gehabt. Respekt. Austausch: sehr gerne!
Wenn Du auf der Suche nach der Wiener Kaffeehausliteratenkultur bist, bist Du etwa hundert Jahre zu spät dran ;). Aber das weißt Du ohnehin - Du gibst Dich als Insider der Szene zu erkennen.
Es gibt schon schöne Kaffeehäuser in Wien, auch mit Flair und guter Aussicht (z.B.: das Salett’l in Döbling), aber es ist halt doch so, dass die Einen Massenware sind und die Anderen, die hervorstechen, touristisch „erschlossen“ und völlig überlaufen sind. Auch die Dritten, die mal gut waren und mittlerweile völlig versifft sind. Aber guten Kaffee findet man in Wien überall. Bloß Du als Raucher wirst von den gesetzlichen Restrikitonen nicht begeistert sein, die die Gemütlichkeit für Raucher (Zigaretterl oder Pfeife zum Kaffee) deutlich einschränken.
Es gibt aber auch eine Kaffee-Hipsterszene :cool: :coffee: als Gegensatz zu Starbuck’s und Co, die einen Trend zu natürlichen Aromen und differenzierten Zubereitungen setzen. Hat mit Literaturkaffeehäusern gar nicht zu tun, ist aber vielleicht einen Versuch wert. Das K’Mik (kaffeemik, Zollergasse 5, 1070 Wien :thumbsup:slight_smile: ist so eines und liegt in einer Quergasse der Mariahilferstraße (Einkaufsmeile) - insofern ein idealer Ort, um kurz Mal Pause vom Shoppen zu machen.
LG
pilgrim

Lieber Pilgrim,

danke für die Hinweise.
Aber das Café in der Zollergasse ist mir ein bisschen zu modern. Ich liebe eher die Cafés wie den Bräunerhof oder das Café Griensteidl, sowas in der Art. Nur etwas kleiner. Ich hatte zwar geschrieben ohne viel Tourismus, aber andererseits reizen die Touristen, um Studien machen zu können.
Ins Demel bekommen mich keine zehn Pferde mehr rein, da war ich vor vielen Jahren mal drin. Nie wieder, einfach nur Nepp.

Ach ja … Die schönen Cafés … Die gab es hier auch mal …:cry: In Mannheim sogar eins mit Klavierbegleitung live. DAS hatte echt Stil (und war auch noch im Jugendstil - welch Wortwitz ;))
Gibt es alles nicht mehr. Das ist echt schade :frowning:
Naja, die meisten sind zum Telefonladen mutiert. Ich finde das gruselig.
Kann Euch verstehen :coffee:

Liebe Grüße,
Vroni

Die Studien an den Kaffeehausgästen haben schon Karl Kraus zu seinem “Die letzten Tage der Menschheit” inspiriert. Und wie’s aussieht ist es ohnehin bald wieder soweit.
Überhaupt ist es erstaunlich, wie sich die Dinge (abgesehen von den Cafés) ähneln trotz der hundert Jahre, die dazwischen liegen. Irgendwie hat sich nichts geändert. :confused:
Ich lese gerade den Jean Christophe von Romain Rolland. Und was der über die Politk und die Politiker (damals für Frankreich) schreibt, kannst du eins zu eins umlegen auf heute Österreich, Deutschland, die EU oder was immer du willst.
Eigentlich ein Horror; vor allem, wenn man bedenkt, wohin der Zustand den Rolland beschreibt, dann ein paar Jahre später geführt hat.
Gruselig
Aber jetzt genug davon . Don’t worry - be happy!

Der Untergang Kakaniens hat die Kaffeehäuser Wiens, Budapests und Triests zum Glück weitgehend unversehrt übriggelassen. Als ich in den Fünfzigern und Sechzigern häufiger in Triest weilte, schrieb ich im Café S.Marco. (Dort schrieben/schreiben auch Saba, Italo Svevo, Joyce, Claudio Magris, Giorgio Michelis, Ezio Solvesi, Elena Blancato u.a.)

In meiner kakanischen Familiengeschichte, die ich pünktlichst zum 5. Mai 2148 fertig „liefern“ werde, spielt auch das S.Marco eine Rolle.

(Übrigens bestehen noch immer alle drei ehemals kakanische Kaffeehäuser aus Triest immer noch!)

@Theophilos
Vergangene Woche hat das „Sacher Eck“ nach 1-jähriger Renovierung und Erweiterung wieder eröffnet ( https://www.sacher.com/hotel-wien-2/kulinarik/sacher-eck/ ).
Dort hat sicher der Wiener Kaffeehaus-Flair Tradition. Aber auch der sog. Nepp (aber auch der hat in Wien Tradition). Dort legst du schon mal für eine Melange und eine Sachertorte € 13,50 ab. Aber wenn du Touristen studieren willst - dort findest du jede Menge davon. Tischreservierung ist ein Muss. Übrigens vom Demel zum Sacher ist es nicht nur geografisch nicht weit; auch was den oben zitierten Nepp betrifft.
Vielleicht ist doch der Bräunerhof das Ideale für dich (wollte dich nur auf dem Laufenden halten :coffee::thumbsup::wink:
LG

@pilgrim2008
Also so, wie Du mir das Sacher schilderst, werde ich da wohl nicht hineingehen. Dann eher noch ins Central.
Im Landtmann, auch nicht weniger Nepp, habe ich mich allerdings immer wohl gefühlt, weil ich dort das Gefühl hatte, dass das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt.
Aber auch ein Touristenmagnet. Am liebsten hätte ich ein kleines Café mit alter Einrichtung, in das eher nur Insider hineingehen.
Vielleicht finde ich ja nochmal eins. Aber das Hawelka ist für mich immer noch der Spitzenreiter.
Herzliche Grüße

Aber da https://goodnight.at/magazin/freizeit/684-unsere-liebsten-wiener-kaffeehaeuser wirst du sicher fündig werden.
Übrigens das “Griensteidl” hat zugesperrt, wurde aber übernommen und heißt jetzt “rien”. Ist auch in der Liste drin.

Danke, werde es mir im Sommer ansehen, wenn ich da bin.
Aber bei der Fülle der schönen Kaffeehäuser weiß ich ja gar nicht, wo ich zuerst hingehen soll. Da gefällt mir eins besser als das andere. Ich muss schon sagen, da habt Ihr eine beneidenswert schöne und gute Tradition in Wien.
Habe mir die Beschreibungen schon durchgeschaut. Wirklich Spitze! Ich denke, ich werde in das ein oder andere gehen.
Nochmals herzlichen Dank.

@Theophilos

Hier werden auch die alten Triester Kaffeehäuser beschrieben: https://www.welt.de/reise/nah/article137510831/Warum-Kaffeetrinken-in-Triest-anspruchsvoll-ist.html

@Abifiz
Danke für die Hinweise über die Kaffeehäuser. Sollte ich in naher Zukunft nach Triest kommen, werde ich ein paar ansehen.

1 „Gefällt mir“