Widersprechen Leerzeilen den Regeln über gute Formatierung?

Einige Textverarbeitungsprofis haben mir gesagt, Leerzeilen seien verpönt. Man könne Leerzeilen durch Formatvorlagen vermeiden.

Wenn ich mir mein Buch, das ich derzeit bearbeite, ansehe, ergibt sich folgendes Bild: 1.) hässliche Leerzeilen zB 10 Leerzeilen vor einem Titel gibt es nicht. 2.) Leerzeilen zwischen Absätzen gibt es, jedoch nicht überall. 3.) Vereinzelt gibt es im Text zwei, drei oder vier Leerzeilen, weil hier eben ein größerer Abstand sein soll.

Wie sieht es mit den Leerzeilen aus? Sind sie entsprechend den Regeln über eine gute Formatierung erlaubt? Soll man sich den Aufwand antun, sie gänzlich zu entfernen bzw. durch Formatvorlagen (Abstand nach …) zu ersetzen? Soll man drei Leerzeilen durch eine Leerzeile mit einer entsprechenden größeren Zeilenhöhe ersetzen? Gibt es hier Must-Have oder No-Gos.

Nach einer Suchmaschinen-Recherche finde ich keine eindeutigen Aussagen.

Es ist eine praktische Frage im Blick auf den Seitenwechsel. Da kann es dann passieren, dass die oberste Zeile eine Leerzeile ist, wenn es mehrere Leerzeilen für den Abstand gibt.

Stimmt. Kann und sollte man, zumindest, wenn man seine Bücher selber setzt. (Wenn ein Verlag im Spiel ist, ist es ziemlich unwichtig, wie das Manuskript aussieht; das macht dann alles der Setzer.)

Grundsätzlich sollte man sich dafür natürlich vor allem andere Bücher anschauen … :wink:

Die Regeln sind je nach Sprachraum leicht verschieden. Im Deutschen* ist es üblich, zwischen Absätzen keine Leerzeilen zu machen, sondern die erste Zeile jedes Absatzes einzurücken, mit Ausnahme der ersten Zeile des ersten Absatzes einer Szene oder eines Textes. (Also so, wie es Papyrus automatisch macht. Wie praktisch!)

Leerzeilen macht man hingegen zwischen zwei Szenen. Beziehungsweise irgendwelche Trenner (in Heftromanen sind es meistens Sternchen.) Trenner haben den Vorteil, dass sie auch sichtbar sind, wenn die Trennung zwischen zwei Szenen mit einem Seitenwechsel zusammenfällt. Trotzdem bevorzugt der “gehobene” Buchsatz die Leerzeile.

Dann wiederum will man meistens nicht, dass eine Seite mit einer Leerzeile anfängt. Was ja vorkommen kann, wenn man Szenen durch Leerzeilen trennt und eine Szene just in der letzten Zeile der Seite zuvor endet. Wie man das korrekt vermeidet, womöglich automatisch (könnte man ja, durch eine eigene Formatvorlage für erste Absätze einer Szene – “Szenenanfang” –, die dann einen entsprechenden Abstand zum vorigen Absatz einhält, der dann entfällt, wenn der Absatz am Anfang einer Seite steht – geht in Papyrus noch nicht automatisch!), weiß ich auch nicht, weil ich, wenn ich bei den Verlagen danach frage, immer nur höre: “Darum brauchen Sie sich nicht zu kümmern, das machen die im Satz dann schon”. Was soviel heißt wie: Lektoren wissen das auch nicht.

Meine Erfahrung mit Manuskripten ist, dass man zwischen Szenen besser eine Leerzeile macht, weil solche Abstände bei den verschiedenen Formatumwandlungen, bis der Text dann im Satzprogramm ist, gern verlorengehen. Und nichts ist ärgerlicher, als wenn zwei Szenen (die womöglich noch an ganz verschiedenen Orten spielen) ohne jede Trennung ineinander übergehen. (Bei einigen der Romane meiner “Marsprojekt”-Serie ist das z.B. passiert.)


*Bei amerikanischen Büchern findet man es oft, dass zwischen den Absätzen Abstände sind; in solchen Fällen wird dann die erste Zeile der Absätze nicht eingerückt. (Gürtel oder Hosenträger also, aber nicht beide zugleich.)

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Tatsächlich funktioniert das, was bei Papyrus (noch?) nicht automatisch geht, im DTP automatisch, d.h. wenn ein Format mit davorgeschaltetem Abstand mit einem Seiten- oder Spaltenanfang zusammentrifft, steht die Zeile bündig oben im Textfeld und nicht mit Abstand zur Oberkante, der Abstand wird dann ignoriert.

In Papyrus habe ich das für mich so gelöst, dass ich alle Überschriftenformate doppelt habe: als normale Überschrift mit Abstand und als identische Kopie ohne Abstand. Im letzten Durchgang Feinumbruch werden dann halt alle in einer ersten Zeile händisch ausgetauscht. Was zumindest gut funktioniert: Die Nummerierungen bleiben fortlaufend.

Das halte ich als Hobby-Lauyouter, -Setzer und -Schriftsteller genau so und dass der Satz auf jeder vollen Seite unter Wahrung der “verwaisten Zeilen” (manche sagen auch “Schusterjungen” und “Hurenkinder”) immer den Satzspiegel ausfüllt. Es ist zwar eine verdammte Fummelei, aber es sieht für mich einfach vollkommener aus.
Berti

  1. Danke

Einen herzlichen Dank an das Papyrus Autor Team für seine tolle Arbeit.
Seit der Version 8.5 habe ich meine Buchprojekte komplett auf Papyrus Autor umgestellt.
Einen besonderen Dank an die Forumsmitglieder für das hilfsbereite, schnelle und professionelle Feedback.

Ich habe das in meinem Buch gleich überprüft. Tatsächlich finden sich einige Leerzeichen am Beginn einer Seite. Manchmal war das so gewollt, manchmal nicht.

Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich hätte schreiben sollen “Widersprechen Leerzeilen, die mit der Returntaste erzeugt werden, den Regeln der guten Formatierung?”

Ich würde gerne mein Buch “setzerfreundlich” schreiben bzw. formatieren. Die Setzer sollen eine Freude haben. Designentscheidungen sollten aber nicht geändert werden. Ich meine, Leerzeilen mit der Returntaste sollten nicht physisch entfernt werden. Aufgrund meiner Sachbuchkomponenten kommt es auch manchmal vor, dass es Sinn macht,** am Beginn einzelner Seiten einen Abstand zu haben**.

Nett, dass mal jemand explizit an die Setzer denkt :slight_smile:

Zu deiner Frage: Ja, aus Setzersicht machen mit der Return-Taste gesetzte Leerzeilen tendenziell eher mehr Mühe, weil im Satz solche Dinge über Formate und Abstände gelöst werden und die zusätzlichen Leerzeilen dann händisch wieder gelöscht werden müssen.

Wenn die Abstände aber nur an einzelnen Stellen und bewusst gewollt sind, dann würde ich das explizit so kommunizieren und z.B. einen Extra-Vermerk dazusetzen, z.B. so:

###hier bitte Leerzeile lassen### (oder: „neuen Absatz mit Abstand“ oder „auf Mitte der Seite einrücken“ oder was immer gewünscht ist.)
Die Raute (oder ein anderes augenfälliges und sonst nicht benutztes Sonderzeichen) macht es sichtbar und lässt sich im Umbruch später gut suchen und eliminieren, wenn die „Post-its“ abgearbeitet sind.

Selbstverständlich denke ich auch an die Setzer. Es liegt doch in meinem Interesse, dass eine Buchveröffentlichung so problemlos wie möglich abgewickelt wird. Dass die Leerzeilen mit Returntaste beim Satz so ein Problem darstellen, habe ich ja bisher nicht gewusst.

Viele Leerzeilen mit Returntaste habe ich schon entfert. Wenn ich auch noch die restlichen entferne, muss ich mir neue Formatvorlagen einfallen lassen und die bisherigen Formatvorlagen abändern. Danach muss ich schauen, ob alles zusammenpasst.

Schätze da geht der ganze Samstag drauf. Nur für die Leerzeilen mit Returntaste.

Mich hat die 80 20 Regel erwischt. Mit 20% des Aufwand kann man 80% der Arbeit erledigen. Für die restlichen 20% der Arbeit muss man 80% an Aufwand treiben.:):):slight_smile:

Beim Selbstverlag immer daran denken, dass falsch gewählte Abstände dazu führen können, dass die Schrift auf beiden Seiten der Seite nicht mehr auf einer Höhe ist. Wenn man dann die durchschimmernden Linien sieht, ist das nicht hübsch und sehr anstrengend für die Augen.

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@sebastianM: 1000 Dank, da wäre ich morgen vielleicht in eine Falle getappt. Wenn man die “Leerzeilen mit Returntaste” ersetzt durch Abstände in Formatvorlagen, könnte man anfangen zu rechnen: Ursprünglich hatte ich drei Leerzeilen. Die will ich durch Abstände ersetzen. Wieviele Punkte hat eine Leerzeile; dann mal 3 und die Gesamtpunkteanzahl gibt man dann in die Abstände der Formatvorlagen ein. Gut! Werde mir noch alles durch den Kopf gehen lassen.

Du brauchst nicht rechnen.
Papyrus kann waagerechte Hilfslinien anzeigen.
Lass die das Lineal links anzeigen, klick dann auf das obere Lineal zieh die Maus bei gedrückte Maustaste in den Text. Dann taucht eine grüne Hilfslinie auf.
Und wenn du dann mehrere Seiten nebeneinander anzeigen lässt, kannst du schauen, dass die Serifen der Schrift immer auf einer Höhe sind.

Eine Herausforderung wird es dann, wenn Überschriften plötzlich 2-zeiligen werden, etc.

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Das mit dem Lineal habe ich gleich ausprobiert.
Zweizeilige Überschriften habe ich leider. Da habe ich die Silbentrennung extra ausgeschaltet.
Die Überschrift haben bei mir eine leicht größere Schriftgröße.

Jetzt fällt mir noch ein Problem ein.
Bei meinen bisherigen Probeexemplaren hatte ich zwischen Überschrift und ersten Absatz immer eine
Leerzeile mit Returntaste.
Diese sogenannten Leerzeilen mit Returntaste habe ich schon lange durch einen Abstand in
der Überschriftenformatvorlage ersetzt. Dieser Abstand ist aber deutlich kleiner als der bisherige
Zeilenabstand einer einzelnen Leerzeile mit Returntaste.

Werde mir das alles mit dem Lineal anschauen.
Im CreateSpace schimmert da einiges durch, wenn man genau hinsieht.
Gerade bei Bildern mit der Farbe Schwarz sieht man es relativ deutlich.

Problemkonstellation. Auf der einen Seite habe ich eine Überschrift am Beginn der Seite. Auf der anderen Seite habe ich keine Überschrift. Da die Schriftgröße der Überschriften bei mir größer ist, passt das nicht ganz zusammen.

Langsam aber doch, scheine ich die Setzerwelt ein wenig zu verstehen.
Ich mache jedoch Fortschritte. Bin aber noch nicht ganz zufrieden.

Damit es passt, musst du der Formatvorlage für die Überschrift unten Abstand mitgeben. Und zwar so viel, dass die Zeilen sich decken.

Ja. Ich denke, Zeilenabstand der Standardzeile mal 2 abzüglich der Schriftgröße der Überschrift. Schauen und mit dem Lineal testen.
Für die zweizeiligen Überschriften werde ich vermutlich eine eigene Formatvorlage benötigen, sofern ich die zweizeiligen Überschriften nicht auf einzeilig bringen kann.

Hinsichtlich meiner eingefügten Bilder muss ich mir die Thematik auch noch ansehen.

Wenn man an die Setzer denkt, dann empfiehlt es sich (paradoxerweise), alle kursiven Textstellen zusätzlich zu unterstreichen. Der Grund ist wieder der, dass “unterwegs” bis in den Satz manche Textformatierungen verloren gehen können, und die Information “kursiv” ist dafür wesentlich anfälliger als die Information “unterstrichen”.

Kann man in Papyrus zum Glück mit ein paar Klicks nachholen.

Ich habe den Cursor zu einer Formatvorlage, die “kursiv” ist, positioniert. Meine Versuche die Formatvorlage zu unterstreichen schlugen fehl. Immer nur der eine unterstrichene Text wurde unterstrichen. Alle anderen Text, die mit dieser Formatvorlage versehen sind, bleiben rein kursiv. Anmerkung: In der Formatvorlage ist das Häkchen "Fett, kursiv, … " gesetzt.

Hallo Analytiker
Über das Menü ’Zeichen’ in den Unterpunkt ’Zeichensatz…’ gehen. Darin alles abwählen, bis auf die Textformatierung. Kursiv markieren und unten links auf den Button ’Markieren’ drücken.
Alles, was in deinem Text kursiv dargestellt ist, ist nun blau markiert. Und alles was so markiert ist, kannst du mit etwas Neuem belegen.

Oder für “Kursiv” gleich eine eigene Zeichenstilvorlage anlegen …

Das lässt sich am einfachsten lösen, indem man den Cursor in diese Formatvorlage setzt, dann auf Formatvorlage klickt, auf Schriftstil geht und dort unterstrichen setzt. Dann müsste es in der entsprechenden Formatvorlage überall geändert werden.

Hatte anscheinend ein Brett vor dem Kopf.

Meine Kursiv-Schriften sind ohnehin nur in einer Formatvorlage enthalten. Da brauche ich nur in der Formatvorlage auf Schriftstile anwählen und kann dann ein Unterstreichen einrichten.

Da fällt mir etwas ein. In ein oder zwei Stellen in meinem Papyrus-Dokument habe ich Teile des Satzes “fett” markiert. Da stellt sich mir die Frage, ob diese Teile vielleicht bis zum Satz auch verloren gehen könnten. Mit einer Zeichenstilvorlage, die ich mir ja einrichten könnte, wäre das Verlustrisiko vermutlich minimiert.